MALA.

MALA.
MALA.


Sommer-Törn 2021.
Start - Von Harlingen bis in die Elbe.

Donnerstag, 29.07.21

Endlich können wir los! Was wir nun eine Zeitlang nicht haben wollen, ist Zeitdruck, Eile oder Hektik. Tja - und was wir zum Törnstart bekommen ... sind sowohl Zeitdruck als auch Eile. Aber keine Hektik ;) Und gleich zu Beginn die Möglichkeit, eine "seemannschaftliche" Entscheidung treffen zu können, auf die wir im Rückblick mit klar gemischten Gefühlen zurückschauen sollten.

Die Corona-Regeln geben uns die schon beschriebenen 24 Stunden Zeit für die "zwischenstopplose" Durchreise durch die Niederlande. So können wir Lars, der zu dem Zeitpunkt noch nicht vollständig fertig geimpft ist, die Möglichkeit geben, sich die Quarantäne auf der ersten Törnwoche regulär zu ersparen.

Direkt und in vollem Galopp aus dem Arbeitsalltag kommend, nach 700km Anfahrt ... an sich schon nicht ideal. Und mit Hinblick auf das aktuelle Wettergeschehen, das wir ja länger bereits beobachten, auch weit weg von unseren Wunschbedingungen für einen ruhigen, entspannten Törnbeginn. Wir wollen die sich auftuenden Wetter-Chancen wie beschrieben versuchen zu nutzen.


E s   g e h t   l o s.
Während die Böen unregelmäßig heulend über MALA in ihrer Box hinwegpfeifen, werfen wir schnell unsere Taschen an Bord. Unsere früheren Vorbereitungen zahlen sich nun aus - MALA ist top verproviantiert, vorbereitet und bereit. Wir nicht ganz so. Das Wetter auch nicht.

Noch beim Lösen der ersten Landleinen kommen mehrere unser netten Stegnachbarn vorbei - und raten uns eindringlich, die Abfahrt doch um ein, zwei Tage zu verschieben. Daß wir hingegen in einem Zuge direkt mindestens bis zur Seegrenze nach Deutschland - und damit auch durch das Seegatt auf die Nordsee - gehen wollen, machte die sorgenvollen Minen nicht besser.

Bei unser Atlantic-Werft nahm man's etwas gelassener - "Das Boot kann das. Und Ihr müßt dann mal schauen, wie lange Ihr das aushaltet". Auf den Punkt gebracht, sagen wir einmal mehr später.

Unser Kielwasser - Sommertörn 2021
MALA



A u s l a u f e n .
Brücke und Schleuse laufen routiniert durch. Die Böen erreichen uns hier noch kaum - und dank Lars haben wir an Deck starke, schnelle Unterstützung, die alles leichter macht. Mit Erreichen der Harlinger Hafenausfahrt zeigte sich zunehmend, was uns für die nächsten Stunden erwarten sollte. Zum Setzen der voll gerefften Segel gegen den straffen Südwest müssen wir den Bug kurz in Richtung Boontjes halten.

Wasser, Lärm, Gischt, Schaukeln, Schlagen - das Übliche bei ordentlich Wind - und natürlich sitzt noch keiner unser Handgriff wieder vernünftig. Gesche kommt naß und im Gesicht schmerzhaft von den schlagenden Segeln und Schoten getroffen vom Vorschiff zurück ins Cockpit. Das fängt nicht gut an.

Wir hadern mit unser vorläufigen Entscheidung, beschließen aber, uns noch eine kurze Zeit weiter durchzubeißen. Abbruch-Kriterien sind klar umrissen, Vlieland oder Terschelling bleiben jederzeit erreichbar für uns. Sowohl in der Anfahrt, als auch über weite Teile der Seegatt-Passage als Rückfall-Lösung bei den vorherrschenden Bedingungen. Wir laufen los.


R i c h t u n g   S e e g a t t .
Und wie wir loslaufen. Der schmale Pollendamm fliegt rauschend vorbei, die kurvigen Teile aus Blauwe Slenk bis in den Vliestroom läuft MALA problemlos, auch am Wind - und mit kräftigem Tidenschub schnuppern wir wieder Morgenluft. Wind und Strom "mit", im engen Teil des Seegatts mit leichter Landabdeckung. Die Bedingungen direkt vor Ort angeschaut sind vertretbar - wir entscheiden durchzugehen.

Lars steht die gesamte Zeit am Ruder. Nimmt die Duschen, steuert die gröbsten Wellen aus - und wir laufen mit dann weiter offenen Segeln das Fahrwasser gen Nordsee ab. Jederzeit bereit, bei eventuellen Problemen dwars Richtung Terschelling rüber- und ablaufen zu können. Tief genug ist es für MALA - und der Wind gibt diese Rückfall-Lösung her.

Wir diskutieren und bewerten ständig neu ... MALA läuft (im Gegensatz zu ihrer Crew) reichlich unberührt durch das bewegte Wasser.

Guter Steuermann ist wichtig.
MALA


Die letzten Meter an der Insel längs, so unwohl dicht unter Land & Strand fühlen sich nicht gut an. Hier ist immer nur wenig "gefühlter" Spielraum für eventuelle Fehler oder Bruch. Das kennen wir von unseren früheren Passagen schon, fühlt sich aber immer gleich unschön an.

Während wir auf die begeisterten Kiter schauen, die am Strand von Vlieland ihre Kapriolen schlagen, motor-segelt uns MALA sicher durch die Passage.

Es gibt weder Schwierigkeiten noch Bruch. Lars hält ein weiteres Mal unheimlich gekonnt tapfer Kurs. Das ist uns bei ihm im Alter von sechs Jahren schon aufgefallen, als er das Schiff schäumend zwischen kroatischen Felsen durchmanöverierte ... damals noch zu klein, um über das Rad hinwegschauen zu können - Das ist heute lange anders ;)

Die Nordsee machte es uns zu Beginn nicht leicht.
MALA


MALA selbst macht das Klasse. Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit. Kein Knarren, kein Knarzen - viel Vertrauen ausstrahlend. Das tat uns gut - und dann sind wir durch und halsen auf Zielkurs!

Jetzt sollte für uns der weniger anstrengende Teil des ersten Segeltages beginnen. Halber bis achterlicher Wind, gemäßigter Seegang auf der Nordsee. Wir halten weit nach draußen & uns aus allem raus.


W e i t  d r a u ß e n  i n  d i e  N a c h t .
Es beginnt sich alles zu finden. Zunächst kreuzen wir noch etwas vor dem Wind, dann kommt der erwartetete leichte Dreher und wir können zunehmend anliegen. Langsam drehen wir mit dem Wind mit. Der Windpilot macht das leicht. Wir teilen uns die Wachen auf.

Gesche & ich schlafen im Wechsel unten in den ruhigen Lee-Kojen im Salon - Lars nimmt die Doppelschichten als startklare "Einsatzreserve", im geschützten Doghouse ruhend - und jederzeit da. Vor allem auch für Manöver. Und für langen Klönschnack die Nacht durch :)

MALA läuft. Wir segeln in eine jetzt ruhige, schöne Nacht. Bei raumen Kursen wirkt der Wind weniger bedrohlich & wir beginnen zu genießen. (An)Spannung fällt ab. Die Windfahne steuert stabil und verläßlich. MALA ist im Energiesparmodus, rot glimmt die Beleuchtung am Kartentisch.

Die Wache sitzt geschützt im Doghouse, beobachtet an Plotter, AIS und Radar Kurs und Geschehen rundum - und kommt mit jedem Klingeln des Wachweckers für den 10-Minuten-Rundumblick kurz heraus. Salzstangen, Cola ... unsere übliche Basisverpflegung für den ersten langen Schlag. Langsam wächst sogar der Appetit. Wunderbar.

Die erste Nacht.
MALA


Freitag, 30.07.21

Zwischenziel "geschafft"! :) Die Seegrenze zwischen den Niederlanden und Deutschland liegt achteraus. "Seegrenzen" genaugenommen - wir haben für unsere Zeitrechnung beide berücksichtigt. :) Deutlich weniger, als die vorgegebenen 24 Stunden haben wir insgesamt gebraucht. So hat sich die Mühe des holperigen Starts doch gelohnt.

Das nächste Zwischenziel liegt bald voraus. Borkum. Unser Zwischenstop - und ein erster deutscher Hafen. Hier wollen wir Pause machen & im Törn so langsam "ankommen".

Schlag 1 - Harlingen - Borkum.
MALA


Um 10:30 Uhr am nächsten Vormittag gehen die Leinen fest an der Pier. Die in Kürze auslaufenden Schiffe sind noch nicht weg, wir warten. Nachmittags legen wir wetterbedingt nochmal um - und gönnen uns noch einen zusätzlichen Landtag. Am Freitag laufen wir ein, den Samstag genießen wir eingeweht in vollen Zügen - und erst Sonntag nach dem großen Windfeld setzen wir uns wieder in Bewegung.

Jetzt haben wir's nicht mehr eilig. Das noch nachkommende Wetter können wir diesmal in Ruhe durchgehen lassen. Wir sind wie erhofft zwischen den beiden "Wetterwellen" durch- und angekommen. Hurra, das ist ein Grund zum Feiern.

Wir laufen in Regenlücken Spaziergänge, lange bis in die Stadt hinein, der Bordhund bekommt massenhaft Bewegung - und später am Abend kommen wir per Bus zurück. Alle platt & zufrieden.

Borkum.
MALA


Das erste Bier in der kleinen Strandbar schmeckt ganz hervorragend. Es ist nur mäßig viel los - doch selbst Borkum ist uns gefühlt etwas zu voll. Abends verbringen wir nette Stunden an Bord und mit der Crew der Petite Ourse 5, einer Atlantic 42, die wir aus Harlingen kennen, sehr schätzen & hocherfreut an der Pier auf Borkum treffen. Schön!

Ach - und essen waren wir - im Restaurant bei Port Henry, eine Empfehlung von Seglern und eine sehr, sehr gute! Das war Oberklasse. Erst am nächsten Tag soll es für uns weitergehen. Und das - Tide & Timing sei diesmal Dank - nicht zu früh.

Sonntag, 01.08.21

Schlag 2 - Borkum - Cuxhaven.
MALA



D r a u ß e n .
Sonntag. Erst um 11:15 Uhr gehen unsere Landleinen los. Luxus. :) Die Passage von Riffgatt zieht sich gegen den Wind unheimlich und erst gegen 16 Uhr sind wir endlich auf östlichem Zielkurs und kuppeln den Windpiloten ein.

Draußen am Rand des TSS werden wir von der 112ft-Segelyacht "Geist" überholt. Während ich noch sinniere, wie die es schaffen, unser 36-Fuß Böötchen auf raumem Kurs in vollem Galopp derart stehen lassen zu können ;) gehen wir in bewährten Nachtwachen in die nächste schöne Segelnacht vor Küste und Nordsee-Inseln.

Es läuft. Um 07:45 Uhr gehen unsere Leinen bereits in Cuxhaven fest. Eine durchweg friedliche Fahrt außen auf der Nordsee, entlang all' der schönen Inselperlen mit dem Bug fleißig nach Osten gerichtet liegt hinter uns.

Das "Timing" war prima und wir stecken wie erhofft mit erstem Dämmerlicht die Nase in die Elbe. Uns freundlich gesonnen nahm letztgenannte MALA mit ordentlich Anschub auf und mit sich. Hier steuert Lars wieder von Hand.

Müde, aber auf Kurs ;)
MALA


Blau - leuchtende Riesen-Schiffe.
MALA


Aus Blau wird Grau ...
MALA


MALA läuft am schmalen Stück bei Scharhörn durch in die Elbe ein. Gesches Wache, ich werde passend geweckt und bin vergleichsweise gut ausgeruht. Das Tageslicht kommt und beschert uns schöne erste Blicke auf unser Zielrevier für die kommenden knapp 10 Tage.

Ganz langsam kommt die Sonne ...
MALA


Elbesonnenaufgang de luxe :)
MALA



Montag, 02.08.21

C u x h a v e n .
Das hätte gar nicht viel besser passen können. Der Querstrom vor der Hafeneinfahrt ist noch mäßig und wir kommen sauber rein, finden entspannt Platz und liegen in sehr netter Gesellschaft an den Stegen.

Vor dieser Einfahrt habe ich seit einem früheren Besuch irgendwie besonderen Respekt. Und in nur einer knappen Woche sollte ich da nochmal durchrutschen - dann aber mit 3kn Querstrom und entsprechend quer glitschend (brrrrr) ...

Soweit ist es aber noch nicht und wir freuen uns, erstmal angekommen zu sein. Der fliegende TO-Stander in allerbester Gesellschaft rundum. Die Ankunft in Cuxhaven und beim Verein ist gewohnt schön und herzlich. Die "Heimkehr" haben wir knapp verpaßt - aber dem TO-Headquarter wollen wir versuchen, einen Besuch abzustatten.

Wir liegen am Steg gegenüber der Lene, mit der wir später noch nett schnacken - und der wir "um eine Ecke" einige Tage danach eine weitere nette Begegnung in Stade zu verdanken haben. Kleine Welt ... schön! :)

Das "Willkommen" gleich mit einem ganzen Kamera-Team wäre doch aber wirklich nicht nötig gewesen .. ;) ;)

Cuxhaven - Hafenmeister-Reportage.
MALA


Der NDR dreht eine Serie über Hafenmeister in den Nordseehäfen - und auch wir wurden freundlich "interviewed" und ließen uns versichern, daß zumindest die gesamte Reihe im Laufe des Herbst ausgestrahlt werden soll. Das ist gut - damit haben wir eine schöne Herbstbeschäftigung ... wir mögen diese maritimen kleinen Reportageserien sehr. :)


Dienstag, 03.08.21

I n  d i e  E l b e .
Jetzt soll es langsamer gehen. Wind wird wenig, unsere Hüpfer kleiner - und wir wollen erstmal eine Nacht Ruhe. Was liegt näher, als der herzlichen Empfehlung vieler guter Elbe-Segler im segeln-forum für uns zu folgen - und eine Nacht in der Ostemündung unterzuschlüpfen. Das wollen wir tun.

Kurzhüpfer in die Ruhe.
MALA


Für uns wichtig & dringend nötig, diese Ruhe ... für unseren Nachwuchs-Schipper ... hingegen eher langweilig. :) Wenn es wellige Nächte lang kräftig weht und noch viel Route vor dem Bug ist ... dann ist Segeln prima. Oder wenn bei den DHH-Jollenkursen in Flensburg, zu dem wir Lars bis Freitag via Hamburg ja passend "abliefern" wollen, kentern garantiert ist ;) ... aber Elbe-Flußfahrt und das auch noch ohne Wind?! Das geht gar nicht ...

Unterhaltungsprogramm I.
MALA


Also war beschäftigende Mastkletterei angesagt - ohne Zughilfe bis ganz oben, versteht sich :) - und so flautenschipperten wir nicht nur in die Ostemündung hinein, sondern praktisch die gesamte Elbe ab Cuxhaven hoch.

Mit begeistertem Mann im Masttop. Nadenn. Keine Chance für uns, an diesem schönen Tag elbauf zu segeln, wenn der Wind mit gerade mal 2-3kn von achtern haucht ...

Nach wenigen kurzen Meilen fieren wir schließlich unseren Ausguck aus dem Mast, lassen den Anker fallen - und dann wird den Tender startklar gemacht für kleinere Ausflüge, was auch der Hund sehr zu schätzen weiß.

Unterhaltungsprogramm II.
MALA


Wir lassen Ruhe einkehren und genießen die friedliche Stille, die Aussicht & die wunderbare Natur rundum. Durch's Fernglas beobachten wir die Seehunde, die sich in Ruhe und der Restsonne wärmen und immens durchhaltend ihre Bananenform-Halten-Wettkämpfe abhalten.

Ein weiterer Segler kommt noch eingelaufen. Dann wird unsere kleine Welt für heute Abend tieforange. Das hatten wir gesucht, kochen groß auf - und genießen später die beginnende Abenddämmerung & Sundowner im Cockpit mit Erster-Reihe-Aussicht auf die Elbe :)

Da können wir stundenlang zuschauen. Das Wummern der Großdiesel der Riesen unterwegs ist allerdings auch weithin zu hören ... Diesen schönen Ort mögen wir sehr.

Zauber & Ruhe.
MALA


Von hier aus geht unsere kleine Sommerreise dann in die "Flußfahrt & Städte-Tour-Phase" über. Wir freuen uns auf Elbeblicke, Städte am Fluß, die wir uns mit Hinblick auf unsere eigene mögliche Zukunftsplanung ganz besonders gut ansehen wollen, einige ruhige Ecken, wo wir liegen und MALAs geringen Tiefgang nutzen wollen ;) - und natürlich auf HAMBURG.

Unserem nächsten "großen" Zwischenziel auf diesem Törn - und für mich auch ein bißchen Erfüllung des Traums, in meine Geburtsstadt auf eigenem Kiel einlaufen und dann unter Elphi rumliegen zu können. Und so geht's dann hier in der Fortschreibung auch weiter.



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