MALA.

MALA.
MALA.


Sommertörn 2023
Dänische Südsee, anders als erhofft.


T E I L   3  -  D Ä N I S C H E   S Ü D S E E   I M   W I N D . . .

Freitag, 04.08.23


Startklar in Sonderborg. Freitag, 4. August, so zwischen 14 und 15 Uhr.

"... zu Wochenbeginn kommt es zu einer ungewöhlichen Wetterlage, insbesondere im Sommer... " sagen sie heute Morgen.

JA-DARF-DAS-DENN-EIGENTLICH-WAHR-SEIN?!?! Wir können unser 'Wetterglück' dieses Jahr leicht genervt echt nicht fassen. Die Wetterlage kurz vor unserem Ablegen stellt sich so dar:

Wetter.
MALA

Ich höre die ganze Zeit nur "Sturmlage, Sturmtief, schwere Sturmböen, orkanartige Böen.". Ganz im Ernst? Das gibt's doch gar nicht. Soll jetzt auch unser "Erholungsteil" des Törns wetterbedingt noch ins verregnete Ostseewasser fallen? Fair ist das nicht. Und ausgerechet diesmal sollten diese Wetterfrösche auch noch Recht behalten.

Das Gute, was zwischen den lausigen Zeilen steht ist:
Heute ist erst Freitag Nachmittag. Das müßte uns bis zum Beginn des Winddramas noch mindestens den Samstag (morgen) und den Sonntag (übermorgen) lassen, bis auch wir unterkriechen sollten. Jetzt ist guter Rat teuer. Was tun? Wir streichen, schweren Herzens. Sowohl die Woche Tiefenerholung, als auch den gut ausbaldowerten Rundtörn zwischen all den Inselchen. Was übrig bleibt ist der (traurige) Rest, Lyø & Ærø:

- LYØ
- Bjørnø
- Svelmø
- Avernakø
- Drejø
- Skarø
- Hjortø
- Strynø
- Birkholm
- ÆRØ

Nix Badeparadies vor Anker, Schwimmen im warmen, flachen Wasser, nix Rumpaddeln in der Gegend und abends Grillen am Sandstrand oder im Cockpit. Seufzend drehen wir den Zündschlüssel, lösen die Landleinen und lassen MALA in Richtung Lyø aus dem Hafen laufen.

Kurs Lyø.
MALA

Raum- und Halbwind um die 2-3 Beaufort. Später mehr. MALA läuft im Schnitt etwa 4-5 Knoten ... die Crew scheint es entweder nicht eilig zu haben, oder einfach platt zu sein ;) Genußsegeln, tatsächlich. Der Abschnitt von Gammel Pøl bis zur Nord-Ost-Ecke von Lyø erscheint im GPS-Track fast wie mit dem Lineal gezogen.

Gut getrimmt läuft unser kleiner Kutter treu geradeaus. Der Windpilot hat für den kurzen Schlag Pause - das machen wir elektrisch, die Solarpanele werden's schon wieder richten. Sehr adrett, wir fühlen uns wohl.

GPS-Track.
MALA

Wir SEGELN!! Deswegen sind sind doch hier! Wie SCHÖN!

Die Atlantica mit unseren Freunden nähert sich dem Inselparadieschen von Norden, wir von Süden. Mit den Beiden lagen wir im vergangenen Jahr so schön zusammen erst auf Helgoland, dann auf Föhr, daß wir ausmachten, ob wir nicht ein Treffen "im August in der Dänischen Südsee" hinbekommen.

Das sind doch mal Verabredungen ;) Und das Beste: Es klappt! Wir werden das hinbekommen. Beide Crews sind ein wenig vom Wetter getrieben. Wo genau wir uns treffen, ist noch offen. Das werden wir zusammen sehen.

Für Moment sieht es hingegen noch so aus, als könne das Wetter kein Wässerchen trüben ;) . Es flattern die Stander von Trans-Ocean und Soltwaters fröhlich im Wind unter ihrer Saling, blaue Fetzen Himmel sind immer mal wieder zwischen den tief hängenden Wolken sichtbar, während MALA schäumend die letzten Meilen bis zur anvisierten Ankerbucht abläuft.

MALA & Atlantica.
MALA

Jetzt reffen wir doch tatsächlich noch. Es wird zunehmend windiger. Auch "als erwartet". Gegen 19:45 Uhr steckt das Reff im Groß, so werden wir es leichter haben, wenn wir um die Nase von Lyø herumkommen. Die kleine Insel liegt schon vor uns und ist als Streifen am Horizont klar und deutlich erkennbar.

Gerefft.
MALA

Die große Landnase bei Lyø Sand an der Ostecke der kleinen Insel geht über eine halbe Meile weit raus. Darin enthalten sind Untiefenwerte mit Angaben von 0,3 - 0,5m, die auch für uns dann zu flach sind. Mit ein wenig mehr Respektabstand schnibbeln wir uns mit leicht aufgeholtem Kiel um die Ecke, bergen unsere jetzt wieder trockenen Tücher und machen uns daran, einen Ankerplatz für diese Nacht auszuwählen.

Vor Anker.
MALA

Wir laufen an dem kleinen, gerammelt vollen Hafen vorbei. Das Mastengewirr 'im Fernglas' und die bereits draußen liegenden Boote künden von Enge im Hafen. Das wollen wir heute nicht. Alleine sind wir in der Bucht nicht. Bestimmt 5 Boote liegen schon vor Anker, als wir uns nähern.

Weitere kamen nach uns noch rein und lagen bis weit östlich von uns. Am Tiefenmesser schieben wir uns an den Ankerliegern vorbei, bis wir bei 2,5m das Grundeisen fallen lassen und sauber einfahren.

Über der nördlichen Landnase von Lyø, in deren leidlichem Schutz wir lagen, verglimmt die Sonne diesmal unspektakulär im Wasser. Mit unserem obligatorischen Sundowner in den Händen lassen wir die Szenerie im Cockpit sitzend noch etwas auf uns wirken. Und beobachten unsere Lage zum Anker. Alles paßt prima. Dann "BACKEN & BANKEN", aber flott, wir haben Hunger. :)

Mit allem, was Kombüse und Schapps so hergeben werfen wir ein opulentes Nudel-Reste-Gericht zusammen, reiben frischen Käse drüber und genießen den Abend im warm leuchtenden Salon. Der Anchor Sentry übernimmt die Wache für uns - und wir brauchen nur hie und da mal einen Blick aufs Display zu werfen oder den Kopf für einen Rundumblick rauszustrecken.

Uns steht eine friedliche und ruhige Nacht bevor, was auch die kurzen Checks um 4 Uhr und 6 Uhr einfach nur bestätigen. So ist das schön.

Pflege & Verpflegung.
MALA

Samstag, 05.08.23


Der nächste Morgen. Um 9:30 Uhr schälen wir uns aus den Kojen. Kaffee - das ist die erste Tat nach dem Rundumblick. Wir sind schon wieder praktisch alleine. Was machen die ganzen frühen Vögel bloß den ganzen Tag?! ;) MALA liegt wie festgenagelt am exakt selben Ort, wie zu Beginn, ein sanfter Süd-West streicht mit 1-2 Bft. über uns hinweg.

Zu Schiffsmittag bleibt ein erster Versuch ergebnislos, eine Kamera übers Heck und ins Wasser zu halten, um mal nach dem Propeller zu sehen, der da klappert. "Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen".

3x nichts zu sehen ...
MALA

Trotz intensiver Vor-Ort-Recherche der Skipperin höchstselbst am Klapperpropeller ergab sich nichts Neues. Aber auch keine Auffälligkeiten, wie lose Wellenschneider oder Anoden, oder dergleichen. Ist ja auch ein Ergebnis. Wir entscheiden, es im Auge zu behalten und auf sich beruhen zu lassen.

Aushilfs-Seehund.
MALA

Anm.d.Red.:

Es gab auch tatsächlich nichts zu sehen. Nach über 20 Jahren sind die Flügelchen des MaxProp so weitgehend ausgeschlagen, daß es trotz stets guter Fettfüllung (zumindest, seit wir MALA haben) nun leider klappert und gelegentlich auch klemmt. Im Folgejahr wird unser treues Boot mit einem neuen Propeller und einem Flügelchen mehr versehen werden. Liebe geht manchmal auch durch's Portemonnaie ...

Um 13:15 Uhr gehen wir ankerauf und richten unseren Bug auf die nächste Ankerbucht - Ærø. Es sind nur 14 Seemeilen. Genau die kleinen Hopser, die wir uns eigentlich erträumt und vorgenommen hatten.

Auf diesem kleinen Schlag drehte der Wind über den Tag. Von Südwest zu Beginn mit einer kleinen "Kraftdelle" :) dann langsam auf Südost. Was zu Beginn auch dreht - das ist leider unsere Propellerwelle - und das tut sie normalerweise nicht. Soll sie auch nicht. Das ist bereits das zweite Mal: Die Flügel stellen sich nicht mehr verläßlich zurück in Segelposition. Das ist nicht gut.

Wir sind diesmal nicht alleine. Mit zwei anderen Yachten hangeln wir uns nach Südost durch. Wir alle hoffen wohl, daß der Wind erst etwas später drehen sollte ... An dem zitterigen GPS-Track ist gut erkennbar, wie wir mit MALA unter Vollzeug von Hand jede Delle und jeden Dreher aussteuern, um irgendwie am Laufen zu bleiben.

Hopserchen.
MALA

Während die anderen Boote direkt weiter und in den Hafen laufen, halten wir etwas tiefer und auf die sichelförmige Bucht zu. Hier hoffen wir noch auf eine ruhige Nacht an unserem bewährten Ankergeschirr. Denn was bei der Vorhersage die nächsten Tage in der Enge eines Hafens auf uns zurollt - das wissen wir ;)

Der Anker hält in der malerischen kleinen Bucht unterhalb der Landnase neben dem Hafen von Ærøskøbing. Jetzt ist es an uns, den Moment nicht zu verpassen, rechtzeitig wieder loszukommen. Auch, wenn wir uns dem bald sicher einsetzenden Treck in den Hafen so lange, wie möglich entziehen möchten. Denn der setzt selbst heute schon erkennbar ein ... irgendwo werden wir mit unser kleinen Aluschüssel schon noch einen Platz finden.

Überfahrt nach Ærø.
MALA


Gepfeife an Bord. Ts, ts, ts. Also ehrlich. Macht man doch nicht.

Lediglich 3 Stunden nach dem Ankerauf-Manöver ist alles schon wieder aufgeklart und als erstes pfeift der Kaffee-Kessel bereits unter Deck. An Deck hingegen pfeift zunächst Mia, der Bordhund Seite - daß es jetzt ja zügig auch an Land ginge. Am Liebsten sofort, bitte. Denn Land ist eindeutig erschnuppert & liegt nur ein paar Fadenlängen entfernt. Schwer auszuhalten, als Hund, ganz klar.

Als nächstes pfeift unter Gesches Anleitung die Hochdruckpumpe, die bemüht ist, den Gummitender an Deck liegend schnellstmöglich in eine tragbare, seetaugliche Form zu bringen. So - und zu guter Letzt pfeift der Skipper ... zunächst etwas erschöpft auf dem letzten Loch, dann höchst unschuldig und gen Himmel schauend nämlich, in der Hoffnung, daß er gleich mit seinem Kaffeepott in der Ecke sitzend bei all' der Hektik übersehen - und in Ruhe ausgestreckt auf der Cockpitbank an Bord zurückgelassen würde. ;)

Dieser Wunsch geht doch tatsächlich direkt in Erfüllung. Ist ja nicht alltäglich, auf diesem ziemlich sonderbaren Sommertörn ...

Und so kehrt geruhsame Stille an Bord ein, während Skipperin und Bordhund sich mit trompetendem Kleinst-Außenborder im Gummiboot Richtung Strand von hinnen machen. Ich selbst kann sie bequem aus dem Cockpit im Auge behalten - und kümmere mich pflichtbewußt um den Kaffee, der mit Baileys verbrämt nochmal besser schmeckt. Aus rein medizinischen Gründen, versteht sich. Denn ich bin ja schließlich die Ankerwache an Bord.

Landgang.
MALA

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Viel Wirbel um Wind
Mittlerweile haben es wohl alle Medien aufgegriffen, daß da ein "gewaltiger Sturm" auf die Küsten zurolle. Und daß dies für die Sommerjahreszeit außergewöhnlich sei. Je nach Quelle überbietet man sich mit Warnschildern, roter Alarmfarbe, fetzigen Beschreibungen und zweistelligen Zahlenangaben. Naja. Wir beobachten fleißig - und genießen den Sonnenuntergang.

Wohl wissend, daß wir diese Nacht des öfteren den Kopf rausstrecken werden - um ja den Moment nicht zu verpassen, zu dem auch wir tunlichst den Anker lichten und um die Ecke in den Hafen dieseln sollten. Denn in dieser potentiellen Legerwall-Situation würden wir mit viel Winddruck kaum glücklich werden. Geschweige denn elegant wieder wegkommen.

Wind kommt.
MALA

Die windigen Spaziergänge die nächsten Tage sollten zeigen, wie richtig wir mit dieser Einschätzung lagen: Die unschuldige kleine Bucht glich eher einem schäumenden Hexenkessel. Später im Jahr sollten die niedlichen kleinen Häuschen noch in Mitleidenschaft gezogen werden. Kurzum: Kein Ort für ein kleines Segelboot bei viel Wind aus der falschen Richtung.

Sonntag, 06.08.23


Die Sonne ist schon untergegangen. Das Orange wich tiefem Blau, welches jetzt so langsam dem nächtlichen Schwarz den Vorrang gibt. Sterne können sich heute Nacht nicht mehr durchsetzen, die Wettervorboten in Form von tief- und hochstehenden Wolken kündigen klar und deutlich an: "Ab morgen werden hier andere Saiten aufgezogen. Sei auf der Hut, Schiffer!"

Nachtschicht.
MALA

So gehen wir schlafen. Unterbrochen nur von 2-stündlichen Anker- und Wetter-Checks. Mit Blick auf's Baro & einmaligem Anwerfen des Handys für Wetterinformation und Wetterradar. Sicher ist sicher, diesmal gilt uns das besonders.

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09:45 Uhr. Unsere Maschine läuft kurz warm. Es ist Zeit. Vorne am Bug rattert bereits die Ankerwinsch, mit der Gesche Kette und unsere lange Dehnleine bereits einholt und MALA kurzstag nimmt. Wir sind klar.

Flucht. Auch für uns jetzt.
MALA

Den ganzen (diesmal frühen) Morgen beobachten wir schon die Schlangen von Booten, die eilig gen Hafen streben. Und wirklich groß ist der ja nicht, der Hafen von Æroskøbing. Wir gehen los, der Wind steht schon auf Nordost und beginnt, stetig zuzulegen. Bei 4Bft. kommen wir aus dem Windschutz hinter der kleinen Huk, um die es jetzt geht. Da sind es dann 5Bft. Aber 'zickig', immer wieder unterbrochen von kurzem Fauchen in höherer Tonlage. Höchste Zeit.

Wir folgen dem engen Tonnenstrich mit Ausrichtung grob nach Südwest in Richtung Hafenmole. Vom Wind werden wir durch die Hafeneinfahrt in das kleine Vorbecken des Yachthafens gedrückt. Jetzt schnell. In der Boxengasse linker Hand entdeckt Gesche tatsächlich noch eine große freie Box.

Wir treiben etwas daran vorbei - und gehen dann rückwärts mit dem Heck gegen den Wind in die Box. Zumindest wollten wir das so. War es der Propeller, der nicht richtig aufklappte? War es eine der reinfauchenden Böen, die MALAs Bug noch kurz versetzte? Wir wissen das nicht genau. Aber exakt in dem Moment, als der Drehpunkt des Bootes eben so noch nicht vollständig hinter den Heckpfählen lag, rutschten wir in Lee bugnah kurz an den Holzpfahl und die ganze Chose bekam ihren Drehimpuls zurückgegeben.

Mist! MALAs Luvecke am Heck schwenkt kurz aus - und wir touchieren damit die adrette Schmuckleiste der großen Yacht neben uns. Das ist noch nie passiert (worauf wir seit bald 30 Jahren stolz waren). Riesen-Mist. Der Rest vom Manöver ging schnell und glatt.

Alu-robust gegen Holzleiste-schmuck. :( Das ergab eine 10cm Macke an der Unterseite der Leiste. LEIDER! Uns tat das derart leid. Wir entschuldigten uns lange, der andere Skipper nahm es professionell-anständig und wir tauschten sofort Daten und Versicherungsinformationen, gleich nachdem die Leinen fest waren.

Unsere Versicherung, bei der wir langjährig & schadfrei zufrieden sind, reagierte sofort und herausragend. Wir dokumentierten, stellten sicher, daß alles läuft - und als die andere Crew bestätigte, daß sie sogar schon direkt kontaktiert wurden, konnte bei uns die Urlaubserholung wieder einsetzen. Ein GUTES Versicherungsunternehmen, wirklich. Danke!

Jetzt bleibt für unseren Rudergänger nur noch, die tiefen Schrammen im Lack des eigenen Egos wieder auszupolieren. Ich tue mir fast schon etwas leid. Was für eine verkorkste Zeit, insgesamt. :)

Im Körbchen.
MALA

Der Crew der Atlantica die bereits im Heranrauschen ist, schicken wir unsere Position - und eine kurze Info, wo welche Boxen noch frei sind. Dann legen wir einen Wald voll gedoppelter Springs, doppelten Vorleinen und die robusten Achterleinen mit Scheuerschutz, hängen alle Birnen an die richtigen Positionen, richten das zerkratzte Krönchen - und laufen auf den Steg, um die Leinen anzunehmen. Die Wetteraussichten für Montag, Dienstag sind gelinde gesagt mäßig. Immerhin werden wir die Zeit in allerbester Gesellschaft verbringen. :)

Lage & Wetteraussichten.
MALA

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Wir gehen einkaufen. Und stocken die Vorräte nach Kräften ordentlich auf. Heute Abend wird gegrillt, gemeinsam & in den feinen Hütten oder Unterständen, die der kleine Hafen genau dafür seinen Seglern bereitstellt.

Beim Einkaufsladen mangelt es selbst an einer hochherrschaftlichen Hundehütte nicht. Allerdings ein, zwei Nummern zu klein für unser nasses Deichschaf. Wir schleppen die Vorräte aufs Boot - wohl wissend, daß das später, wenn der Wind so richtig eingesetzt haben wird, mit viel mehr Aufwand verbunden sein würde ...

In dem kleinen hafennahen Imbiß gibt es noch eine schnelle Stärkung für uns, denn essen haben wir in dem Trubel heute glatt vergessen. Der liebenswerte kleine Imbiß mit den netten Betreibern wird den Rest unser Zeit hier geschlossen bleiben - aus gesundheitlichen Gründen, wie wir mitfühlend dem angeklebten Zettel entnehmen. Oh weh.

Einkaufen.
MALA

Wir alle gehen an diesem Sonntag Abend gemeinsam Essen auf dem kleinen Platz in Hafennähe. Zum Kochen, Grillen hatte keiner mehr Lust nach diesem Tag. Zum Feiern hingegen schon ;) - und das können wir gut zusammen. :)

Wir feiern einmal mehr den Geburtstag von Kurt, dem Atlantic-Skipper gemeinsam. Das letzte Jahr taten wir das auf Föhr - wie nett ist das denn?! RICHTIG gut.

Montag, 07.08.23


Am Montag beginnt der Wind zu kommen. Mehr oder weniger, wie angesagt. Bereits morgens schlagen die ersten Böen mit 7-8 Beaufort auf. Hektisches Treiben im Hafen setzt ein. Wir sind einmal mehr glücklich, mit unser immer etwas konservativen Art, MALA festzumachen. Den großen Abstand zum Steg hatten wir gestern schon eingerichtet. Allen Scheuerschutz auf den doppelten Leinen und die Fender ebenso. Für uns hieß es lediglich gucken - ob alles paßt. Und das tat es. So konnten wir rundum bei Bedarf mit anfassen, oder uns dem Klönschnack am Steg hingeben. Auch gut.

Ab Nachmittag begann die Wassertiefe im Hafen wie erwartet zügig zu fallen. Einige der großen Boote im Hafen legten noch um in tiefere Ecken. Auf Anraten von Hafenmeister & 'Stegfunk', denn besonders die "Locals" geben ihre Erfahrung hier an alle weiter. Und die war deutlich: "Paßt auf, der Wasserstand hier im Hafen wird echt fallen!".

Das große Schiff neben unser kleinen MALA war da eher resistent - und blieb in der Box, ungeachtet der Hinweise. Wir holten unseren Kiel von 2,3m ein gutes Stück bis auf ca. 1m auf und geben den Heckleinen nochmals etwas mehr Lose. Dann haben wir noch Reserven ;) ... Man weiß ja nie ...

Gegen Abend fiel der Wasserstand in unser Box von ehemals 2,8m auf nur noch 1,5m! Die vormals touchierte Scheuerleiste des Nebenliegers liegt mittlerweile weit über uns - beinahe auf Höhe unser oberen Relingsdurchzüge.

Das Schiff macht gequälte Geräusche, während MALA in ihren Box derzeit noch schwimmt. Eieiei. Schön ist das nicht. Wir klettern zunehmend aufwendig von Bord, reichen uns den Hund hinüber, gehen dann grillen und ignorieren Wind und einsetzenden Regen für eine Weile.

Grillen & Feiern - Gruppenbild mit Pelztieren.
MALA

Im nächtlichen Hafen pfeift jetzt der Wind. Recht ordentlich - und Stege und Festmacher ächtzen vernehmlich. Die Riggs der Boote rundum singen ihr vielstimmiges Lied. Wir lieben das.

Überall auf den Decks rundum flammen immer wieder Taschenlampenlichtkegel auf und kapuzenverhüllte Gestalten laufen prüfend und korrigierend über die Decks der Boote.

Wir selbst könnten bei dem Winddruck jetzt nur noch mit Maschinenkraft an unsere Leinen, die zum Glück alle sauber und gut liegen. Lang genug bemessen, sodaß sie die Wasserstandsänderung mitmachen, müssen wir nichts mehr ändern.

Wenngleich auch unsere doppelten Bugleinen in Drückern kurzzeitig straff gespannt sind, wie Gitarrensaiten. Der Platz achtern zum Steg reicht auch dann noch. (denn auch ich hopple natürlich mit Licht und Kapuze besorgt über's Deck und schaue nochmal genau hin ;) ...)

Rückzug.
MALA

Wir ziehen uns zurück in die Wärme des Salons. Das Doghouse von MALA ist mit der selbstgenähten Plane gut geschützt und trocken verschlossen - und für Mia, unseren tapferen Bordhund der einzige Platz, wo sie sich so richtig wohlzufühlen scheint, bei dem Lärm und Windspektakel.

Wir gehen schlafen. Für mich sollte das eine der wohl miesesten Nächte bislang überhaupt werden. Und das, obwohl doch der Wind so wunderschön im Rigg heult, MALA in ihrer Box Lage schiebt und das Wasser an die Bordwand klatscht, was ich alles so liebe.

Dienstag, 08.08.23


Aua.
MALA

Um etwa 2 Uhr nachts geht's nicht mehr. Eine gute Stunde krümme ich mich mit unsäglichen - ja was eigentlich genau?! - Rücken- und Bauchschmerzen, akuter Atemnot und einfach "weeeeeeh". :( Nicht auszuhalten, ohne jammerig zu sein :)

Leise krabble ich aus der Koje und lege Schmerzmittel nach. Im Salon und beim Hund rolle ich mich so schonend wie möglich zusammen und warte auf das Einsetzen der schmerzlindernden Wirkung. Vergebens. Um drei lege ich nach - und um halb vier beschließe ich, raus und wandern zu gehen. So ist das nicht zu ertragen für mich.

Ich komme mir reichlich bekloppt vor, als ich im Halbdunkel und unheimlich ungelenk versuche, den guten Meter oder mehr von MALAs Heck auf den Steg hochzukraxeln. Und gehe dann laufen. Als Besserung einsetzt - das ganze retour und wieder ab in die Koje.

Tja, was soll ich sagen - bereits um 7:45 Uhr sitze ich erneut gekrümmt draußen an der kleinen Kreuzung hinter dem Hafen unglücklich auf der Bank, grüße die fröhlichen frühen Brötchenholvögel bestmöglich und krümme mich vor Schmerz. MIST. Da paßt was nicht. Aber was? Ich halte das für Rückenprobleme (kenne ich ja) und rufe beim ärztlichen Notdienst an, die mich im Vormittag gerne reinnehmen.

Das dänische Gesundheitssystem erscheint mir modern, toll und gut funktionierend. Die behandelnde Ärztin verschreibt Medikamente, die in der Apotheke in Marstal bereits digital übermittelt auf meinen Namen bereitliegen würden. Krass, das ist nicht deutsches Niveau ;)

Mit guten Wünschen, der Anweisung, mich bei Wiederauftreten erneut in eine Klinik zu begeben - und einem Hinweis auf den lokalen öffentlichen Nahverkehr werde ich freundlich entlassen.

Gesche und ich suchen einen Bus, der uns nach Marstal fährt und auch das klappt einwandfrei. Und kostenfrei auch, übrigens.

...
MALA

Das vorstehende, nicht eben schöne Bild, was mich angeht, ;) ... habe ich nur rausgesucht, weil es so wunderbar veranschaulicht, wie es mir zu dem Zeitpunkt ging. :) LAUSIG. Das wurde schon zwei Stunden später wieder deutlich besser und hielt dann auch eine Zeitlang an.

Das Schöne an all dem Pech - wir besuchen die Insel. In Marstal komme ich in die Apotheke, die mich praktisch schon mit Namen begrüßte und meine heilsbringende Packung Medikament bereits bereitgelegt hat. Ich bin sowohl dankbar, als auch sprachlos - so geht Gesundheitssystem also auch. Wau.

Mangels Wasser, um die dringend benötigten Tabletten einnehmen zu können ... brauchen wir also dringlich eine anständige Kneipe. ;)

Und werden sowohl fündig, als auch praktisch gleich von der Wirtin des "Ballast, Ærø" nebst Hund schier adoptiert & genießen ein wunderbare Zeit, ein prima Bier in freundlicher Gesellschaft auf den kleinen Klappstühlen vorm Eingang in der herauskommenden Sonne sitzend.

Diesmal setzt Linderung ein. Schön, wenn der Schmerz nachläßt. Jetzt mag auch ich wieder voraus gucken und mitspielen.

Ballast, Ærø
MALA

Karl Vettermann würde jetzt sicher geschrieben haben: "Also, wenn Sie einmal nach Marstal kommen, dann grüßen Sie bitte die Wirtin der kleinen Kneipe von uns" ;) - Wir haben uns wohl gefühlt und ich schnuppere wieder Morgenluft. Jetzt geht's weiter. Und im Überlandbus zurück.

Hoffnung.
MALA

Zurück im Hafen werden wir von dem obenstehenden Ausblick begrüßt! Meine Güte - Mutter Natur scheint auch beschlossen zu haben, daß die Zeit der Prüfungen bis auf weiteres durch sein soll - und läßt uns das farbenfroh wissen. Traumhaft.

Ent-Spannung.
MALA

Nu' läuft das wieder. :) Auch der bange Blick auf Temperaturen, Spannungen und Ladezustände unser Batteriebänke verheißt nur Gutes (und das sollte auch so bleiben). Da scheint alles im Lot zu sein. Auch das tut allen gut.

Mittwoch, 09.08.23


Landpartie.
MALA

Das Wetter ist noch nicht ganz da, wo wir es uns wünschen. Insofern schließen wir einen zusätzlichen Hafentag an, zahlen am Automaten, sammeln uns vorne am Steg und brechen mit beiden Crews zur Landpartie in Richtung der Nordwestecke der Insel auf. Unserem Windhund sieht man an, daß noch viel bewegte Luft rundum ist.

Einen weiteren Abend verbringen wir gemeinsam - verabschieden uns dann sowohl von der liebenswerten kleinen Insel, also auch von der Crew der Atlantica - und werden uns am nächsten Tag wieder auf den Weg machen.

Donnerstag, 10.08.23


Wir wollen die 'Giftbude' sehen. Und den lieblichen kleinen Hafen besuchen. MALA läuft wieder, wir halten zunächst nach Norden und ziehen dann alle Plünnen. Kurs Schleimünde. Jetzt ist wieder SEGELN angesagt. :) :)

Ab in Richtung Schlei.
MALA

Eine helle Freude! Im Verbund mit drei anderen Yachten laufen wir schäumende rüber in Richtung Festland. Mehr als eine Yacht sind ... eine Regatta ;) Wir segeln mit allem, was wir haben, lassen uns keinen Meter abnehmen und haben immens Freude an der Sache. Die anderen sitzen bestimmt nur beim Kaffee und lassen sich die Sonne auf den Pelz brennen. Aber das wissen wir ja nicht ... insofern - RACE ON! ;)

Schleimünde.
MALA

Von 09:30 - 17:00 Uhr segeln wir. Um 16:30 Uhr haben wir den grün-weiß geringelten Turm direkt vor uns. Segelbergen, Maschine an - und dann hochgespannt schauen, ob wir noch noch irgendwo mit unterkommen werden.

Im Logbuch haben wir notiert: "Leinen fest im kleinen Hafen am äußersten (und letzten) Platz direkt an der flachen Außenwand. Viel Leinenarbeit, um da irgendwie reinzukommen - mit toller Hilfe der Nebenlieger". Wir mußten etwas schummeln, um MALA da reinzubekommen, unsere Steuerbord-Vorleine ist belegt auf der Klampe des Bootes neben uns. So ging da prima.

Leinen fest!
MALA

Jetzt freuen wir uns riesig darauf, abends in der Giftbude essen zu gehen. Ein Projekt, das uns sehr gut gefällt - und der Abend wurde wunderschön. Das Essen ist prima - und wir laufen kreuz und quer über die kleine Landnase.

Sehen die Schäden, die die Kraft des aufschäumenden Wassers an den kleinen Wegen außerhalb der Mauern anrichteten (nicht wissend, was die Zukunft Monate später leider bereithalten sollte), spielen "Golf" auf der lustigen Anlage, lesen die Fische ;) - und drehen einen großen abendlichen Bogen durch den kleinen Hafen - bis wir zurück an Bord sind. Einfach ... perfekt. Das tut gut.


MALA


MALA

Hundetraining.
MALA

Grenze der Beweglichkeit.
MALA

... und Sundowner.
MALA

Lange sitzen wir noch und schauen die Schlei hinunter. Tolle Nachrichten für uns - die Familie, Lars, Maren + Nick und Gesches Eltern kommen uns morgen nochmal besuchen. Das ist Klasse & eine große Freude für uns. Denn als nächstes stehen uns wieder längere Schläge durch den NOK und ab in die Nordsee bevor.

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Familientreffen in Maasholm. Zumindest ein Teil davon ... :) Das kleine Cockpit von MALA ist komplett gefüllt. Die Großeltern fahren die Jugend zum Zug. Wir freuen uns, daß sie den Schlenker über Maasholm machen & trinken gemeinsam Kaffee, Tee, schnacken - und nach einer knappen halben Stunde machen sich alle wieder auf den Weg. Die Großeltern mit den Enkeln zum Zug - und wir werfen die Leinen los - mit Ziel KIEL.

Familie.
MALA

Um 11:30 Uhr laufen wir schon wieder. Gesche segelt MALA bis zur Schleimündung. Ein Menge kleinerer und größerer Boote laufen mit uns. Wir "biegen dann bald rechts ab" und lassen MALA laufen. Schön! So sind es neun Stunden, bis wir später, um 20:15 Uhr, die Leinen am Wartesteiger Kiel vor dem NOK festmachen.

Richtung Ausgang Schlei.
MALA

Es ist sanft und gleichmäßig draußen. Ostsee in Bestform. Wir saugen die Ruhe richtiggehend ein - futtern Fisch, teilen uns ein Tuborg dazu - und warten im Wesentlichen nur ab und fahren mit. Die Ost-Tonne Kevenberg schnibbeln wir schamlos. Dann fädeln wir uns zwischen den einkommenden Großen auf Lücke ein ... und trauen unseren Augen nicht: AIS-Fehler? ;)

Fischfutter.
MALA

Wir sehen das Signal der Barrus, einer größeren Atlantic, die in Harlingen neben uns liegt. Die Crew war auf Ostsee-Törn - und rauschte vor uns in Richtung NOK. Anders als wir, nicht unter Segeln sondern mit Diesel. Am Funk erreichen wir sie nicht - aber WhatsApp funktioniert. Leider können wir die Einladung zum Abendessen nicht einhalten - der Wind reicht schlicht nicht. Und wir werden die Kieler Förde runter ... SEGELN! Das dauert halt ... Aber Eile haben wir absolut nicht.

Sommersegeln.
MALA

Heute ist es noch wunderschön. Und wie. Aber das Regenradar zeigt erbarmungslos die nasse Front, die auf uns alle zuläuft. Nicht mehr lange hin, dann werden wir im fisseligen Landregen sitzen. Und der wird uns den gesamten NOK begleiten. Aber heute ... noch nicht. Insofern: Segeln & genießen. :)

Kiel.
MALA

Und das machen wir ...

Segeln.
MALA

Uns kommen gewaltige Hotelburgen zur See entgegen. Auf Nennung der Namen und Reedereien mögen wir verzichten - weitere Photos von uns zeigen den dick-gelben Rauch und Qualm, der aus den Schloten quillt und danach in wenig ansprechenden Glocken auf der Wasseroberfläche liegen bleibt. SCHÖN ... ist das in gar keiner Weise.

Hotelburgen. Gar nicht schön.
MALA

Wir kreuzen. Voll Wonne & gemeinsam mit mindestens drei anderen Booten. Durch die gesamte Förde vor Kiel - bis es rechts abgeht für uns - in Richtung des Wartesteigers. Da liegen wir gut. Rundum erscheint ein tiefes Blau, das wir so lange nicht gesehen haben. MALA im Kunstlicht sieht dagegen besonders babyblaß aus ;) ... wir schnappen sofort Hund & Portemonnaie - und gehen noch was essen & trinken vorne auf der Hafenmole.

Gute Fischbrötchen an Weißwein, mit eigenen Stühlen, die wir uns direkt (!) an die Molenkante stellen dürfen. Der Blick: Unbezahlbar.

Danach ab in die Kojen. Morgen werden wir einen recht langen Tag vor uns haben, wie wir erwarten. Mit einer hoffentlich glatten Kanalfahrt (die so alles andere sein soll, als 'glatt', was wir noch gar nicht ahnen).

Freitag Abend - Leinen fest in Kiel vor dem NOK.
MALA

In diesem Sinne stecken wir noch ein paar Fender und eins der Bretter raus für eine ruhige Nacht - und erwarten die Regenschauer, die uns in wenigen Stunden auch erreichen werden mit Gleichmut. Als wir einschlafen, beginnt es bereits zu tröpfeln.

Fenderbrett.
MALA

Im nächsten Teil geht es mit der Nord-Ostsee-Kanalfahrt weiter, einem Rudel an Überraschungen - von mehrfachen Kanalsperrungen, plätscherndem Regenwetter & einer kurzfristigen Routenentscheidung die uns beide echt überraschte.




In diesem Sinne,


A l l e r b e s t e   G r ü s s e
   -   C r e w  v o n   M A L A   A l h e n a    -

MALA.

MALA.
MALA.

MALA.