MALA.

MALA.
MALA.


Sommer-Törn 2021.
Bremerhaven bis Harlingen.

Freitag, 20.08.21

W e s e r .
Jetzt beginnt der vierte und damit letzte Teil unseres Sommertörns für dieses Jahr. Wie gestern Abend vorgeplant (Übersichtkarte mit Track steht unten im vorhergehenden Abschnitt) gehen um 07:45 Uhr unsere Leinen los und wir laufen durch die Schleuse in die Weser. Südwind Stärke 2. Das reicht uns heute für gar nichts.

Start.
MALA


Verflixt. Neben Niesel macht auch noch die Sicht zunehmend schlapp. Wir haben es eilig - und stehen bereits um 08:00 Uhr im Gegenstrom draußen und arbeiten uns unter Maschine in Richtung zur Einfahrt in den Mittelpriel vor.

Weit rechts klemmt MALA am Fahrwasser-Rand. genug Platz außen noch für die ständig dort pendelnden kleineren Berufsschiffe. Versorger, Lotsen, Kümos ... jede Menge los und wir mitten drin. Radar auf Standby falls es noch schlechter wird, AIS und Plotter stets im Blick - alle anderen Augen vorne und hinten zeitgleich :)

Unsichtig.
MALA


Um 10:15 Uhr ist es endlich soweit - wir biegen in den Prickenweg ab, die Sicht reicht uns vollkommen, wenngleich Gegenlicht und Dunst das Pricken-Finden für uns wieder einmal ein bißchen wie Ostereiersuchen gestaltet ...


M i t t e l p r i e l .
Gegenlicht.
MALA


Bereits jetzt können wir die Bauanlagen auf der anderen Jade-Seite deutlich sehen. Gut, daß wir uns im Vorfeld aus vielen einzelnen Punkten die Route für diesen Abschnitt zusammengebastelt haben, die wir immer ein Stück vor erwartete Pricken oder Tonnen setzen.

Das hilft bei der Orientierung. Zumindest weiß man so grob, in welcher Richtung man suchen soll ...

Wechsel von Weser in Jade.
MALA


Diese gesamte Passage im Wechsel zwischen Weser und Jade ist für MALA bei Weitem tief genug zum gewählten Zeitpunkt.

Während die Pricken zu Beginn noch solide, schön gebunden und besser erkennbar waren, ändert sich dies im Übergang der Prickenwege. Hie und da fehlt eine - und danach stehen dünne Birkenzweige mit kleiner natürlicher Krone. Die sind nochmal schlechter zu finden ...


K a i s e r b a l j e .
Segler & Wetter.
MALA


Wir begegnen im Prickenweg dem einzigen anderen Segler weit und breit - und hinter ihm deutet sich die Wetterhusche an, die uns gleich erwartet. Mit etwas Glück schaffen wir es noch raus aus dem Prickenweg und ran an die erste Tonne in der Jade.

Ab da können wir uns mit Hilfe des Radars bestens durchtasten ... Ölzeug an, Radar einstellen, die letzten noch sichtbaren Pricken suchen ... danach bricht für eine Viertelstunde das Wetter zusammen - und unsere Welt wird klein :)


J a d e .
Kleine Regenzellen.
MALA


Diesmal haben wir Glück und das Wetter ein Einsehen. Alles läuft dankenswerterweise wie in Zeitlupe ab, es ist praktisch gar kein Wind. Auch weitere kleine Regengebiete kommen langsam heran. Die nahenden Zellen sind bestens zu erkennen und wir sind vorbereitet. Eine habe ich uns aus Erinnerungsgründen im Bild oben mal festgehalten.

Damit sind wir in der Jade - und müssen nur noch mitschwimmen ... der für uns spannendste Teil dieses kleinen durchgetakteten Abschnitts liegt jetzt bald voraus. Um 14 Uhr können wir die Ansteuerung von Minsener Oog WfW beginnen.


M i n s e n e r   O o g   &    W a n g e r o o g e   O s t

Eine halbe Stunde vor Erreichen der ersten Pricken ist bei jetzt allerbester Sicht die Einfahrt bereits bestens auszumachen. Wir beginnen zu schnibbeln - und versuchen ein paar vielleicht wichtige Minuten herauszuschinden.

Beginnende Wattfahrwasser - gute Sicht.
MALA


Unsere überschlägigen Berechnungen gleichen wir jetzt ständig mit unserem Vorankommen ab. Und wir sind etwas spät. Nicht viel, nur knapp 15 Minuten, aber es reduziert unsere erwartete "freie Wassertiefe unter Schwenkkiel", mit der wir rechnen.

Meine 0,5m Sicherheit bei Passagen geht dahin :) - und auch dann ist die geschätzte Passagezeit, in der MALA ihren Bauch über die kleinen Wattenhügel schieben kann, von Beginn Prickenweg bis zur den flach erwarteten Stellen nur noch gute 20 Minuten vielleicht.

Wir sind gut drauf und lassen uns gerne drauf ein :) Wir lieben diese Wattrutschereien ...

Dann wird es wie immer bei unseren Wattschummeleien ganz leise und ruhig an Bord. Wir steuern konzentriert, die noch angezeigten Tiefen werden leise ausgesungen, während wir uns eng an den Pricken vorwärts schieben.

Untere Ecke Minsener Oog.
MALA


" 1,2m ... 1,0m ... 0,9m ..."
Der Gashebel wird noch etwas weiter zurückgezogen.

"... 0,9m... keine Anzeige mehr! ... 0,9m wieder ...."
Wir halten gespannt ein bißchen die Luft an und grinsen dabei breit. Am Heck gurgelt es verdächtig. Ganz zart schiebt MALAs Bauch ein, zweimal leicht über Sand. Wir bleiben dran.

Dann steigen die Tiefen wieder etwas auf satte 1,4m. Der erste Hügel ist genommen. Unsere berechnete Passagezeit ist seit 5 Minuten abgelaufen ;) Wir atmen durch und drehen mit dem Wattfahrwasser etwas nach Norden und nah an den Strandrand.

WfW innerhalb.
MALA


Jetzt geht es noch einmal eng an der Kante längs, wird aber nicht mehr flacher. Geschafft! Das hätten wir! Ein schneller Kaffee wird durchgereicht, während wir uns durchs tiefere Wasser und dann von B5 geradlinig auf die T12 der Blauen Balje rüberbewegen.

Acht Trockenlieger sehen wir vor uns. Die liegen allesamt bereits hoch und trocken und ein Stück weiter rechts, als wir das für uns vorgesehen haben.

Unser Plan bleibt unverändert - bis T12 laufen wir an allen vorbei und drehen dann sanft nach Steuerbord. Da haben wir es flach ansteigend in Erinnerung. Und noch vor T10A wollen wir MALA mit dem Bauch dann in bewährter Art soweit hochschieben, wie es uns eben noch gelingt. Dann Maschine aus, den Alibi-Anker ablegen & Kaffeetrinken. :) Alles weitere später nach dem Aussteigen.

Wangerooge-Ost.
MALA


Vor uns läuft noch ein Segler, der von draußen reinrutschte - und der zu unser Überraschung jetzt stramm zwischen die schon trocken liegenden Buhnenreste hält. Das kennen wir noch nicht und schauen zu, während wir weit hinter ihm die Blaue Balje erst erreichen.

"Rumms" - das können wir fast bis zu uns hören. Das Schiff läuft an eine steile Sandkante zwischen den Buhnen und wird vom Strom im nächsten Moment um 90° rumgedreht, dann klemmt es zunächst parallel zum Wassersaum an der Kante.

Ui, das kann so sicher nicht gewünscht gewesen sein - und blauer Qualm am Heck zeigt, das beim "Fluchtversuch" deutlich. Der gelingt glücklicherweise und die Crew schüttelt sich. Danach läuft sie auch weiter innen nochmal an.


T r o c k e n .
Wir haben mit unserem Anlauf Glück, da paßte erfreulich alles. Sanft kommt MALA am leicht ansteigenden Sandwatt fest, die Maschine geht aus und Gesche fiert noch Anker und etwas Kette. Brauchen tun wir sie jetzt nicht mehr - wir liegen wie in Abrahams Schoß.

Erreicht!
MALA


Habe ich erwähnt, daß wir brav an Seeventil und Kühlschrank gedacht haben?! ;)

Über 100m liegen wir vom nächsten Trockenlieger entfernt, perfekt. Jetzt können wir entspannt und beim kalten Anleger-Bier zuschauen, wie der Wassersaum langsam in unsere Richtung wächst und dann trockenen Fußes aussteigen. Was insbesondere Mia schon sehr erwartet.

Das Land kommt zu uns ...
MALA


Endlich ist es soweit. Gegen 16:15 Uhr hüpfen wir alle über die Kante - und es geht erstmal auf einen lang ausgedehnten Wattspaziergang. Durchs Feld der Trockenlieger bis zur Strandspitze. Erst fast zwei Stunden später kommen wir zurück ans Schiff.

Dann ist noch Anker-Umlegen und etwas Schiffspflege dran. Wir freuen uns jetzt schon auf den Sundowner, den wir vermutlich im Cockpit und genau in richtiger Ausrichtung werden genießen dürfen, wenn das einlaufende Wasser unser Ankerfeld "dreht" ... Das wäre das Sahnehäubchen auf diesen schönen Tag.

Trocken.
MALA


Den Anker legen wir weit raus - und ein gutes Stück nach Backbord und weiter in Richtung Priel.

Es sind noch zwei späte Wattrutscher in unserem Ankerfeld dazugekommen - und so holen wir uns für die Nacht mehr Schwojraum und eine gute Startposition für unser Weiterlaufen morgen.

Wie immer haben wir für die (heute sehr sanften) Bedingungen sehr viel Kette gesteckt - und wie immer wissen wir, daß genau das in Verbindung mit unseren langen Ruckdämpfern uns eine ruhige Nacht sichern sollte.

Strandläufer.
MALA


MALA liegt hoch & trocken im Gegenlicht.
MALA


Blick ins Ankerfeld.
MALA


Dann nähert sich der Sonnenuntergang. Wau. Wir schweigen und genießen gemeinsam und ergriffen. :) Viel besser geht es nicht:

Passend zur langsam am Horizont aufsetzenden Sonne setzt sich der beginnende Strom gegen den leichten Windhauch durch - und wir werden alle um knapp 180° gedreht. Wie cool ist das denn?!

Sonnenuntergang de luxe ...
MALA



Für uns heißt das: Das eben noch neben uns liegende Ankerfeld liegt jetzt voraus und vor dem Bug - und der erhoffte Sonnenuntergang mit freier Sicht direkt aus dem Cockpit liegt genau hinter uns! Wie bestellt ... :)

Lang ausgestreckt liegen wir auf den Bänken, genießen und freuen uns auf eine ruhige, schöne Nacht am gut sitzenden Anker. Und genau die sollen wir auch genießen dürfen. Komplett ungestört.

Samstag, 21.08.21

GUTEN MORGEN! :)

Samstag. Wir sind tidenbedingt früh auf den Beinen. Bereits um 06:25 Uhr ist der lange Morgenspaziergang beendet. Das ist für Segler mit Hund obligatorisch. Erst viel später machen wir uns langsam fertig, um weiterzulaufen. Zwischendrin legen wir uns erst nochmal wieder hin :)

Ein spektakulärer Sonnenaufgang.
MALA


Die aufgehende Sonne enthüllt weitere hinzugekommene Ankerlieger - und auch einige Pechvögel, die beim Setzen etwas Unglück - und in schräger Lage ein paar weniger komfortable Stunden zu genießen hatten.

Das nachstehende Bild sammelt gut einige der Möglichkeiten wie man etwas Pech haben kann beim Trockenliegen:

Schräglieger.
MALA


Schräges Wieder-Einsinken auf z.B. Kimmkielen, beachtliches "Auf-der-Nase-Stehen", wie hier bei dem Mehrrumpfer im Hintergrund oder auch ungewolltes "Auf-der-Seite-Liegen", wie beim Einrumpfer, der vermutlich nach gekentertem Strom etwas näher an der Kante zu liegen kam als vorher.

In jedem Fall für die Crew eher lästig, weil der Kaffee auf dem Tisch aus der Tasse läuft ...;) Aber meist erstmal nicht wirklich gefährlich.

W a n g e r o o g e   n a c h    S p i e k e r o o g .

Um 11:30 Uhr gehen wir ankerauf. Um 12:15 Uhr liegt das Wangerooger WfW und kurz danach die Telegraphenbalje achteraus. Wir ziehen wie immer ein Stück hoch ans Gatt - und kippen dann geruhsam in Richtung alte Harle / Muschelbalje ab. Natürlich ist Seehund-Zeit :)

Seehunde.
MALA


Während Gesche am Ruder versucht, dem bißchen Wind zumindest ein wenig einen Kurs abzuringen, amüsieren wir uns großartig über die liebenswerten Wasser-Säugetiere.

Wie bei uns Menschen auch, sind die Kleinen recht vorlaut und agil - und kommen uns neugierig direkt am Schiff besuchen. Klasse. Die Alten liegen am Strand und schauen sich das vom warmen Sand aus an.

Auch das wie bei uns Menschen oft ... ;)

Wangerooge - Spiekeroog.
MALA


Die Route heute weist natürlich keine Überraschungen aus. Wir fahren die 14 Seemeilen konservativ ab. Um bereits 14:10 Uhr sind unsere Leinen fest im Hafen Spiekeroog. Den mögen wir ganz besonders - und haben ihn letztes Jahr auslassen müssen, weil wir stattdessen vor der Tür im Watt lagen. Wir freuen uns jetzt auf die Insel!

Spiekeroog Ansteuerung.
MALA


Gleich nach dem Anlegen ergaben sich zwei sehr nette Gespräche - und zu unserem bassen Erstaunen kannten beide Gesprächspartner unsere kleine Atlantic und die zugehörige Werft! Sogar die kürzlich im Internet durchgegangene Verkaufsanzeige für eine ältere Atlantic 36 MK I - die in sehr gutem Zustand binnen 2 Tagen verkauft war. Wir mögen diesen Austausch immer sehr.

S p i e k e r o o g .

Langer Dorfspaziergang für uns drei. Es ist ein schönes Dorf - allerdings heute unheimlich voll. Das überraschte uns. Familien mit sich laut beschwerenden Kindern, die Leute drängeln sich schier. Das ist nichts für uns. Wir halten uns raus, finden im "Meeresfrüchtchen" einen netten kleinen abseits gelegenen Tisch und essen erstmal gut.

Und danach gab es erstmals auf diesem Törn endlich ... ein EIS!! :) :)

Spiekeroog Hafen. MALA liegt praktisch trocken.
MALA


Hochzufrieden laufen wir zurück zum Hafen raus, zahlen beim Hafenmeister - und setzen uns glücklich ins Cockpit. Mia bekommt Besuch der Nachbar-Kinder und läßt sich lange streicheln und durchkuscheln - und wir schnacken noch nett mit den Nebenliegern. So könnte der gute Tag schon zu Ende gehen.

Doch Spiekeroog hat noch ein weiteres Bonbon für uns parat:

Passend zum farbenprächtigen Sonnenuntergang wurde im schönen, lebendigen Hafen ein paar Boote weiter ein Schifferklavier ausgepackt - und mit sehr schönen Shanties geht die Sonne unter und das abendliche tiefe Blau übernimmt die Szenerie. Herrlich. Und ohne Sundowner in der Hand beinahe nicht zu ertragen ;)

Auch herrlich übrigens unsere abendliche Wetter- und Törnplanungsrunde:

Denn unser größter Wetterwunsch scheint in Erfüllung zu gehen: Aus dem lauen S-Wind wurde tagsüber ein lauer SE - und ab heute Nacht soll der Wind zunächst auf NE um 4, später im Tagesverlauf dann auf NE bis N um 5-6Bft. drehen.

GENAU UNSER WETTER!! Das können wir perfekt gebrauchen. Wir müssen um 12 Uhr morgen Mittag ablegen, um insgesamt "außenrum" zeitlich bestens klarzukommen.


Sonntag, 22.08.21

A u s s e n r u m .

Um 11 Uhr beginnen wir mit unseren Vorbereitungen. Unter Deck ist alles seeklar, an Deck auch und wir montieren in 10 Minuten unsere Windsteueranlage wieder am Heck. Wir sind startklar.

MAUS.
MALA


Um 12 Uhr laufen wir aus, eine Viertelstunde später stehen Groß im 1. Reff und die Fock und wir laufen in Richtung Gatt, was wir gegen 1h nach lokalem Hochwasser bei noch sehr mäßigem Wind und mit Wassertiefen von mindestens 4,7m am Echolot zwischen OB1 und OB4 sicher passieren.

Ab hier übernimmt der Windpilot, den wir bis auf kleinere Wunschkorrekturen für die nächsten 21 Stunden nicht mehr anfassen müssen. MALA läuft traumhaft. Wir halsen mit Preventern vor dem Wind und fahren unsere Wachen. Beide bekommen wir gut Schlaf.

Zwischen 17:30 Uhr und 19:30 Uhr haben wir kurzzeitig einigermaßen zu tun. Der Wind, jetzt ein NE, hat fleißig aufgefrischt und wir quälen uns zeitweise mit ungünstigem Kurs an dem Windpark Borkum Riffgatt vorbei. "Außen" vorbei - zwischen Park und Verkehrstrennungsgebiet.

Der Wind wird böig und teilt regelmäßig 30kn aus. Das waren zwei etwas unangenehmere Stunden, die wir schließlich mit Segelmanöver und Reffen für die Nacht soweit für uns beenden können.

Reffen für die Nacht.
MALA


Bezüglich des Reffens, wenn wir zu zweit in die Nacht fahren, mögen wir etwas konservativ unterwegs sein, keine Frage.

Auf der anderen Seite haben wir auch gemeinsam für uns ausreichend gelernt, wie es ist, wenn wir mit zu viel Fläche nachts auf der Seite liegen - und dann unter ungünstigen Bedingungen, klitschnaß und mit jeder Menge Lärm und Streß reffen müssen ... das wollen wir nicht. Können aber jeden, der sagt, er macht das anders allerbestens verstehen :)

Und siehe da: Kaum paßt die Segelfläche, macht sich fröhliche Entspannung & Vorfreude auf die kommende Nacht breit - und wir strahlen um die Wette, während die MAUS, die mir da so freundlich über die Schulter schaut, problemlos und ohne Anstrengungen oder Ausreißer steuern und die Nacht wachbleiben kann. Es ist manchmal so einfach bei uns ... ;)

Zufrieden.
MALA


Gegen 21 Uhr, Riffgatt ist mittlerweile passiert, gibt es für zwei hungrige Segler Nudeln mit Rindfleisch und Indische Spezialitäten ... aus der Tüte :) Wir haben Hunger. In obenstehendem Bild sieht man den "auf die sichere Seite gelegten" Windeinfallswinkel für die Nacht auch gut.

Aufgrund der sich aufbauenden Welle halten wir noch mehr Abstand zur Windkante (unsere Nachtfahr-Regeln) - und vermeiden tuch- und riggstrapazierende unfreiwillige Halsen im Seegang (auch wenn unsere festen Preventer im Baum grundsätzlich sicher verhindern, daß da Patenthalsen mit viel Schwung draus werden - das alte Tuch schlägt dennoch erstmal am Achterliek um - und das ist nix).

Wellig.
MALA


Unser uralter B2B-Lader ist auffällig. Er speist unsere Navigations-Batterie im Nachladen aus der größeren Service-Bank, scheint aber das Zeitliche zu segnen. Über 30A gehen raus, höchstens 12A kommen an - und unsere Lichter flackern ... Nicht gut. Das wird zu tauschen sein - für heute Nacht muß es aber so gehen.

Das beabsichtigte Halsen unter Windpilot und mit den Preventern hingegen geht zuverlässig und materialschonend auch bei den aktuellen Winden um 6 und zugehörigen Wellen. Mittlerweile ist es Mitternacht und stockdunkel.

Montag, 23.08.21

Ab jetzt gibt es keine brauchbaren Photos mehr von dieser Nachtfahrt ;) ...

Die in der Ferne leuchtenden Lichter geben Orientierung. Über uns ziehen die hell beleuchteten "Schrankwände" im Tiefenwasserweg vorbei. An Land blinken beruhigen die Leuchttürne, die wir sehr mögen. Das klappt.

Vor uns taucht immer mal kurz ein bißchen Radar-Echo auf. Aus dem Augenwinkel kurz gesehen, dauert es eine Zeit bis wir sicher sind, eine kleinere Yacht in der Nähe zu haben. Später haben wir auch ein kurzes AIS Signal. Wir halten die Augen auf und uns frei von allem.

Am Himmel achteraus fällt plötzlich ein gewaltiger grüner Feuerschweif "ins Wasser". Es braucht einige Minuten an Funkwache, Radar und AIS, bis ich sicher bin, daß dies kein Leuchtsignal, sondern eine Sternschnuppe war. Sie hat's sogar ins Logbuch geschafft.

Der strahlend helle Mond steht mittlerweile am sternklaren Himmel. Eine tolle Stimmung. Jeder von uns dehnt seine Wachzeit im Cockpit aus, sodaß der andere länger schlafen kann. Wir sind fit und fühlen uns auch so.

01:21
MALA


Nachdem ich meine eigene Wache lange genug gestreckt habe - und mich selbst sinnierend dabei ertappe, daß ich finde, der Schatten unser Steuersäule, den das gleißende Mondlicht scharf ins Cockpit zeichnet, sähe etwas aus wie "Batman" - wird es Zeit, Gesche die Wache weiterzureichen. Hellgrüne Feuerschweife & Batman ... oh Mann. Das nächste Mal gehe ich 10 Minuten früher.

Noch vor 4 Uhr morgens ist das Brandaris Feuer klar identifiziert, Kurskorrekturen an der Windsteueranlage sind gesetzt, voraus weiter alles frei. Und eine gute Stunde später schält sich in der beginnenden Morgenddämmerung langsam der Umriß von Terschelling aus dem Dunkel.

Um 06:45 Uhr habe ich über 4 Stunden geschlafen und komme wieder raus. Wie üblich geben wir uns mit 15 Minuten Überlappung die Wache weiter. So ist Eingewöhnungszeit garantiert. "Du hast sie! - Jau, ich hab' sie.".

Gesche geht in die Koje und bekommt ihren verdienten Schlaf. Das AIS zeigt die gesamte NL-Fischerflotte an der Kante vor den Inseln arbeitend. Das kennen wir schon, gehen dennoch von außen langsam und mit dem Wind weiter heran an die Küste. Unser Timing für das Seegatt Vlieland könnte gut passen.

Spiekeroog - Vlieland.
MALA


Später sind beide wieder im Cockpit. Und fahren unter Windpilot Slalom zwischen den fischenden Trawlern, bis wir die 10m Linie gegen 9 Uhr passieren. Es ist nicht weit von Hochwasser - und MALA geht direkt dwars durch das uns ordentlich bekannte Seegatt und fädelt sich erst spät kurz vor Vlieland noch für die letzten Tonnen unter Vlieland in die Fahrwassertonnenstriche ein.

Bemerkung:
Wenn wir dieses Seegatt nicht gerade erst und generell oft befahren, und wenn Licht, Sicht, Wind, Welle und Wetter nicht voll auf unser Seite sind - dann geht zumindest unser Weg definitiv nicht über Westergronden oder Stortemelk - sondern ganz klar zur Ansteuerungstonne ZS. Immer. Das ist die, die nachts so einladend im 4-Sekunden Gleichtakt blinkt und von der es dann unter rund 55° noch eine 3/4 Seemeile vielleicht bis zum ersten Tonnenpaar des Zuider Stortemelk geht. So - und aus unser Sicht nicht anders. :)

Um 10 Uhr bergen wir die Segel und der Diesel übernimmt das letzte Stück. Um 11 Uhr gehen unsere Leinen fest im Hafen Vlieland, wo wir einen perfekten Platz finden - und noch bißchen verlängern werden. Damit ist unser langer Schlag optimal gelaufen. 120sm - und das mit genau dem richtigen Wind. Wir hatten Geduld und echtes Wetter-Glück dazu! :)

Wäscheladen.
MALA


Gut und sicher liegt MALA in der Box - und wir machen unseren Deck-Wäscheladen auf. :)

Wir klarieren und checken unser tapferes Schiffchen - und haben vor, für heute sonst exakt gar nichts mehr zu machen. Und für morgen auch nicht. Es ist noch ordentlich Urlaubszeit nach - und die wollen wir ganz explizit nutzen, um auszuruhen.

Der zunächst gefühlt leere Hafen beginnt sich zu füllen - und der Hafenmeister sortiert heute nach Farben ;) - die Barrus, ein größeres Schwesterschiff, wird direkt neben uns einsortiert, was uns sehr freut & einen schönen gemeinsamen Abend mit den Beiden im Cockpit von Barrus beschert. Top!

Dienstag, 24.08.21

L a n d t a g .

Das "Wundenlecken" von einigen früheren Nachtfahrten am nächsten Tag fällt diesmal vollkommen aus. Wir sind gut drauf & haben erstmal ausgiebig ausgeschlafen. Wir gehen nicht einmal wandern ... bleiben an Bord und im Hafen, sitzen, genießen, schauen uns Manöver anderer Schiffe an, nehmen hie und da ein paar Leinen und trinken ausgiebig Kaffee.

Ach - und baden waren wir endlich mal, am Strand von Vlieland. Wenngleich nur sehr kurz. Es hätte ein perfekt runder Tag werden können, wenn Gesche nicht irgendwann im Nachmittag leise beim ersten Weißwein angemerkt hätte: "Wir haben etwas Wasser in der Bilge".

Da wir bekanntlich viel Wert auf unsere staubige Bilge legen, hielt es uns nicht - und schon waren wir doch noch am Basteln und Suchen. Den schlußendlich gefundenen Fehler kannte ich allerdings so auch noch nicht:

Der Abfluß-Stutzen der Pantry war ermüdet im Schlauch gebrochen. Aha. Und so tropfte seit einer geraumen Zeit immer ein wenig was raus ... lief den Schlauch hinunter und ab in die Bilge. Eine improvisierte Notreparatur richtet auch das. Danach ist die Bilge zwar nicht mehr überall so schön staubig - aber ausgewischt und wieder trocken.

Uns reicht es an Wind - und so stellen wir die Törnplanung der letzten paar Tage kurzerhand um - denn zum Ende der Woche zeichnet sich eine Lage ab, die uns sicher wieder 6 Bft. oder mehr bescheren könnte. Ohne uns. Wir wollen nicht noch eins auf die Nuß bekommen. Diesmal nicht.

Mittwoch, 25.08.21

Vlieland - Terschelling.
MALA


Harlingen bereits in Sichtweite gehen wir nur nochmal kurz rüber nach Terschelling. 6 Seemeilen. Weil wir die Insel so besonders mögen - und weil wir bis Donnerstag noch Wind nach unseren Vorstellungen zu erwarten haben.

Danach wollen wir lieber noch 2 Tage Harlingen-Urlaub in unserem schönen Liegeplatz anhängen und uns freuen, daß wir zumindest jetzt nicht mehr draußen sind und uns mit strammen Wind gegen Strom bei der Rückfahrt nach Harlingen rumschlagen sollen. ;) Eine richtige Entscheidung im späteren Rückblick übrigens ...

In Terschelling liegen wir Heck-zur-Pier mit wieder sehr netten Nachbarn und in Erwartung von zunehmend nördlichen Winden auf unsere dicken Ballonfender am Heck in Springs gezurrt. Dann gehen wir bestens Schlemmen in der Stadt, freuen uns, daß in die Traditions-Segler-Flotte wieder zunehmend Leben kommt und ... ruhen aus. Auch das ist Urlaub.

Donnerstag, 26.08.21

Terschelling - "nach Hause".
MALA


Die letzten 21 Seemeilen bis in ihre Box fährt MALA praktisch ohne unser Zutun. Die Windfahne ist bereits gewaschen, getrocknet und verstaut, das Schiff ist sauber und aufgeklart. Wir kommen tagsüber und nicht auf den letzten Drücker an. Und mit noch einigen Tagen Rest-Urlaub in Reserve. Sowas kennen wir noch gar nicht :)

Um 15:20 Uhr ist im Logbuch vermerkt: " Leinen fest im Yachthafen Atlantic. Alles heile!". Auch ein Novum - unsere Verschleiß- und Reparaturliste ist überschaubar kurz. Und erstmalig ganz ohne unser Zutun oder wilde Fehlbedienungen zusammengekommen. Das ist auch mal schön.

Wir nutzen die nächsten Tage, sitzen mit den lieben Leuten der Werft und anderen Hafenliegern gerne am "runden Freitag-Abend-Tisch" zusammen, sprechen die paar Anpassungen und Reparaturen durch, die wir gesammelt haben - und genießen Harlingens Innenstadt.

MALA frisieren wir richtig salonfein :) - freuen uns über unser tapferes Schiff - und machen uns tief zufrieden am Wochenende langsam auf den Weg nach Hause zurück.

Das war bisher mit Abstand der schönste, abwechslungsreichste und in aller Tiefe für uns beide entspannendste Törn, den wir bisher mit MALA segeln durften. Zeitlich der längste übrigens auch.

Der größte Teil unser Planungen ging ordentlich auf, wir waren bestens unterwegs, gut 620sm hat MALA dabei geloggt und Hamburg gesehen. Nichts ist nennenswert kaputt gegangen, allen ging es gut - und die Stimmung war ausnahmslos hervorragend und schön. Mehr können wir nicht wollen. :)

DANKE - das gibt viel Kraft und Antrieb für die kommenden Monate ... bis wir endlich & gerne wieder zurückkommen dürfen. Und sei es nur für einen oder zwei Tage zum Wohnen & Genießen ... :)

HARLINGEN VORAUS.
MALA






A l l e r b e s t e   G r ü s s e

   -   C r e w  v o n   M A L A   A l h e n a    -

MALA.

MALA.
MALA.

MALA.