MALA.

MALA.
MALA.


Sommertörn 2023
Einmal "Harlingen - Flensburg & zurück", bitte.

SOMMERTÖRN 2023
MALA


Vorangestellt:

Einen sonnigen, seligen, sanften Segelsommer in Schräglage & Schönheit hatten wir uns ausgemalt.

Mit lieblicher, problemfreier Anreise, herrlichem Familienbesuch im warmen, sommerlichen Flensburg, täglichem Bad nach Sprung über die Reling in wohltemperiertem Salzwasser, einer wunderbaren, leichtwindigen „Auszeit zwischen den kleinen Inselchen der dänischen Südsee“, Erholung & einer entspannten Rückreise via Helgoland, die schöner nicht sein könnte. Alles bei feinstem Wetter.

So der Wunsch. Wenig davon wurde diesmal wahr.

Bekommen haben wir unter anderem Wind … zu wenig und viel zu viel, Streß an diversen Ecken, Flaute & Sturmwartetage im Hafen statt geruhsamer Segelei oder lauen Nächten vor Anker.

Jammern auf Urlaubs-Niveau, zugegeben, aber es ist schon blöd, wenn's nicht rund läuft in der Erholungszeit.

Es gab kühlen Regen statt karibischen Sommer, überkochende, aufgeblähte Hauptbatteriebänke, grippale Infekte, klappernde Faltpropeller, Krankenhausbesuche mit nie erlebten Bauch- und Rückenschmerzen ... kurzum, leider nicht ganz das, was wir ursprünglich erhofften. Und auch gut gebraucht hätten.

Viele unser ruhigen, vorgesehenen Reiseabschnitte mußten wir dann später schweren Herzens schmerzbedingt kürzen, um zügig zurück & nach Hause zu eilen, wofür wir von unseren lieben Seglern rundum teils mehr oder weniger liebevoll mit Spott und Häme bedacht wurden … aber was sollten wir denen auch sagen? Gesundheit tritt man nicht gerne lang & breit, vor allem, wenn gar nicht klar ist, was eigentlich los ist ;) Also habe ich‘s hinnehmen müssen. …

Rückblickend war‘s richtig, so schnell zu machen - führten die folgenden Untersuchungen mich, als Schreiber dieser Zeilen, doch ziemlich unmittelbar nach Ankunft zu Hause dann ins Krankenhaus zur OP.

Mittlerweile sind „verschiedene Teile ersatzlos ausgebaut“, alles à la Wolf & Geisslein wieder zugenäht und ich selbst, unter anderem um eine Gallenblase ärmer, bin nun fleißig auf dem Weg der Besserung.


Wir möchten nun zur eigenen Erinnerung und Dokumentation den Blick doch nochmal zurück & auf diesen Sommertørn 2023 richten. Denn so schlecht war der eigentlich nicht. :) Also denn ... und vielleicht macht's ja auch anderen Seglern, die mal ähnliche Touren vorhaben Spaß mitzulesen. :)

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T E I L    1    - A N R E I S E



SOMMERTÖRN 2023 - Anreise (GPS-Track).
MALA

Sonntag, 25.07.23


Regen. Kalt. Windig. Wir sind noch zu Hause, während Nachrichten befreundeter Segler und Foren-Infos hereintröpfeln. Segler in Nordsee, Ostsee aber auch unsere Freunde von der PO5, die in Frankreich segeln, brechen ihre Törns wetterbedingt ab. Au weh.

Hier zu Hause ist es auch eher lausig. Naß, kalt und grau. Maren und Lars sehen‘s ganz anders und verweisen auf "Richtiges-Wetter-falsche-Kleidung-&-nicht-aus-Zucker". Mist. Da schlägt die jahrelange frühere Erziehung nun knallhart zurück ;) Also denn - Wir entscheiden final: Wetter ist gemeinhin überschätzt.

Die NOK-Passage ist gebucht, was erstaunlicherweise heutzutage sowohl online möglich ist, als auch zu unser bassen Überraschung sogar einigermaßen funktioniert ... Sachen gibt's. Die Buchung steht. Mit Gültigkeit vom 29.07.-02.08. müssen wir nun also durch den Kanal gehen.

Damit ist das entschieden. Morgen fahren wir hoch nach Harlingen, NL. Und "müssen" jetzt also auch zusehen, daß wir in den Tritt kommen.

Donnerstag, 27.07.23


Anreise & Ankunft in Harlingen. Ausschlafen. Regen. Dauerregen, leider. Wenig Wind. Drei Handkarren haben wir noch halbnaß verladen, MALA ist segelklar. Wir verabschieden uns von unseren Freunden im kleinen Werfthafen und um ca. halb vier sind wird durch die erste Klappbrücke & somit endlich unterwegs.

Gleich im van Harinxmakanaal rummeln wir beinahe einem vor uns fahrenden Frachter ins Heck, der unvermittelt rückwärts geht. Beachtlich, wie schnell diese großen Kümos praktisch zum Stehen kommen. Das hatte ich nicht kommen sehen. Himmel, das war knapp. Wir sind noch nicht angekommen, in der Segelwelt dieses Urlaubs, müssen echt konzentrierter zu Werke gehen ...

Ein aufkommendes Stahlboot fährt etwas wilde Sau, setzt vor der Schleuse unvermittelt panisch zum Überholversuch an, bricht diesen jedoch kurz vor den Toren dann aber ab und ditscht uns eine Minute später in der Schleusenkammer noch kräftig an, als sie sich mit ihren Leinen vertüddeln. Keine niederländischen Landsleute ... Mann, was für ein Start. Wir lassen es auf sich beruhen, sowas braucht niemand.

Die Tore der Tsjerk Hiddessluizen öffnen sich knarzend, die kleine Brücke schwenkt hoch und beide geben MALA in den Harlinger Hafen frei. Uns gleich mit - froh, endlich unterwegs zu sein.

Ich gehe wie so oft nach dem Auslaufen auf lange Nachtschläge erstmal schnell und lange schlafen, Gesche fährt mit Lars bis ins Zuider Stortemelk, wo ich erst aufwache - und mir dann spontan schlecht wird. Mal wieder.

Diesmal halten wir mit 2x Akut-Tabletten dagegen und ab 20:30 gehe ich meine Wache. Unser Wachsystem als Dreier-Crew setzt ein. Erst fahre ich Standby, während Lars die Wache hat und Gesche schläft, dann bin ich dran. So sollten wir die nächsten Tage ohne Unterbrechung weiter durchrotieren. Ab 23:30 geht es mir wieder vollständig gut und wir laufen in eine ruhige Nacht.

Freitag, 28.07.23


In eine magische Nacht. Das entschädigt. Langsam ziehen einmal mehr die Perlen der Nordsee-Inseln auf Steuerbord an uns vorbei, während MALA leise mit ostwärtsgerichtetem Bug durch's Wasser plätschert. Im VTG über uns ziehen die Großen ihre Bahnen, beleuchtet, wie ganze Kleinstädte.

Mitternacht. Mia und ich sind jetzt alleine im Cockpit. Beide angeleint, während die Freiwache unten schläft und die Bereitschaft im Doghouse döst. Lauer Wind um 2-3 Baufort. Alles achterlich. SEHR angenehm.

Rundum alles frei. Radar gut eingestellt und einsatzklar auf Standby, toll hier. Das Meer leuchtet. Jedes Mal, wenn MALAs Rumpf es "antickt", gibt es schöne türkise Feuerwerke beidseitig des Bugs. Und wie!!

Wir fahren weiter unsere bewährten Wachen. Klasse, wenn man zu dritt ist - und alle segeln können. Schlafen, Standby, Wache, Schlafen ... alles beginnt zu laufen, wie gut eingespielte kleine Zahnrädchen. Die mitgebrachte Alltags-Anspannung fällt langsam ab. Urlaub.

Meeresleuchten.
MALA

Im Navtext kommen Meldungen rein mit Warnungen zum brennenden Autotransporter, der vor der Küste in Flammen steht. Das wußten wir. Die tapferen Schlepper und Retter bemühen sich landesübergreifend, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Wir laufen mit Abstand darunter durch. Und sehen draußen die Lichter in diesem dramatischen Kampf. Es geht hier auch um den Schutz des empfindlichen Wattenmeeres rundum.

Warnmeldungen.
MALA

Der Wind draußen vor der Küste steht bei nur noch 6kn. Weiter fallend. Gleich sind es nur noch 3-4kn. 04:15 Klüver dazu gesetzt. 04:45 Fock auch noch. 3-2,5kn FdW, um 3,5kn FüG. Nicht viel los. 05:45 nix zu machen.

Jetzt nur noch 2kn Wind. Kaum wahrnehmbar. Der Windpilot steuert nicht mehr in der leichten Dünung, in der wir jetzt etwas zu rollen beginnen. Der Autopilot auch nicht. Von Hand geht fast nichts mehr. Wir werden um den Diesel nicht ganz herumkommen, wenn wir die Tidenplanung für die Elbe halten möchten. Mist.

Brandfrachter.
MALA

Es beginnt, erbärmlich zu STINKEN rundum :( Gegenüber dem obenstehenden Bild liegt der Havarist jetzt rund 8 Seemeilen achteraus (!). Mit dem Wind kommen dennoch die stechenden Brandabgase des brennenden Frachters in einer riesigen Schleppe viele Seemeilen in Lee bei uns an - wir fahren in die Gaswand ein und uns schüttelt es.

Entscheidung: Maschine an! Klüver & Fock bergen. Wir müssen hier raus. Nicht auszuhalten. Um 08:15 versuchen wir es nochmal 15 Minuten mit Segeln. Magere 2,3kn, teils weniger. Das reicht für gar nichts. Also alles zurück & Maschine wieder an. Wir müssen auch mittelfristig etwas unseren Fortschritt im Auge behalten.

Ein Tickern/Klappern ist da. Ventile? Dafür klingt es zu hart … Gesche ging kränkelnd angeschlagen vorhin wieder schlafen. Oh weh, was ist denn los bei uns?! Ich motore Doppelschicht. Aber schön ist das trotzdem hier draußen. Gleich kommt „unser Windpark“ in Sicht. Unter Maschine hatten wir den noch nie.

09:30. Die Wachen blenden ineinander. Skurril. Wir rotieren weiter die Wachen zu dritt auf 1x Wache, 1x Standby (im Doghouse dösend) und 1x Freiwache (unten schlafend). Ich war mit 5 Stunden jetzt etwas lange dran, aber ich durfte ja auch vorschlafen.

Müde bin ich gar nicht. Und schlecht ist mir auch nicht mehr. Die Beschäftigung seit dem Zuider Stortemelk, die 2 Tabletten und Tee, Salzstangen, später erholsamer Schlaf haben gut geholfen, ich kann mich für die Schonung revanchieren, die mir nach dem Ablegen zuteil wurde. Alles fein. So klappt das mit uns Dreien gewohnt großartig.

Flaute.
MALA

Wir laufen in einen schönen neuen Tag und trotzen dem bißchen Wind nach Kräften zumindest ein wenig Bewegung in die richtige Richtung ab. Für jedes Quäntchen Tidenanschub sind wir heute besonders dankbar.

Flautensegeln.
MALA

Die Stunden gehen friedlich dahin. Wir sind noch so angeschlagen und platt, daß wir sogar tagsüber weitestgehend in unserem Rhythmus weiter schlafen gehen. Ein typisches Zeichen für "zu früh & aus vollem Alltags-Galopp direkt auf Törn gegangen" ... Wir kennen das.

Gegen frühen Abend polieren wir nochmal unsere Ankunftzeitplanung für die Elbemündung auf. Wir sind gut in der Zeit und verfolgen bei so langen Schlägen im Tidenrevier wie üblich ständig gegen die erwartete "Soll-Planung". Das ist wichtig, wenn man viele Stunden später die Tide an Zwischenziel-Positionen nutzen will oder muß.

Gegen 04:35 Uhr wollen wir nördlich Scharhörn sein, um unseren "Elbauf-Schnellzug" in Richtung Brunsbüttel zu bekommen. Das könnte aus aktueller Sicht knapp hinhauen. Aber es muß immer wieder Maschinenunterstützung hinzugenommen werden.

Auf den vor uns auftauchenden Reeden ist viel los. Und es ist ungewöhnlich unsichtig, dunkel & diesig, als wir uns langsam und unterhalb der nördlich liegenden VTG der Elbe nähern.

Nachtannäherung.
MALA

Die Nacht ist wirklich dunkel. Mit der Orientierung tun wir uns teilweise schwer - da muß der Blick auf Kompaß oder Karte helfen. Wir schlängeln uns durch die Reedelieger.

Unheimlich, derart direkt und knapp an den Riesenpötten vorbeizurutschen. Zumal einige davon laufen. Das ist immer mal wieder besonders eng diesmal.

Blau aufleuchtendes Wasser plätschert friedlich, während der Bug es im Reedefeld sanft durchschnibbelt. Lars übernimmt bald wieder - und ein weiteres Mal wird er es sein, der MALA um die kabbelige Ecke und in die Elbe steuert.

Samstag, 29.07.23


Wir tauchen ein in die 'heimische' Elbe, lassen MALA laufen & elbauf vom Strom mitnehmen ... eben konnte wir uns noch die Regenschauer am Radar links oder rechtsseitig aussuchen :) jetzt geht die Sonne auf. Und mit ihr kommt Licht, Sicht & Wärme zurück. Fein!

Sonnenaufgang. SCHÖN!
MALA

Cuxhaven zieht vorbei, wir sehen die schöne Ostemündung, in der wir früher bereits so gut vor Anker lagen und laufen weiter. In rund einer Stunde wollen wir vor den Schleusentoren Brunsbüttel stehen. Um 09:00 Uhr am Liebsten. Dann hätten wir zumindest noch eine theoretische Chance, den Kanal in einem Rutsch zu Tagfahrzeiten durchlaufen zu können.

So langsam zieht es nochmal zu auf unser Elbe ...

Elbedunst.
MALA

In Kürze wollen wir die Seite wechseln. Bordhund Mia hält Ausschau, wir auch. Und das ist ganz klar wieder einer der Momente, in dem wir für AIS und Radar auf unseren Plottern dankbar sind :)

Wann queren wir?
MALA

Alle innerhalb von rund 20 Minuten relevanten "Ziele" werden markiert, so erhalten wir auf einen schnellen Blick Zeiten und voraussichtliche minimal erwartbare Abstände zu den großen Schiffen, die in regelmäßigem Abstand vorbeiziehen. Dann "legen wir uns auf die Lauer" ... und können uns unsere Lücke aussuchen.

Ich meine, zwischen 57 und 57a sind wir rübergegangen. Schon länger hören wir auch den Funk des Schleusenbereichs Brunsbüttel (UKW 13, Kiel-Kanal I) zusätzlich mit. Sind also recht ordentlich im Bilde, ... dann rücken wir an den Fahrwasserrand heran, die nächste Lücke ist unsere - und los geht's. Paßt bestens.

90°
MALA

08:54 Uhr.
Wir stehen TATSÄCHLICH auf der Warteposition vor Brunsbüttel. Eine schnelle Querung "auf Lücke" zwischen den großen Pötten einmal quer über die Elbe, immer adrett im rechten Winkel, sieht auf dem GPS-Track aus, wie eine Querung unter fast 30°.

Es strömt noch ordentlich. Und wir machen uns im Strom auf eine längere Wartezeit gefaßt. Von "stehen" kann auch gar keine Rede sein - wir dieseln im Wartebereich gegen die noch einlaufende Elbe etwas vor und pendeln mit dem zunehmenden Strom landnah wieder zurück, wie ein Jojo an der Leine :) Stetig hin und her.

08:54 - und dann ... Warten.
MALA

Eine knappe 3/4 Stunde später geht es weiter. Das Jojo-Spielchen im Elbstrom hat ein Ende, wir sehen das ersehnte weiße Licht, unser Zeichen, und setzen uns in Bewegung. Kurz danach gehen die Leinen in gut eingeschwungenem Zusammenspiel in der ersten Schleuse fest. Tief liegen die Fender auf der Wasseroberfläche und Lars klettert hinüber auf die Gitterstege und legt unsere Leinen. MALA liegt bestens.

Bordhund Mia schnuppert hocherfreut Land - und wir schleusen kurz & ereignislos durch, um gleich dahinter erstmal für einen verdienten kurzen Landgang in den kleinen Sportboothafen zu gehen.

09:45 - Brunsbüttel Schleuse.
MALA

Der kleine Zwischenstop-Hafen.
MALA

Kurze Pause ...
MALA

... und Laaaandgang! :)
MALA

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Kanalfahrt.
Jetzt folgt der "Weitgehend-Geradeaus-Teil", mit all seinen schönen Ausblicken, ein paar weiten Biegungen ... und so seinen Längen. Wir halten hier unseren Wechselrhythmus im Wesentlichen bei, gönnen uns gegenseitig Ruhe und Schlaf - denn mit etwas Glück könnte unser Wunschplan aufgehen. Die Sonne scheint & wir können genießen - soweit das bei dem laufenden Diesel und zunehmend klappernden Propeller denn möglich ist.

Vorbei geht es an dem obligatorischen Grün beidseitig der Uferlinien und an all den schönen Brücken, Fähren mit und ohne Schwebefunktion und all den Sehenswürdigkeiten unterwegs. "Nothing to write home about", aber nett. Für uns ist er ein willkommener, abkürzender Zubringer, dieser Kiel-Kanal.

Kanalfahrt.
MALA

Die Crew-Aufstockung in Rendsburg fällt (leider) aus. Dat weer allns nix. Naja - so rauschen wir dieselnd weiter, warfen zuvor nach Kilometer 40 einen schnellen Seitenblick in den schönen Gieselaukanal und lassen Rendsburg im Wortsinne links liegen.

Die Durchfahrt durch den Kanal ist in allerbestem Sinne "ereignislos" - das gefällt uns gut - und sollte auf unserem Rückweg in einigen Wochen so ganz anders ausfallen ...

Wir sitzen im Cockpit, steuern tapfer, trinken Kaffee ... und ahnen nicht, was sich im Batterieschapp unter uns so langsam anzubahnen beginnt.

Gewohnt dicht bei ...
MALA

Neben dem Strom großer Pötte, die in kuscheligem Abstand langsam vorbeiziehen, genießen wir ansonsten die spektakulären Lichtspiele rundum und die wunderbar tief hängenden Wolken. Wir sollten trocken bleiben diesmal.

Sorgsam aufpassen wollen wir, daß wir auf der einen Seite dem Sog der Großen nicht zu nahe kommen - und auf der anderen Seite unsererseits durch deren Bugwellenberg nicht grasen gehen.

Lichtspiele.
MALA

Die Stunden blenden ineinander, dann kommt mit der letzten Biegung Kiel in Sicht. 20 Uhr. Wir haben gut geplant und Glück gehabt. Von viertel vor elf bis knapp vor acht ... 9 1/4 Stunden von Schleuse zu Schleuse.

Das paßte bestens in die Tagfahrzeiten - und zu unser großen Freude gehen die Schleusentore fast ohne Wartezeiten in Kiel einladend auf:

Kiel ...
MALA

Die Ostsee heißt uns herzlich Willkommen mit einem prächtigen Regenbogen. So kommt man gerne an. Wir laufen aus der Schleuse und hinein ins Fördeabendlicht. Im Abend scheint der Wind eingeschlafen.

Warmes Licht.
MALA

Warm beleuchtet gleite MALA mit ausgebreiteten Schwingen entspannt mit uns und wenig Wind durch die Kieler Förde. Gegen das Rollen teils mit backgesetzter Fock. Leichtwindabendschippern, als wär's vor der eigenen Haustür.

Ohne Eile, jetzt ist uns die Ankunftszeit praktisch egal. Es könnte neun Uhr morgens werden. Oder früher. Oder später, nicht mehr so wichtig. Extrem ansprechend.

Lichtspielpalast im Westen.
MALA

Der Wind frischt später wieder auf. Wie angesagt. Wir reffen, wie so oft, wenn wir in die vor uns liegende Nacht rollen. Die Vorhersage weist auch weiter auf wieder mehr bewegte Luft hin - und so laufen wir mit letztem Tageslicht unter einfach gerefftem Groß und Klüver.

Unten in der Pantry wird klappernd Kaffee, Tee und Verpflegung hergerichtet. Voraus alles frei. Nächster Stop: Flensburg.

In die Nacht.
MALA

Sonntag, 30.07.23


MALA läuft im Nachtmodus. Es ist ordentlich windig, wir machen Meilen um Meilen in die richtige Richtung. Und fragen uns, wo bei derart schönen Bedingungen wohl all' die Segler sind?! Wir sind weit und breit alleine - und genießen. Unser Wachrhythmus ist zurück, wir schalten auf Ruhe für die Freiwache und Rotlicht für den Ausguck um. Alles paßt ineinander.

Rückblickend werden wir auf diese elf Segelstunden des Schlages von Kiel bis Flensburg zurückschauen und sie unter den diesmal Schönsten des Törns einordnen.

Rot.
MALA

Gegen halb drei morgens "biegen wir links ab" und lassen Falshöft an Backbord liegen. Wir beginnen, in die nächste Förde einzuschwenken. Meine Wache. Ich bin hin und weg von den Bedingungen - und nutze die Ruhe zur Navigationsübung wie anno dunnemals - "ohne alles". Das macht richtig Freude - aus meinen Notizen der Nacht, die ich immer nebenbei beim Segeln für mich festhalte:

04:23: ach, ist das herrlich!
Navigation wie ganz früher immer! Ohne Plotter. Ich spiele rum mit dem Handpeilkompaß und der Papierkarte auf den Knien. Die Nord Untiefentonne Neukirchen Grund liegt direkt bei mir an Backbord, voraus blinkt die rote Tonne 2, klar zu sehen.

Das Leuchtfeuer Holnis peilt noch etwa 287 Grad, grün. Gleich wird es in weiß umschlagen. Dann laufen wir noch ein paar Minuten weiter auf die Tonne 2 zu, bis die Norduntiefe [Anm.d.Red: Neukirchengrund-N :) ] genau Backbord querab liegen wird - und passen unseren Kurs danach langsam nach Steuerbord an.

290 Grad wird Holnis dann bald peilen. Noch im weissen Sektor. Und wir fallen ab & öffnen die Segel für ein neues Stück Rauschefahrt in anbrechender Morgendämmerung. Zwei Grad noch … ein Grad, dann kann es losgehen. Neuer Kurs: 290°.
:)

Man merkt meinen Notizen an, daß ich Spaß hatte ;) Herkömmliche Navigation nach Kompaß und den wunderbaren Lichtern und Sektorfeuern macht mir einfach Freude. Und übt hie und da kolossal.

Es wird langsam wieder hell. Kaffee kochen, nächste Wache wecken, die dann übernimmt.

Ausreffen mit erstem Tageslicht - und gemeinsam mit Gesche (die die nächste Wache gleich nimmt). Eine unser goldenen Regeln ist, daß wir größere Decksarbeiten nicht alleine nachts mit nur 1 Mann an Deck selbst machen ... Und es hat sich wieder gelohnt: 4,5kn über Grund statt der nächtlichen 2,8kn. Eine Wohltat. Hätte man (mal wieder) auch früher machen können.

Bald wird das Feuer Holnis für den Tag verlöschen. Noch glimmert es weiß vor MALAs Bug. Und eine famose Orientierung macht dann Pause … bis zum Tiefblau der folgenden Nacht, wenn sie wieder aufflammt und herannahenden Seglern wie uns hilfreich für eine weitere Nacht zur Seite springt.

Sonnenaufgang.
MALA

Ich bin wie berauscht, sitze als Freiwache noch etwas im Cockpit, während alles rundum orange aufflammt - dann geht's runter in die Koje und schlafe tief und fest, während das Wasser der Flensburger Förde leise an der Bordwand entlang rauscht.

Gesche & Lars ließen MALA kreuzend die Flensburger Förde hochlaufen. 12 Kreuzschläge später liegen die Ochseninseln achteraus. Das ist Segeln für uns.

Holnis Spitze.
MALA

Als ich wieder geweckt werde, läuft MALA bereits mit 320° und steht kurz vor Fahrensodde. Jetzt aber flott wach werden, Leinen & Fender klarmachen und schon stehen wir an der Einfahrt zu dem kleinen Hafen.

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Anreise FAST erledigt (denken wir) ...
Wir suchen eine freie Box, legen uns wie gewohnt rückwärts rein und tüddeln an allen Leinen und Springs rum, bis MALA gut liegt und stecken den Landstrom ein. Die Nebenlieger schauen uns in Ruhe dabei zu.

Der Gang unter Deck führt am Batterieschapp der Service-Bank vorbei. Und die gesamte Ecke strahlt beängstigend Wärme, ja, Hitze ab. Alarm-Modus. Es darf nicht wahr sein. Was ist da los?

Weit über 50°C an der Oberfläche der Batterien. Der bereits eingesteckte Landlader pumpt verzweifelt einen Ladestrom von über 68A in eine Batterie, die einen (vermeintlichen?) Ladestand von 94% aufweist - da stimmt etwas gewaltig nicht!

Wir sind hoch alarmiert, reißen alles auf und auseinander, Verbraucher wegschalten, Landlader stillegen, ein großer Lüfter kühlt die jetzt offenliegenden Batterien. Sorge hoch zehn ...

Mitten in unsere hektische Suche rufen die Nachbarn, die unser Anlegen und den Leinenzauber ansahen - mit dem Hinweis, daß wir jetzt, da wir fertig sind, doch besser diese Box räumen sollten, denn der Besitzer steht in 5 Minuten mit seinem Boot vor der Hafeneinfahrt, wie sie wissen - und der will da rein. Zwei Boxen weiter wäre ja erstmal länger frei ... Es darf doch nicht wahr sein.

Die Entscheidung, trotz der kochenden Batterie nochmal direkt wieder umzulegen fiel uns zähneknirschend nicht leicht. Wir machten das wortlos und schnell - und klemmten gleich darauf die gesamte Batteriebank ab. Die nächsten 20 Stunden war kühlen, beobachten und hoffen angesagt ... daß da ja nichts im Flammen aufgehen möge. Ätzend. Jetzt haben wir mindestens ein größeres Problemchen im Urlaub ...

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09:05 Uhr. Leinen fest im Hafen Fahrensodde.

Ab: Do, 27.07.23, 15:30 Uhr,
An: So, 30.07.23 09:05 Uhr.
Somit: 65h 35min.

Seemeilen: 296sm, davon 187sm von Harlingen bis Brunsbüttel, dann 53sm NOK und abschließend 56sm von Kiel bis Flensburg.

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Das wäre der erste Teil - "Anreise". Die kommenden Tage in Flensburg werden wir uns mit Krankheit, strömendem Regenwetter mit Wind, einem insgesamt leider so gar nicht heimelig-gemütlichen Flensburg-Aufenthalt, Fehlersuche, Ausbau von sackschweren Batterien, lokalem Marktangebot, Warten auf Ersatzteile und Reparaturen beschäftigen. Nicht so ganz das, was wir uns, wie vorangestellt, erträumt hatten ... aber auch das gehört zum Segeln.

Weiter geht's dann im Teil II. Ab in die dänische Südsee, wo wir unser Heil zu finden hoffen ... ;) ... daß uns auch das nicht wie erträumt vergönnt sein würde, konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen ...




In diesem Sinne,


A l l e r b e s t e   G r ü s s e
   -   C r e w  v o n   M A L A   A l h e n a    -

MALA.

MALA.
MALA.

MALA.