MALA.

MALA.
MALA.


MALA - Sommtertörn 2022 - nordfriesisches Watten- & Halligmeer.
Teil I - ANREISE (von Harlingen bis Norderney).


V o r a n g e s t e l l t

Wir haben umgeplant & vorgezogen. Und das schon letztes Jahr.

MALA soll ins nordfriesische Wattenmeer laufen, in diese wunderbare amphibische Welt rund um die Inseln, Halligen, Wattenhochs & Priele. Insbesondere, weil das Damokles-Schwert von umfangreichen Sperrungen dieses Naturwunders amtsschimmelig über dem schönen Revier zu schweben scheint.

Wir halten eventuelle Befahrensverbote für uns Sportboote für grundfalsch. Wenn wir junge Generationen begeistern möchten, sich auch künftig selbst & aktiv für den Schutz unseres Wattenmeeres einzusetzen - dann müssen wir sie es erleben lassen!

Und das geht wunderbar, leise & respektvoll mit einem Segelboot. Als Gast auf diesem Wege dies Revier, dessen Naturwunder unmittelbar & direkt erleben zu können und zu dürfen - das erscheint uns richtig.

So unternehmen wir unsere Watt-Fahrt dieses Jahr, auch, um mit Text und Bildern Teile dieses schönen Reviers zu dokumentieren und festzuhalten. Unter MALAs Backbord-Saling flattert unter anderem der fröhlich orange leuchtende Soltwaters-Stander im Wind.


Montag, 25.07.22


S t a r t v o r b e r e i t u n g e n

Wir lernen dazu ;)
Direkt mit unser noch nächtlichen Ankunft in Harlingen beschließen wir übereinstimmend: "Wir gehen heute noch nicht raus!" Ordentlich Wind, die Anreise, Nachwirkungen gerade erst vollständig auskurierten Corona-Erkrankung noch in den Knochen ... "nein, das brauchen wir diesmal so nicht". Sieh' einer an ... ;)

Unser erstes An-Bord-Kommen bringt schöne Überraschungen diesmal:


B i l g e

DIE BILGE ... ist KNOCHENTROCKEN & STAUBIG! :)

Endlich! Wie schön!

Daran haben wir jetzt über drei Jahre (teils leicht verzweifelt) gearbeitet, gesucht, gefunden, repariert, weitergesucht, ausgetauscht ... Von den Ruderschaft-Dichtungen über ein leckendes Seeventil, undichte Schlauchverbindungen der Trinkwasserleitungen, leise tropfende Seewasser-Vor-Filter, 'erfrorender' Heckdusche, bis hin zu tropfendem Anschluß am Druckausgleichsbehälter hatten wir alles dabei.

Es war zum "Die-Wände-hochgehen". Und immer wieder ein wenig Wasser in der Bilge ... (dieses übrigens neigt dazu, irgendwo hinzulaufen, wo es gar nicht herkommt - und die Suchenden boshaftig und mit Vorsatz in die Irre zu führen ... aber wem erzähle ich das).

Den letzten Baustein fanden wir dann im Juni: Winzige Tropfen, die sich aus dem Mittelteil der Kühlwasser-Pumpe unseres genügsamen Kühlschrank-Systems stahlen - und klammheimlich hinter der Schrankfassade leise in die Bilge tropften. Fein außer Sicht. Ein Glücksfund.

Und genau diese Pumpe hat unsere feine Werft für uns noch organisiert & sogar ausgetauscht, während wir nicht vor Ort sein konnten. KLASSE! Trocken! Und so sollte sie bleiben, unsere Bilge - den gesamten Törn bis zu Ende ... trocken! :) Der Urlaub fängt gut an.

Und so geht es auch weiter. Denn zwei Joker hatten wir ja noch im Spiel: Neue Matratzen, neue Vorsegel & eine Überraschung von der wir gar nichts ahnten. Schön!


B u g - M a t r a t z e n

Der erste Joker im Spielchen soll uns echt begeistern:

Beim letzten Törn nutzten wir die Chance und trafen Jan, der mit seinem kleinen Polsterei-Unternehmen in Harlingen praktisch seit Jahrzehnten die "gesamte Atlantic-Flotte" ausgerüstet hat. So auch unsere kleine Atlantic 36 natürlich, vor nun beinahe 20 Jahren.

Ihm schilderten wir die Rückenbeschwerden der Teile unser Crew ;) - und Jan wußte sofort Rat. Mehr noch:

Er ließ uns ad hoc probeliegen, stapelte gekonnt zeitgemäße Schaumstoffe übereinander, bis wir zufrieden waren - und sagte damals zu:

"OK, wenn Ihr zum Sommertörn an Bord geht, habe ich alles bei Euch im Vorschiff aufgemessen, die Matratzen maßgefertigt, eingepaßt und gerne direkt an Bord geliefert, wenn Ihr mögt".

Donnerwetter. Das sind nur 4 Wochen ... und wir mögen!

Ein Fach-Mann, ein Wort - genau so kam es - und wir betteten uns gar königlich, in der ersten Nacht auf MALA - und schliefen besser, als wir je geschlafen haben, während unser tapferer Kutter uns leicht in den Schlaf schaukelt. Im besten Wortsinne: TRAUMHAFT.

Erlösung. Kein Rückenweh mehr.
MALA


Uns bleibt hier nur "DANKE!" zu sagen! Danke an Jan für seine Zuverlässigkeit & Handwerkskunst - danke aber auch an die Segler, z.B. aus dem Segeln-Forum, die mir in winterlichen Diskussionen neue Matratzen so sehr ans Herz legten, aus eigener rückenschmerzgepökelter Erfahrung!

Ihr habt uns alle unheimlich geholfen - und das sollten wir die kommenden Wochen wirklich JEDEN Morgen hocherfreut feststellen dürfen. Klasse! :)


V o r s e g e l

Da hatten wir kurzum nicht so viel Glück - sie waren auch diesmal leider nicht fertig. Also - abhaken und ablegen mit den alten Stoffen. Die mittlerweile allerdings nicht nur alt aussehen, sondern unheimlich aus dem Leim zu gehen beginnen ... Wir drücken die Daumen, daß wir schadfrei durchkommen mögen. Als Rückfall-Lösung begleiten uns Code-0 und der sanierte Spinnaker.

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Da piepst das Handy. Die Familien-Crew der emotion kündigt sich an! Endlich paßt das mal zeitlich - und diesmal perfekt! Wir freuen uns!!

Während die vier mit Ihrer schönen Southerly Harlingen ansteuern (sie dürfen bei uns im kleinen Atlantic-Werfthafen für eine Nacht mit uns liegen), bricht bei uns an Bord Geschäftigkeit aus ;)

Jetzt aber hüh! Wir verladen die letzten Dinge, sortieren uns, nehmen alle anderen Systeme in Betrieb, bunkern, prüfen und richten uns ein. Das fühlt sich wunderbar an - so langsam kommt Urlaubs-Vorfreude auf.

Wir bleiben aber "pingelig" und gehen unsere Checks Stück für Stück durch. Das bedingt wie immer auch, daß eine Freiwillige in den Mast aufentern muß. Denn einer von uns kann das mit der Höhe immer noch nicht so richtig gut ... ;)

Auf dem Weg hoch & runter werden alle Riggbestandteile einmal gründlich geprüft. Bis Gesche mit Daumen hoch bestätigt - "all'ns kloar hier oben!". Erleichterung.

Penible Durchsicht - für ein gutes Gefühl später "draußen vor der Tür" ...
MALA


Das machen wir praktisch immer vor längeren Schlägen auf die Nordsee raus - und es tut unserem Nervenkostüm unterwegs einfach gut, wenn wir bestmöglich wissen, daß wir uns auf unser Boot verlassen können.

Die erleichternde Meldung von oben: "Alles top!"
MALA


Und just, als Gesche aus dem Mast abgefiert wird und wieder Deck unter den Füßen hat, erscheint die emotion unter der sich öfnenden Klappbrücke neben uns. Was für ein "Timing" :)

Große Freude - und was könnte wohl besser passen, als ein gemeinsamer Start mit netten Seglern & einem absolut entspannten Grillabend als Einstand in den beginnenden Urlaub?!

Wir feiern, genießen (danke für das Faß Bier, Hendrik!), schnacken, die Jugend übernimmt unseren Bordhund in Vollzeit - und so hatten alle einen sauguten Abend. DANKE, liebe emotion-Crew, das war ein 6er im Lotto! :)

Dienstag, 26.07.22


S t a r t s c h u ß .

Endlich geht's los. Wir haben beschlossen, die ersten 19 Meilen gemeinsam zu segeln. Dann können die Kinder dem Hund auch noch winken ;). emotion und MALA laufen wie die Entchen hintereinander zunächst durch die Klappbrücke, dann in Richtung Tsjerk-Hidde-Schleuse.

Kanalfahrt.
MALA


Und die ist prallvoll. Verflixt, das hatten wir vollkommen vergessen - "Sommerzeit". Sind wir gar nicht gewohnt. Und direkt vor unseren zwei Booten geht die Schleuse auf rot.

Wir schauen und etwas bedröppelt an - und richten uns auf Wartekringel ein, bis zur nächsten Runde. Doch was wird das?!

Das Schleusenpersonal hat anscheinend die Packungsdichte nochmal mit zarter Hand (und Lautsprecher) forciert - und die Signalanlage geht wieder auf grün. Wir sollen rein.

Also, Hebel auf den Tisch und mit Schwung ;) - wenn wir ordentlich Anlauf nehmen, stecken wir im dichten Pack sicher ganz ohne Leinen ... ;)

Aber falsch gedacht. Kaum steckt MALA presto mit drin, gehen hinter uns die Schleusentore zu. Unser Konvoi wird getrennt - und wir können nur durch die Gitter zurück schauen. Gibt's denn das? Sowas hatten wir bislang noch nie. Seht Ihr die 'fassungslose' Vorschiffscrew im Bild? ;)

Ausgesperrt.
MALA


MALA dreht 20 Minuten Kreise im Hafenbecken, läuft dann ins Kimstergat, wo Segel schnell gesetzt sind - und wir uns über unseren losrauschenden kleinen Kutter freuen, der nur unter Fock und Groß einfach schon prima funktioniert.

Das hat uns so in den Bann geschlagen, daß wir glatt das Umkehren vergessen - bis Hendrik kurz nachfragt: "... wo steckt Ihr? Wir sind schon vor dem Hafen und haben Segel oben!" :) :) Oh hauerha.

"Klar zur Wende, Reeeeee!!" - jetzt aber schnell hinterher. Das Heck der emotion sehen wir schon draußen im Pollendamm stecken. "kurz vor dem Hafen" war glatt gelogen ;)

Wir lassen MALA laufen, denn so eine schöne Gelegenheit, gegenseitige Photos machen zu können, hat man ja nicht ständig. Zum Glück denken unsere Segel-Freunde genauso, machen langsam - und schon bald klicken die Verschlüsse.

Ein weiteres DANKESCHÖN für die schönen Bilder! Sie sind eine besondere Erinnerung für uns! Die Southerly läuft prima - da müssen wir auf unser Aluschüssel auch den antiken Klüver hinzubemühen, sonst wird das nix ;) Zumal wir im Groß schon das bequeme 1. Nordsee-Nachtfahrt-Reff stecken haben.


B i l d e r f e u e r w e r k !

... mal in Lee ...
MALA


... mal in Luv ...
MALA


... fast da ... (Q: Photo - SY emotion) ...
MALA


... und Seite an Seite (Q: Photo - SY emotion) ...
MALA


... und Seite an Seite ...
MALA


Wir segeln, kreuzen, motorsegeln und schieben uns so gemeinsam durch das übliche Geschlengel unser "Heimat-Wattfahrwasser" - und kommen endlich in den Vliestroom.

Ab jetzt gibt es Zusatzanschub - und kurz vor Vlieland kommen wir nochmal ganz nah zusammen, wünschen uns gegenseitig von Herzen jeweils einen guten weiteren Weg - und dann setzt emotion den Blinker links, biegt scharf ab Richtung Vlieland. Und MALA hält geradeaus ins zunehmend wellige Seegatt.

Das Treffen und die gemeinsamen Meilen waren die helle Freude. Es wird ganz sicher nicht das letzte sein! :)

Ein optimaler Urlaubsbeginn, der schon wenig später unerwartet leichte Kratzer bekommen sollte. Kann das denn nicht einmal so ganz glatt gehen für uns?!

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N o r d s e e

WOOOOSH! - Unser "Willkommen!"
MALA


MALA pflügt durchs Seegatt. Wir schnibbeln nichts und laufen dem verwundenen Fahrwasser bis vor die Ansteuerungstonne nach. Es steht noch Welle und Schwell da draußen rum.

Und wir sind noch nicht voll belastbar - vor allem der Herr Skipper. Und das merkt der auch. Das Seegatt schaukelt uns ordentlich durch. Lange nicht so kräftig, wie mit Lars im vergangenen Jahr - aber ordentlich.

Als wir durch waren, ging es mir schon nicht gut. Was ist da los?! MALA dreht nach Ost ein. Fast Zielkurs. Eine lange Dünung steht noch, mit N-NW 4 gar nicht viel Wind, der dazu passen will. Aber er stand schon länger und das kennen wir ...

Liebe alte Segelfreunde von uns hatten sowas vor vielen Jahren mal eloquent und treffend als "Kotzkurs" bezeichnet :).

Und diesmal trifft es mich. Mit unerwarteter Wucht. Bisher noch unbekannte Corona-Nachwirkungen? Ich sollte in die Forschung gehen ... ;)


A u s f a l l .

MALA ist nun einhand gesegelt.

Gesche ist jetzt von Skipper, Rudergänger über Navigator, Trimmer-, Taktiker, Ausguck, Decks-, Vorschiffs-Crew und Smut alles in einem. Und Krankenschwester ;) Wir denken, geschlagene 5-6 Stunden fielen meine 50% Crewanteil komplett aus. So schlecht ging es mir lange nicht.

Das Logbuch schweigt sich bei Details höflich aus - und so will ich es aus gewissem Eigeninteresse auch halten. Denn sowas schreibt man ja nicht auf, würde es doch am eisenharten Nimbus des unerschütterlichen Nordseeschiffers empfindlich kratzen. Virusnachwirkungen hin oder her. Und das will ja niemand. Außerdem war's gar nicht so schlimm, meine ich ... ;)


A u f e r s t e h u n g . ;)

Um 21:00 taucht der erste Logbucheintrag auf (ja, das wurde m-a-k-e-l-l-o-s (!) weitergeführt, ist schließlich ein ordentliches Schiff, die MALA), an dem ich wieder mit beteiligt bin: "Windpilot gangbar machen & für die Nacht einrichten. Reffen auf Groß + Fock". Donnerwetter.


N a c h t s .

Ab da funktioniert die gesamte Crew wieder einigermaßen. Gesche kippt mit 23:00 in die verdiente Freiwache & in die Leesegel-bewehrte Seekoje, ich übernehme die 1. Nachwache. Wir hangeln uns am Riffgatt vorbei, das sich jedesmal wie Kaugummi zu ziehen scheint. Egal, in welche Richtung wir passieren möchten. So auch diesmal. Wachwechsel wieder um 01:00. Jetzt falle ich in die Koje. Den Niedergang hangle ich mich bereits mit geschlossenen Augen hinunter, man weiß ja nie ...

Mittwoch, 27.07.22


Die Windsteueranlage erleichtert alles unheimlich. Sie kommt mit den Bedingungen und Wellen klar - und das Fahren am Windwinkel schützt vor ungewollten Segelaktionen. MALA dreht im Zweifel leicht mit dem Wind und alles ist gut ... sehr hilfreich, wie immer. An unseren mitgeschriebenen Tracks läßt sich das gut nachvollziehen. Leider läßt die Photoqualität unter diesen Umständen immens nach. Das könnte besser sein ...

MAUS am Rohr. Verläßlich.
MALA


Windpark Riffgatt. Endlos.
MALA


Um 03:00 erneuter Wachwechsel. Wir fahren kurze Intervalle. Nach Durchsprache und gemeinsamer Abwägung fällt die Entscheidung auf "Beidrehen & Beiliegen". MALA ist im Strom mit der Tide und dem ordentlichen Wind zu flott. Wir haben aber unterwegs bewußt nicht reduziert, sondern sind hoch, raus ans VTG gelaufen. Etwas peilen, schätzen ... Rundumblick, Radar und AIS prüfen - das sollte klappen. Wir brauchen die Schonzeit.


B e i d r e h e n .

Wir drehen bei. Der Windpilot ist ausgekuppelt und MALA geht durch den Wind. Die kleine Fock steht dicht genommen auf Steuerbord back. Das Groß, weit geöffnet und mit unseren besonderen Atlantic-Preventern aus dem Baum direkt festgesetzt, steht ruhig an Backbord.


B e i l i e g e n - P a u s e .

MALA legt sich stabil leicht auf die Seite. Angenehme 5°. Und sie beginnt, ruhig beiliegend mit dem Tidenstrom zu driften. Erholungsmodus für alle. Der Wind hat keinen für uns erkennbaren Einfluß auf unseren "Gesamtkurs", der Strom dominiert das Geschehen klar.

Gesche geht schnell in die Freiwache & schläft. Wahnsinn, was sie heute alles alleine geleistet hat. Ich bemühe mich, diese Ruhephase für sie maximal auszudehnen und beobachte das Beiliegen in der stockdunklen Nacht.

Alle Instrumente sind gedimmt, MALA liegt im Energiesparmodus und die Nachtsicht kommt. Tief unten an der Navi glimmert leise rotes Licht. Oben im Cockpit ist es dunkel bis auf unsere Positionslichter. Wellenrauschen. Das gelegentliche Heulen der Böen im stillgesetzten Segelkleid und Rigg.

Das Gurgeln des Wassers am Heck und den festgelaschten Ruderblättern. Mal ein Seevogel. Aus dem VTG mit dem Wind das tiefe, baßlastige Brummen gewaltiger Schiffsdiesel auf der Vorbeifahrt ... Alles strahlt beruhigende Sicherheit aus.

Unser Wach-Timer piepst vibrierend alle 20 Minuten für den verpflichtenden Rundumblick. Es ist beachtlich, wie "wach" man manchmal mit allen Sinnen ist, auch wenn man sich noch angeschlagen fühlt und eigentlich döst. Jede Veränderung läßt einen die Augen aufklappen. Rundum alles frei.

Stets bin ich 5 Minuten vor dem penetranten Piepsen des Wachalarms wach (vielleicht auch gerade deshalb?!). Das warme, geschützte Doghouse von MALA ist ein Segen. Ein Rückzugsort für die Wache, wo Mia als Hundekringel mittendrin auf dem Teppich liegt und döst, alle Systeme in Sicht- und Griffweite sind, der Blick nach draußen und rundum weitgehend gewährleistet & man nicht alleine ist. Heimelig & schön.

Wir laufen mit absolut konstantem Kurs und Geschwindigkeiten von 1,5-2kn nach Süd-Westen zurück in Richtung Tonne Juister-Riff-N. Und elegant daran vorbei. Jede Position im Halbstundentakt zeigt die Konstanz unser ruhigen Bewegung. MALA macht das perfekt. Das finden wir bemerkenswert und hilfreich. Anbei der zugehörige Track, für die von Euch, die es ggf. interessiert:

Beiliegend einmal quer durch die leere Küstenverkehrszone.
MALA


So langsam gilt der Blicke wieder dem Tiefenmesser. Bald ist unsere Pausenzeit vorbei. Um 05:30 steht Gesche wieder in voller Montur an Deck. Wie immer geben wir uns 15 Minuten gemeinsame Zeit, übergeben die Wache. Das hat sich für uns absolut bewährt, auch wenn es bei drei eigenen Wachen in Summe eine 3/4h Schlafenszeit kostet; dieser gemeinsame Übergang ist wichtig für uns.

Wir rechnen und nehmen die Segel um 05:50 Uhr über & gehen auf Kurs. Nun machen Gesche & MALA wieder richtig Dampf auf und rauschen in Richtung Schluchter. Auf die von der Navigatorin geplante ETA 07:45 an der Ansteuerungstonne :)

Wir wägen ab - und ich versuche unten zu schlafen, mal schauen, ob der Körper das schon hergibt. Das Essen in der Nachtwache schmeckte auf jeden Fall schon. Das macht Hoffnung.

Gourmet. Hochexquisit.
MALA


Um 07:45 gehen wir in die Ansteuerung. Exakt, wie Madame la Navigatrice es vorgeplant hat. Ein breites Grinsen kann sie sich nicht verkneifen. Vollkommen zu Recht. Mir geht es nochmal extrem lausig - und dann stehe ich am Rad.

Nur noch unter Groß und mit später noch kurz mitlaufender Maschine eiern wir mit Sonnenlicht in den Schluchter. Wir haben (anders, als bei manch anderer Ansteuerung mit Welle von achtern, die wir bewußt nur unter Vorsegel fuhren) entschieden, die Vorsegel für besseren Blick wegzurollen. Und suchen nun Tonnen, die einmal mehr absolut verläßlich nicht da liegen, wo unser Kartenmaterial sie vermutet. Auch hier kann Radar helfen.

Unsere bei weitem unangenehmste Ansteuerung hier diesmal.

... die spinnen, die Wellen ...
MALA


Wir haben 1,7kn einlaufenden Strom und wenig Wind von 3-4 aus nördlichen Richtungen, beides "mit", - und die Wellen brechen teilweise quersetzend zu dem nicht besonders doll ausgetonnten Fahrwasser. Wie übermütige Wildpferde schäumen sie von Backbord achtern heran und heben schnaubend unser Heck.

Manchmal scheinen sie ihre vier Hufe nicht ganz unter Kontrolle zu haben, stolpern übereinander und türmen sich unerwartet und ganz lokal auf. Da hat der noch nicht wache Steuermann eine einzigartige Chance auf eine erfrischende Dusche. Gratis & franko. Vor allem aber unvermutet. Wer hat das eigentlich so bestellt?!? Naja, zum Sinnieren ist keine Zeit, Kurshalten ist angesagt.

Ich mahle fleißig Kaffee am Rad, während Gesche mit Adleraugen die nächsten Tonnen voraus in der Achterbahnfahrt sucht. Und findet.Tief genug ist es mithin überall. 3h vor lokalem HW haben wir auch beim Flach nicht weniger als 4m Wassertiefe am Echolot. Kein Streß für uns - und der Schwenkkiel bleibt unten.

Um 08:20 ist das Gewackel, Geschaukel, Gestolper und Gesuche vorbei - und wir schwenken in tieferem Wasser beruhigt weiter nach Süden ein und haben gleich danach die Tonne D14 hinter uns im Kielwasser liegen. Auf einen Schlag ändern sich die Bedingungen. Lieblich ist es. Herzallerliebst. Vöglein singen. Ein warmer Lufthauch streicht über Wasser & Landschaft ... :)

Der Wind geht zurück, das Wasser ist einladend glatt & die ersten Schiffe fahren Touristen und frühe Vögel durch die Gegend. Die Sonne lacht vom blauen Himmel - und die Möwen schauen uns fragend an, warum wir eigentlich so grantig aus der Wäsche gucken ... wir sagen nichts dazu, lassen uns aber von dem Frieden rundum anstecken und motoren den kurzen Rest der Strecke bis in den Hafen von Norderney. Da wollen wir morgen Lars an Bord nehmen.


N o r d e r n e y

Norderney ist "verkehrstechnisch gut zu erreichen" und das ist für unsere Crew-Ergänzung wichtig - von daher legen wir hier unseren taktischen Stop ein, der uns zur Regeneration diesmal allerdings auch sehr entgegen kommt. Ganz anders als der Hafen ... denn der ist gut voll.

Wir gönnen uns die ganz große Ehrenrunde, aber nichts zu machen. Es gibt ausschließlich ein kleines Loch, ganz vorne an der Kaiserpier, gegen den Wind anzufahren, mit der Nase voll auf die Steinschüttung halten und im richtigen Moment die Handbremse ziehen. Wollen wir das?

Wir wollen. Einen Erfolglos-Kreis war's echt zu knapp mit den Rudern da an den Steinen. Die sind doch so empfindlich. Die Ruder, nicht die Steine ...

Im zweiten und dritten Anlauf und rückwärts ziehen wir MALA dann mit Respekt vor den Steinen schlußendlich ins knappe Mauseloch. Mit freundlicher Leinenhilfe sowohl von einem der Segler, als auch von der extrem netten Motorboot-Crew der MARES, die wir im weiteren Törnverlauf noch mehrfach und sehr nett treffen sollten. So ging das dann schlußendlich.

... an der rostigen, kaiserlichen Metallpier ...
MALA


Richtig schön war es allerdings nicht. Die Springs und die noch nach achtern abgestellte Vorleine halten uns bemüht auf Abstand - und wir fahren an der Spundwand Fahrstuhl. Leinengedöns inklusive. und auch nach hinten praktisch kein Platz. Nicht exakt das, was wir uns jetzt für einen entpannenden, hoffentlich wieder herstellenden Mittagsschlaf ausgesucht hätten ...

... bannich knapp vorne ...
MALA


Aber es hilft nichts & wir gehen schlafen. Mia hält nach einem Spaziergang dann Wache im Cockpit.

... Entspannung ...
MALA


Den Rest des Tages hängen wir mit Hingabe durch, drücken uns spazierend dem Hund zu Liebe noch etwas am Strand und auf den Wegen, sowie um's Aufräumen herum - und gehen früh schlafen. Ja, ja ...

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Donnerstag, 28.07.22


"Moin."
Ach, was sag' ich ...
"Einen WUNDERSCHÖNEN GUTEN MORGEN!!" ;)


Mit etwas Abstand sieht dann oft alles gleich viel freundlicher aus. Uns eingeschlossen. Finden auch die Möwen ...

Der Hafenmeister machte uns gestern keine besondere Hoffnung - "Ihr könnt's versuchen, falls irgendwo was frei werden sollte. Aber dann macht fix. Hier ist alles total voll bis auf den letzten Platz derzeit".

Um 11:00 schlägt unsere Stunde. Die Päckchen lösten sich auf, wie oft auf der Nordsee auf einen Schlag - Und wir machten fix & verholten MALA aus der Stahl-Steinecke an den hochherrschaftlichen SCHWIMM-Steg. Kein Leinengedöns mehr, keine Kletterpartien mit Hund die glitschige Leiter rauf. Und sogar Landstrom. Purer Luxus. SEHR freundlich!

Ruckzuck liegen wir fest, sogar mit 5. Festmacher und hängen noch schnell unseren obligatorischen Einladungs-Fender raus, der später am Tag auch lächelnd gerne angenommen wird.

... Top-Lage ...
MALA


So läßt es sich leben.
Mir geht's wieder zunehmend besser - und das sollte für den gesamten Rest des Törns so bleiben und sich noch von "gut" auf später "blendend" steigern. Fein.

Einkaufen ist angesagt. Und Klarschiff machen. Schließlich kommt Lars heute Abend. Und der ist nach der Atlantik-Überquerung mit Laura sicherlich ein anständiges Schiff gewohnt ... da wollen wir ja nicht zu sehr hintenan stehen. Und wischen, kochen, putzen und räumen, daß es nur so kracht. Was wir natürlich später wortreich dementieren. Schließlich sieht es bei uns an Bord grundsätzlich und immer so anständig aus ...


A n r e i s e - L o t t e r i e

Die DB warb damals mal beeindruckend mit "... 5 Minuten sind 5 zuviel! ...". Wir haben das nicht vergessen ... ;)

Heute hingegen wären wir - Lars vor allem - schon einfach glücklich, wenn so ein gebuchter, reservierter Zug überhaupt fahren würde. Wir leisten einmal mehr fernmündliche DB-Kundenbetreuung junger Reisender - von Bord aus. Das scheint hier auf Norderney aber Usus zu sein - vor Jahren mit Maren war's genauso, meine ich.

Neue Zugverbindungen werden schon morgens vor 9 Uhr gesucht und gefunden. Die DB war vor Ort hier anscheinend zu keiner verwertbaren Aussage imstande ... auch eine Leistung.

Gegen 15 Uhr erreichte uns per DB-Eil-Mail dann die dringliche Nachricht, daß unser gebuchter Zug von heute früh um 9 Uhr leider aus technischen Gründen nicht fahren könne. Er sei ersatzlos gestrichen. Aha? Und gegen etwa 17 Uhr wurde das Mail durch die stolzen DB-Meldung abgelöst, daß wir uns keine Sorgen zu machen bräuchten, unsere 9 Uhr-Verbindung könne wieder fahren ... Oh Mann. die haben's gut.

Last Mile.
MALA


Die Fähre, die wieder brav wartete, um die derzeitigen Unzulänglichkeiten des schienengebundenen Verkehrs zu planieren, legt ab - MIT unserem jungen Segler an Bord, wie wir wissen. Großes Hallo bei der Begrüßung - wir alle freuen uns jetzt auf ein paar hoffentlich windreichere Tage, Helgoland und das nordfriesische Watt. Denn heute ist gkW (gar kein Wind) - und das aus der falschen Richtung. Das muß noch besser werden, sonst wird das nix mit "Helgoland direkt".

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N a c h g e s t e l l t

Wir sind auch überrascht, wie viele Zeichen & Worte zusammenkamen, um die paar Seemeilen von Harlingen nach Norderney zu schildern. ;) Im letzten Jahr haben wir mit weit weniger Text die gesamte erste Woche 'erschlagen' - und diesmal sind wir noch nicht einmal richtig auf der Anreise. Aber immerhin vollständig als Crew für die kommende Woche, das ist doch auch etwas. :)

Für alle von Euch, die bis hierhin durchgehalten haben sollten - im nächsten Teil geht es dann weiter - von Norderney windbedingt "innen durch" nach Langeoog, dem Hafen von Ulla, der freundlichen Hafenmeisterin, dann endlich raus nach Helgoland zu Engeln & Eiergrog.

Auch wenn der Schlag dann naturbedingt weitaus kürzer ausfiel, als es von unserem Segelnachwuchs eigentlich erhofft war ... :) Und dann endlich in das eigentliche Zielrevier des diesjährigen Sommtertörns - die nordfriesische Insel- und Halligwelt. Wir freuen uns schon drauf.

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In diesem Sinne,


A l l e r b e s t e   G r ü s s e
   -   C r e w  v o n   M A L A   A l h e n a    -

MALA.

MALA.
MALA.

MALA.