Im Januar '24
Die Sicherheit beim Segeln ist häufig Thema in Foren, Zeitschriften oder Berichten, die wir lesen.
Vielfach wird auch sehr leidenschaftlich diskutiert, ;) das scheint dieses Thema naturbedingt mit sich zu bringen ... Einhergehend auch gelegentlich mit dem erkennbaren Ansatz, andere Segler von der eigenen Wertewelt & Ansicht hierzu überzeugen zu wollen. Da halten wir es wie bisher - und möchten lieber nicht mitmachen. :)
Nichtsdestotrotz sind vielfach auch anregende Sichtweisen dabei, die wir oft und mit großem Interesse mitlesen. Manchmal leider auch mit Schaudern oder echter Anteilnahme. Aus all dem Gelesenen, Gehörten und selbst Erlebten versuchen wir dann, unsere Rückschlüsse für das eigene Verhalten an Bord zu ziehen.
Und die schreiben wir fest & hier einmal für uns auf. Wir probieren & überprüfen sie (beständig), verändern & optimieren, so gut es uns eben gelingt.
Das wäre hier oder an anderer Stelle zu behaupten, daß die Lösungen, die wir für uns abgeleitet haben, je den Anspruch hätten, "richtig" zu sein.
Es sind lediglich (und ausschließlich) unsere Abläufe, ganz ohne Anspruch auf jegliche Richtigkeit für andere, oder gar Allgemeingültigkeit. Die beste Balance eben, die wir für unseren Anwendungsfall bisher finden konnten.
Falls also Segler das Folgende vielleicht als übertrieben, ... als zu wenig, ... viel zu viel oder eventuell grundsätzlich unnötig erachten, ... falls es auf anderen Booten und in anderen Bedingungen möglicherweise gänzlich anders gesehen oder gehandhabt wird - dann ist das vollkommen in Ordnung für uns. Das erwarten wir so ... ja, das muß eigentlich auch genau so sein :)
Und wenn jemand von Euch hingegen Verbesserungen oder Vereinfachungen sieht, die wir bislang übersehen haben - dann sind wir auch hier für eine kurze Nachricht wie so oft unheimlich dankbar.
Die kommenden Zeilen sind für unser Segeln bei Bedingungen beschrieben, die wir als "viel Wind mit Welle" empfinden. Wobei uns bewußt ist, wie relativ diese Wahrnehmung "viel" hier sein kann.
Was für uns bereits an unsere Wohlfühlgrenzen stößt, ist für andere Segler noch weit, weit weg davon. Oder umgekehrt.
So ist das oft mit Erfahrung, Gewöhnung, Risikoempfinden & persönlichen Grenzen - sie sind eben ... unterschiedlich. :) Und sie verändern sich übrigens auch recht beständig. Nicht zuletzt mit dem Alter ...
Hersteller weisen hinsichtlich Einsatzbedingungen teilweise auf Verwendung in Salzwasser auf mögliche Einschränkungen und Handlungsempfehlungen (Spülen) hin. Dauertests in Salzwasser (z.B. practical sailor) bestätigen erwartungsgemäß, daß Materialien korrodieren. Wir nehme unsere Sicherungsleinen nach Verwendung von Deck, spülen und trocknen diese - und fahren gut damit.
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Wir haben erfahrene See-Segler gesehen, die sich mit einer Selbstverständlichkeit behende an Deck von in See gehenden Schiffen bewegen, die wir nur bewundern können. Trittsicher und die Bewegung des Bootes antizipierend, daß es eine wahre Freude ist, ihnen dabei zuzusehen.
Das sind oft auch Menschen, die vielleicht frei und grazil in den Mast klettern, dort oben locker Ausguck halten oder gar in Fahrt noch Reparaturen ausführen können. Segler mit Kiemen und Schwimmhäuten ... ;) ... Das ist großartig!
Aber wir können das so nicht. Und wissen das.
Selbst von diesen bewundernswerten feinen See-Seglern sind einige auf See geblieben, was uns sehr berührt - und kaum vorstellbar war. Was mag ihnen widerfahren sein? Uns treibt das um - aber wir werden es wohl teils nie genau erfahren.
Wir sind nicht so trittsicher. Und wenn die Bedingungen rauher werden - dann werden wir eher unsicherer an und unter Deck.
Respekt, Angst, Sorge, Zweifel an getroffenen Entscheidungen, Anstrengung, Anspannung, Müdigkeit, Erschöpfung, Kälte, beginnende Seekrankheit, Verletzungen ... die Einflußfaktoren, die auf uns dann einwirken, sind vielfältig. Und mache es in Summe eher schlechter, denn besser. Auch dessen sind wir uns unheimlich bewußt und thematisieren das auch.
Ach - und der Schreiber dieser Zeilen, obendrein mit Fußverletzung, ist mit anwachsendem Seegang dann zunehmend leider eher mit der Eleganz eines Dickhäuters denn der einer leichtfüßigen Gazelle gesegnet ... ;) Kurzum: Wir müssen manche Dinge für uns anders machen, als andere. Und das wissen wir.
Was wir auf wirklich absolut gar keinen Fall möchten - ist ein eigentlich vermeidbares Risiko einzugehen, mit der möglichen Konsequenz, daß einer von uns infolgedessen über Bord geht. Oder auch nur außenbords über der Reling hängt.
Die Chancen, daß der Verbleibende an Bord bei schwereren Wind- oder See-Bedingungen, mit Angst, Schock und (möglicherweise noch ausgebaumten) Segeln oben ... dann einhand noch eine erfolgreiche Suche, Rettung oder Bergung erreichen könnte, ... die schätzen wir schaudernd als unheimlich gering ein.
Gute Rettungswesten, Mann-Leuchten, Notraketen in den Ölzeugtaschen, zusätzliche Rettungsleinen in den Westen, ein AIS- und DSC-Ortungssystem in den Westen, die wir tragen, Berge-Flaschenzug am Boot, Notrollen und ständige Übung & gemeinsame Szenarien-Durchsprachen ... das alles mag die sehr geringen Chancen vielleicht - oder hoffentlich - etwas verbessern. Aber "gut" werden die nicht.