

SOMMERTÖRN 2024
Wattwochen - erster Teil - Powerwoche binnen und buten mit Lars & Lasse.
Mi, 24.07.2024
WETTER
Die Zeit unser Wetter-Sichtung beginnt :) wie vor jedem Törn.
Vor allem mit einem Verständnis der derzeitigen 'Großwetterlage' tun wir uns diesmal schwer. Alles, was uns an Quellen irgendwie verfügbar ist, zapfen wir tapfer an.
Und dennoch - in einer derart instabilen Gesamtlage scheint eine belastbare Vorschau mit eigenen Mitteln derzeit kaum vernünftig erreichbar. Das Wetter macht, was es will ... ;) ... haben wir das jetzt mit Erfolg endgültig kaputtgespielt?
Alle Wetter ...

Was ist nur mit unseren Wetterfröschen los?!
Ganz weit oben im Norden lungert ein kräftiges Hoch in der Gegend herum und bewegt sich kaum. Unser beliebtes Skandinavien-Hoch, das uns den Rücken freihalten könnte ... das fehlt hingegen gänzlich derzeit. Hatte ich doch aber gebucht ...
Ganz weit im Süden tummelt sich ein weiteres Hoch, das auch noch Brücken bildet. Dazu ein ordentliches Tief nordwestlich von uns, das sich bewegt - und über seine Ostflanke fleißig kleine Tiefdruckwirbel in der Gegend verteilt.
Dann noch Hochdruckkeile, Tröge, Zwischenhochs und Randtiefs. Und alle schwenken fröhlich in der Gegend herum, vertiefen oder schwächen sich nach Belieben ab.
Wie soll man sich da als kleines Wattseglerchen ein vernünftiges Bild machen bitte?! ;)
Mir kommen die Wetterkarten in den Sinn, die wir damals für den BR-Schein und bei nachfolgenden Törns immer so fleißig am Radiomitschnitt vom Diktiergerät malten - das wäre hier bestimmt die helle Freude gewesen.
Vorschau im Revier.

Wir halten uns also an den lokalen Blick in unser kleines Wattenrevier für diesen Sommer.
Und hier scheint zumindest verläßlich, daß die Häfen draußen auf den wunderschönen Inseln vor der niederländischen Waddenzee anständig gefüllt sein werden :) Schön, daß wir da nur selten mit drinstecken möchten, in der Hauptsaison.
Was das lokale Windgeschehen in der Vorhersage angeht - da dürfen wir uns was aussuchen. SEHR SCHÖN. Für unsere zwei, drei ersten Starttage haben wir im Angebot:
Nordost, West, dann Südwest über Nordwest auf Nordnordwest gehend ... dann fröhlich kippend und über Süd mit einem Kurzausflug über Nordost dann auf Südost zu gehen ... oder ganz anders.
Na, damit kann man doch planen. :)
Einig scheinen sich alle Wettermodelle, daß es zumindest (vom Durchgang etwaiger, beliebter Gewitterzellen mal abgesehen) zunächst eher sehr wenig Wind sein könnte, der uns an der Nordsee willkommen heißt.
Wir dürfen also Code-0 und Spi direkt bereitlegen und deren Leinen und Schoten schon anschlagen. Auch gut.
Und bis dahin kümmern wir uns mit Hingabe um die wenigen restlichen Vorbereitungen - und vor allem die Gesundheit. Denn die ist noch nicht da, wo sie sein soll ... Also: Weiter konsequent Ruhezeit & Rekonvaleszenz für Teile der Crew ...
Sa, 27.07.2024
Abfahrt! Urlaub! :) Oha, wie wir uns freuen. Endlich.
Um 9 Uhr morgens stehen wir bereits an Deck. Die Anfahrt liegt hinter uns - und MALA fröhlich in ihren Leinen ruckelnd unter unseren Füßen. Der LE300-"Rucksack", der immer mal wieder für sonderbare Restladungs-Anzeigen im Batteriemonitor-System sorgt, ist diesmal nicht voll geladen. Das nehmen wir zur Kenntnis, (leicht besorgt ...) und werden später nach Motorfahrt erneut nachsehen. Vielleicht mag der Landladeregler nicht mehr ...
14:00 Uhr. Alle System-Checks positiv und abgeschlossen, alles verladen, Wasser gebunkert - wir sind startbareit und rufen Harlingen-Hafen für Startschuß und Brückendienst :)
Bereits um 15:30 Uhr laufen wir bereits leise und langsam durch's Boontjes Richtung Kornwerderzand. Entspannung macht sich breit. So sehr, daß wir noch etwas dösig gar nicht so richtig 'da' sind. Ist ja nicht das erste Mal, beim schnellen Start aus vollem Galopp ...
Aus MALAs Reiseaufzeichnungen:
Jollenartiges, therapeutisches „Kaum-Wind-Segeln“ mit unserem Alupott. Stramme 3,8kn Wind treiben uns kraftvoll vor sich her, während wir unseren Kram an Bord noch sortierten und ich im Gesundheits-Schon-Modus bei der Skipperin an Bord mitmachen und das Rad festhalten darf. Dabei haben wir glatt die "Quattro e cane", die uns entgegenkommend passierte, übersehen & en passant nicht erkannt, wir wir später im schönen Austausch über's Segeln-Forum lernten & was nicht für unsere Ausguckqualitäten spricht :) ….
Das sehr schöne erste Bild unseres Sommertörns haben wir der "Hanseat-Crew" zu verdanken - mit DICKEM DANKESCHÖN:
Unser erstes Bild vom Sommertörn :)

Den Schlag das Boontjes runter widmen wir heute … der Logge.
- „Mist, wir haben null Knoten durch‘s Wasser“.
Wieder einmal. Und jedes Mal stirbt die Hoffnung natürlich zuletzt.
-„Komm, wir segeln erstmal, vielleicht fängt die sich. Sonst ziehe ich sie nachher auf dem Weg nach Kornwerderzand“.
Tja. Und wie immer ziehe ich sie natürlich. Das hat tatsächlich erst einmal geklappt ohne … aber man darf ja mal hoffen. Mittlerweile bin ich schnell geworden. Lediglich noch 0,5l Salzwasser finden im schnellen Tausch gegen den Stopfen ihren Weg in die Bilge & werden da direkt aufgefangen. Kaum, daß ich das unselige kleine Schaufelradgeberchen in den Händen hielt, war klar - das wird von alleine in tausend kalten Wintern nix mehr.
Seifenwasser, kleine Bürste, Messer gegen hartnäckige Pocken … nach 5 Minuten haben wir unsere „Geschwindigkeit durchs Wasser“ zurück und all die netten Segelfunktionen am Plotter machen wieder brav mit. Schön!
Pockenrad.

Um 17:20 Uhr haben wir die Schleuse bereits in einem flüssigen, diesmal praktisch ungebremsten Rutsch hinter uns und dieseln aus dem offenen Tor in Richtung IJsselmeer. Wie immer mit kurzem Stop für einen Spaziergang mit Bordhund am großen Steiger an Steuerbord.
Pünktlich um 18 Uhr haben wir einen luxuriösen Sundowner, MIT EISWÜRFELN und frischer Minze in den Händen. Es kommt der erste kurze Segeltag zu einem friedlichen, wunderschönen Ende. Und Mutter Natur sollte eine ebenso friedliche Nacht für uns bereithalten. Wir schlafen lange aus ... und verpassen keine weiteren Boote, die mal eben an dieser Stelle nach der noch pennenden MALA-Crew schauen, während wir selig ruhen und irgendwelche Anreisen aus dem vollen Arbeitsalltag scheinen wie so oft noch erstmal ihren Tribut fordern ...
Feiner Start!

So, 28.07.2024
Die Jungs kommen! :)
Ein sanfter Nordwest mit freundlichen 3-4 Baufort streichelt uns wach. Wie erhofft. Wie erwünscht. Und auch - wie erforderlich, denn "unsere junge Crew" rauscht bereits heran. Per Bus und über Nacht, bis nach Amsterdam - und dann direkt weiter ans IJsselmeer, wo wir sie aufpicken wollen. Also sind wir die frühen Vögel diesmal. 06:25 Uhr rasselt die Ankerkette bereits zurück in ihren Kasten. Hellwach sind wir und freuen uns.
MALA schiebt sich leise durch's dichte Ankerfeld vor K'zand. Volle Segel stehen und wir laufen mit 5kn an der frisch liebkosten Logge durchs Wasser. Bereits um 08:45 muß der Spi helfen, daß wir bei den langsam immer weiter zurückgehenden Winden auch ja unsere angesagte ETA Enkhuizen halten können.
Gesche eröffnet den seglerischen-Wäschereigen und legt das ganz große Besteck auf dem Vorschiff bereit:
Segel-Spi-&-Spaß-Zeit.

Hoch damit! Und die ganz leichten Schoten dran! :) Um jedes kleine Zentel Fahrt ringen wir in allbester damaliger Jollenmanier :) ... Spi weg ... Klüver hoch ... Klüver weg, Code-0 ran und Kurs anpassen alles wieder zurück ... und von vorne. "... bitte leg' uns mal den Hund 10cm weiter nach vorne, der versaut mir hier den Wasserablauf am Heck ..." ... Kiel etwas hoch ... wieder ein ganz klein wenig runter ... Spi dichter ... haaaaach.
:)

Schoten einen knappen halben Zentimeter an. Dann 1/100stel Millimeter wieder raus. "Nein, viel zu viel!!" - Achterstag einen halben Hub ansetzen, Backstag leicht lösen, Unterliek fest, los, doch wieder fest, Dirk loser, "... ach was, Dirk ganz ab, aber fix - die Windwirbel achtern sind ja eine Katastrophe ... alle Mann rauf auf die hohe Kante! ..." Und wieder runter ;) ;) :) wir lachen viel ... Herrlich.
... augenzwinkernd gegen die Uhr und das eigene Polardiagramm ...

Schneller, als wir im Jolliwahn eigentlich wollen, geht uns hier drin das eingedeichte Meer aus. 4 1/2 Stunden nach Ankerauf stehen wir vor Enkhuizens schönem Stadttor, an das wir gleich zu klopfen gedenken. Wie immer bei uns - am liebsten mitten rein, in den alten Stadtteil. Das sollte diesmal glatt gelingen.
Wir halten auf die Westseite des IJsselmeeres zu, während uns ab 09-10 Uhr ein konstanter Strom an Seglern entgegen schwappt. Ohauerha. Wir wissen, warum wir eigentlich so gerne draußen im Watt sind ;) ... die letzten Meilen bis zum schönen Hafen hätten wir auch problemlos trockenen Fußes über all die Decks laufen können. Und dann sind wir da.
WOHLAN! :) Wir begehren Einlass, Knappe! Fürwahr! Sodenn hebe er das Burg-Tore!

Wie bestellt macht das nette Brückenteam direkt vor uns für Motoryachten auf & winkt auch uns freundlich herein. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Vorbei an unser erklärten Lieblingskneipe hier, direkt am Kanal - und dann dürfen und können wir nach kurzer Abstimmung mit Hafemeister und den Motorfahrern vor uns auch noch direkt hier liegen. Saugut - wir genießen den Volltreffer und wickeln schnell ein paar Landleinen fest, die Lasse und Lars, unsere Weltklasse-Crew für die kommenden Tage, schon direkt annehmen - denn die Jungs sind perfekt pünktlich.
Allererste Reihe, heute.

Wie so oft bringt der kleine TO-Stander, der meist unter MALAs Saling im Wind flattert sehr nette Kontakte. So auch diesmal - und der Jugend-Gummitender läuft zu hoheitlichen Aufgaben aus :) Zu unserem Leidwesen mit weitgehend unbekleideter Crew - aber an die Sonnenhüte von wahrlich zweifelhafter Eleganz wurde gedacht, als die Bootsmänner zur großen Hafenrunde losmachten, auf der sie jüngere Kids eines TO-Schiffes einsammelten und eine Runde als Erlebnistour durch die Hafenbecken gondelten. Gute Jungs. Der Zwecke heiligt die Mittel und wir sehen von nachträglichem Kielholen zum Einstand ab und genießen stattdessen die Pause.
Tender in Aktion.

Dann folgt die obligatorische große Einweisung auf MALA, bevor's zum Käpt'ns-Dinner und später in die Kojen geht. (Ein wunderbares Detail, über das wir angesichts der laaaaangen Gesichter unser jungen Seglern in der Situation heute noch herzlich lachen: In den Niederlanden muß man 18, nicht 16 sein, um 'mannhaft' selbst ein Bier bestellen zu dürfen ... ;) :)
Auch "komm' schon, bereits 17 ... und gleich 18!" nützt nix. Selbst ein heldengleich vorgezeigter Ausweis bliebe hier wirkungslos. Wir grinsen. Also denn ... eben mit Grandezza & Ausblick auf Kanal und frisch Gezapftes an der Tischseite direkt gegenüber ... ran ans Zuckerwasser. :) ZU schön.)
Wir sind noch gar nicht gemeinsam los & da ist MALAs Chronik schon um einen künftigen Running Gag reicher! Das fängt brilliant an und alle können drüber lachen :)
Softdrinks for the really hard guys. Mit Würde.

(Anm. d.Red.: An Bord haben wir das so dann natürlich die gesamte restliche Törnzeit auch aufrecht gehalten. Ist ja selbstverständlich.)
Mo, 29.07.2024
Nach der letzten Sicherheitseinweisung gehen unsere Landleinen um 11:40 Uhr los.
Frage Kurs?
"Och, keine Ahnung. Na, erstmal raus, Richtung IJsselmeer. Und Segeln. Und dann ...?! Egal. Einfach rumsegeln und abends in irgend ne coole Bucht oder vor einen Strand vielleicht. Ohne Streß."
Alles klar. Das geht bei uns. :)
MALAs GPS-Track von diesem Tag ist komplett Kraut & Rüben. Einfach nur Segeln bei fast keinem Wind von 1-2 Beaufort, solange es irgendwie geht. Und dabei das Boot kennenlernen, rausspringen (die Herren wollten "am Fall FLIEGEN") und gegen die Logge hinterherschwimmen. Das war für die Jungs harte Arbeit ... Wir verbringen den gesamten Tag mit Baden in der warmen Sonne. Unter Code-Segel ist uns später gegen 15:30 Uhr ein Geschwindigkeitsmaximum von 1,5kn durchs Wasser an diesem Tag einen Logbucheintrag wert. Gegen 18 Uhr packen wir ein.
Die reine Lebensfreude.

Die Jungs pennen, komplett erschlagen - und wir ankern MALA in der kleinen 'Lagune' unter Medemblik wie im Paradies. Laura und die "Guppy" liegen nebenan im Hafen - da will Lars morgen mit uns zu einem kurzen Besuch längsseits gehen. Paßt uns prima, die Idee.
Das kleine Ankerfeld in der 'Lagune' ist gerammelt voll. Dicht gedrängt liegen die Boote beieinander auf 2,5-3m Tiefe. Wir müssen etwas schummeln und uns mit Tricks und komplett aufgeholtem Anhang ganz vorne im hüfttiefen Wasser hinlegen - da kommt heute sonst keiner hin und so finden wir noch unseren Platz. Von wegen "voll" - ein kleines Böötchen geht irgendwie immer noch ... ;) Später lichteten sich die Reihen dann noch.
Abends kommen die Jungs nochmal wieder auf die Beine, machen mit dem Tender und vorschriftsmäßigem Rundumlicht eine saubere "Ortskontrollfahrt" (Strandbar) - und später in der Nacht, bevor die Insekten komplett übernehmen konnten, fallen wir alle in die Kojen.
Lagunenliegen.

Di, 30.07.2024
Besuch der Guppy in Medemblik & dann ab ins Watt.
08:00 Uhr. Maschine an. Die Ankerkette schält sich glibbernd aus dem schmierigen Schlamm. MALA liegt mit dem Bauch teils sogar leicht auf und wir müssen schieben. Was 'ne schlammige Sauerei mit Bauchpeeling für's tapfere Boot. Das dauert, aber gelingt. Bei uns sind alle Mann an Deck.
Lars dreht noch einen adretten Kringel im flachen Lagunenbereich zwischen den Ankerliegern, versucht uns erfolgreich nicht festzufahren und hält MALA dann in Richtung Hafen von Medemblik. Das ist ja nur kurz um die Ecke. Nach großem "Hallooo!!! :)" über die Reling, legen wir MALA kurz vorne an einer der Schuten längseits und laufen zum Kaffee rüber zu Laura, Sander und den Jungs. SEHR fein.
Crew-Besuch & Tide.

Wie das mit der Tide im Nacken ist ... die wartet nicht. Auch nicht auf uns begeisterte Kaffeetrinker in schöner Klönschnackrunde. Um 11 Uhr müssen wir vom schnellen Einkauf zurück sein, die Leinen wieder los machen und dringend die 5 Seemeilen bis zur Schleuse rüberrutschen. Alles in leichter Eile (das sollte sich noch unterhaltsam rächen für uns) - wir machen fix, damit uns draußen vor der Middelplaate später ja nicht an der knappen Wattkante noch das Wasser ausgehen sollte. Oha.
___________
Blamage-Auftritt ...
Das Manöver, das wir um 15:30 Uhr dann heute bei nur wenig Seitenwind in der Schleuse auf der ganz großen "Bühne" aufführen sollten, dürfte es bei uns in die ewige Gedächtnishalle der wohl peinlichsten Momente eines kleinen Alukutters und seiner tapferen Besatzung schaffen. Und da ist ja mit all den Jahren bereits durchaus schon Betrieb, in dieser ehrenwerten Halle ... ;)
Also denn. Alle paar Jahre scheint es mal soweit zu sein - und diesmal stand geschrieben, daß wir uns bis auf die blanken Knochen blamieren sollten. Zum Glück wenigstens schadfrei. Insofern: Gut gemacht.
Eine Viertelstunde warten wir dicht gedrängt mit den vielen anderen vor der Schleuse. Dann kriechen wir leider im Tross hinein. Keine Spitzendisziplin unseres Aluschwenkkielers, dieses Kriechen. Bei Seitenwind noch weniger. Aber am Wenigsten, mit vorne hin und her und plötzlich auch zurück hoppelnden Böötchen, während uns selbst ein großer Bug bereits direkt am Heckkorb hängt. In 30cm Abstand ...
Game over. Der Gestaltungsspielraum war damit aufgebraucht, der Rest ist dann Physik.
Nachdem wir zwei oder drei Mal Pech mit unser Luv-Achterleine hatten, waren unsere möglichen Versuche dann verpulvert und wir lagen wie in Zeitlupe und in aller Pracht und Länge ... schlußendlich leider bemerkenswert quer im Schleusenbecken. Höchst adrett, beinahe kraftfrei :) aber beliebig machtlos und an der langen Steuerbord-Vorleine bammelnd vor allem vollkommen falsch.
Einmal straff bis rüber zur anderen Schleusenwand. Und kein Platz vorne oder hinten mehr :) Respekt, eine reife Leistung. Scham, aber immerhin komplett schadfrei für alle. Es hilft nix. Krönchen richten. Aufrappeln - weitermachen, als wäre nix gewesen. Und: Kein lautes Wort, versteht sich in bester Barawitzka-Manier. :)
Mit Bootshaken und langen Armen, guten, neuen Rettungswürfen und kräfigem Ziehen mußten wir mit Tricks und natürlich unter allerlei hilfreichen Kommentaren leider gute 3 Minuten das Drama auf althergebrachte Art & Weise wieder klarieren. Immerhin ... nix und niemanden rundum berührt oder touchiert ... nur das Ego hat die üblichen Kratzer ;) ... und der Tisch des Schleusenmeisters tiefe Dellen glaube ich.
Denn eben diesen meinte ich in unserem ganzen Malöööhr aus dem Augenwinkel deutlich durch's obere Turmfenster sehen zu können, wie er in schwungvoller Verzweiflung seinen Kopf mehrfach hart auf die Platte vor ihm schlug. :) Die haben's echt nicht leicht, diese Schleusenmeister.
Danach war unsere Darbietung beendet, wir zogen die verlorene Leine dicht und MALA so an ihren Platz an der Schleusenwand zurück.
Zu unser Ehrenrettung versuchten wir wenigsten ein besonders fixes Segelsetzen nach dem uns die Tore in Richtung Nordsee freigaben und wir unsere geduckte Flucht ins Watt antreten konnten. Gerne hätten wir unseren Kahn noch in der Schleusenkammer umgestrichen, umgetauft, ATIS und MMSI geändert und ... naja. Nix wie weg hier ... wir sind froh, daß wir als einzige ins Watt raus abbiegen, während der Tross in Richtung Kornwerderzand läuft. :)
... und schnelle Flucht ins Watt.
Um 16:40 hält der Anker auf feinem Sandwatt, wo wir heute Nacht mal inkognito - und bis auf ein gutes Stück Restwasser schön und ruhig liegen. Alle baden im schnell ablaufenden Nordseewasser. Herrlich.
Danach macht die Tide, was sie immer so tut ... und bald liegt MALAs Bauch auf gutem Sandwatt als es dämmert und hinter, wie über uns die Lichter angehen. So richtig trocken wird's hier heute und morgen nicht mehr werden. Also entscheiden wir auf "Texel morgen Nachmittag". Und zwar direkt - einmal dwars über das knappe FW v.d. Bollen. Nervenkitzel hatten wir ja noch nicht genug ... ;)
Nachts im Watt.

Mi, 31.07.2024
Lasse & Lars laufen mit Mia zu einem sehr kleinen Sandbankstück raus. Und pflegen dann MALA. Der Kutter glänzt danach zufrieden. ECHTE Seemänner. Wir sind begeistert. Von den Jungs - aber auch von der Tatsache, daß wir im Fernglas eine große Karavane von Booten aus dem Hafen Oudeschild rauslaufen sehen. Der ist nämlich erwartbar als "voll belegt" gelistet.
Unsere Chance liegt im frühen Ankommen, wenn wir gerade wieder aufschwimmen. Da kommt das maximale Abkürzen einmal quer über'n flachen Schlamm unser Zeitplanung sehr entgegen. Heute Mittag kann bei unserem Tiefgang kein anderes Boot rundum am Horizont zeitlich noch vor uns dort in Oudeschild vor der Tür stehen. Das paßt also. Auch fein.
Nach Texel.

Ab 15 Uhr beginnen wir, uns vom Sandrücken herunter zu lügen. Majestätisch ziehen die Mehrmaster wie an der Perlenschnur gezogen auf dem Horizont längs. SEHR fein. Eine halbe Stunde später machen auch wir Meilen bei Nord-Ost um vier - direkt in Richtung der Untiefe vor dem Sand auf der Linie der Tonnen B1 und B4. Wir holen alles auf, halten die Luft an - und ohne Kratzen und Schaben rutschen wir dwars drüber. In lustigem Winkel ...
16:55 Uhr ist es, als wir sicher wieder mit ausreichend Wasser versorgt sind. Der Kiel kann bald etwas abgelassen werden, MALAs Lateralplan dankt fröhlich gurgelnd und wir segeln in großem "S-Schlag" bis direkt an die Hafeneinfahrt, wo wir im letzten Moment die Segel bergen und reinrauschen. Um 18:00 gratuliert uns der Hafenmeister lachend über Funk, daß wir an Pier D den tatsächlich letzten verfügbaren Platz zugewiesen bekommen. Und den auch verdient hätten. Na sisste ... :)
Zum Glück stand hier geschrieben, daß unser Anleger gegenan für's Lehrbuch sein sollte. Das entschädigt, erfreute die ganzen Segeltrainer auf'm Steg erkennbar - und wir liegen direkt gut. Da ist der nette Steg-Klönschnack vorprogrammiert & wir mögen das sehr.
Wenn so viele mit anfassen, geht alles schnell von der Hand. Nach wenigen Minuten ist MALA aufgeklart und wir sitzen zum 1. und 2. Sundowner bei Olympia-Übertragung via Tablet im Cockpit. Alle glücklich und zufrieden. Der Bordhund bereits lange gelaufen, unsere Zeche für zwei Tage schon gezahlt - denn morgen ist Landtag. Das haben wir uns verdient. :)
Do, 01.08.2024
LANDTAG.
Die Jungs mieten Fahrräder und rauschen über's Eiland. Nachts finden sie einen guten Club, der ihnen auch im Dunkeln noch lange -ähm- Zuckerwasser-Cola ausschenkt und entsprechend ausdauernd touren sie über die Insel ;). Zum Ablegen sollten aber am nächsten Tag alle da sein. Das zählt.
Der Rest der Crew läuft lange mit dem Hund, geht einkaufen, der Steuerbordtank kann aufgetoppt werden, und dann geben wir uns hemmungslos der Pflege unser tapferes kleinen Kutters hin :) - in Zukunft verrutscht der Schutzschlauch auf unser langen Dehnleine für den Anker nicht mehr und alle Reißverschlüsse sind glücklicher. Der Rest der Zeit wird am Steg mit den anderen Crews seht nett verklönt. So geht das, mit der Erholung.
Fr, 02.08.2024
Zurück ins Watt
Um 13:20 Uhr laufen wir raus dem Hafen. und ab 14 Uhr rangeln wir mit dem wenigen Wind und leichten, bunten Segeln so lang es irgendwie geht. Wir passen die Planungen im Laufen an ... Statt bis hoch ins Kimstergat setzen wir bald den Blinker links und flüchten uns aus dem langsam kippenden Strom gegenüber von Kornwerderzand auf das Watt.
"Ohaaaa, Da mußt Du aber steuern können ..."

Aber bis dahin sind es noch ein, zwei Meilen. Wir zeigen Durchhaltewillen und Samtpfötchen am Ruder. Irgendwann hilft's nix mehr: "FDW: 0,0kn". Langsam treiben wir achteraus. Die Seevögel högen sich schon eins rundum. Also gut - Maschine an für die letzten Meter, das Seitenfahrwasser hoch.
Noch sind wir zu früh. Der Zielplatz noch ein, zwei Stunden sicher nicht erreichbar für uns. Macht aber nichts. Wir ankern im Priel, außerhalb unser Tonnen und machen uns zum Schwimmwettbewerb in MALAs privater Gegenstromanlage bereit. Das ist ein Luxus, der sonst nur den Millionären - und uns temporären Zeitmillionärchen vorbehalten ist - die eigene Gegenstromanlage zum Training direkt am 'Gartenzaun' ;)
Absoluter Freizeitstreß bei uns an Bord.

Perfekt. Nach dem Baden schmeckt der frisch aufgebrühte Kaffee doppelt gut. Danach legen wir um. Ganz rauf auf's Watt.
-"So, Lasse. Ist noch irgendwas offen geblieben? Haben wir alles geschafft? Segeln, Motoren, Ankern, Fliegen, Baden, Springen, Wattspaziergang nachts, Fahrradfahren, Cola-Trinken, Nordseeinseln erreichen, im Hafen übernachten ...?!"
-"Ich muß einmal ganz hoch in den Mast!"
-"Alles klar. Dann JETZT."
Das ist Gebiet von Lars. Gut und doppelt gesichert, wie es sein muß klettert Lasse die 19m über Wasserhöhe praktisch aus eigener Kraft, während Lars entsprechend sichert - und später abläßt. Alles läuft wie bestens trainiert - und Lasse gibt eine extrem gute Figur dabei ab. Glückwunsch. Jetzt ist's rund. Und das soll nochmal anständig gefeiert werden. Denn morgen sollen die Jungs bereits schon wieder von Bord. Wir können kaum fassen, wie die Zeit rumgeflogen ist.
Lasse ganz hoch hinaus.

Dann feiern wir. Bordfest.
Crew-Fest. Top Crew!

Aber irgendwas stimmt mit dem von den Jungs nach eigenem Bekunden satt ausreichend eingekauften Bier nicht. Das ist in der Hitze verdunstet. Anders kann's ja nicht sein. Und mit schwindendem Licht nimmt die Cockpit-Party angemessen Schwung auf, wie so oft an schönen Abenden draußen schon. Ein Paradeabend. Irgendwer meinte irgendwann viel später, es sei schon locker 4 Uhr durch. Aber das war mit hoher Sicherheit eine Fehlablesung.
Es sollte uns auf MALA noch ein Novum bevorstehen:
07:00. Das hingebungsvoll ausgerechnete Ankerauf-Manöver auf dem hohen Sand, die genau zeitlich abgepaßte Wattfahrt "innen längs über die hohen Sände" und dann die Einfahrt ins Kimstergat auf dem letzten Drücker, um direkt vor Harlingen noch einmal kunstvoll festzukommen und grinsend trockenzufallen in Sichtweite der Hafeneinfahrt für den nächsten Morgen ... das alles fällt aus.
Krass. Das gab es an Bord so bei Wattfahrt noch nie :) Keiner kann. Verrückt.
MALA schüttelt sich ungläubig, reibt später den Bauch wieder über denselben Sand und fällt kurzerhand erneut trocken, um und bei 14 Uhr. Wir retten uns denn wesentlich später, gegen 18:30 Uhr erst vom hohen Sand, gehen ankerauf und durch's Fahrwasser bis ins Kimstergat hoch. So kommen wir auf diesem Weg dazu, endlich einmal den Molenrak-Bogen zu nehmen, den hatten wir noch nicht. Am Tagesziel, in Richtung Kimstergat fällt das verzwickte Trockenfallen weg - und wir ankern in Ausgangsposition für morgen früh, um den Zug der Jungs sicher zu erreichen.
Wir segeln noch wunderschön, die Lebensgeister kommen bei allen zurück - und gegen 21:30 Uhr hält der Anker. Morgen früh kurz nach neun Uhr sollten wir hier problemlos wegkommen. Heute Abend ist der allgemeine Feierdrang etwas reduziert. Wir genießen.
Sa, 03.08.2024
08:50 Uhr - Ankerkauf und Fahrt Richtung Harlingen. Wir planen einen "Kurzstop" zum Abwerfen ohne Leinen festzumachen am SAR-Steiger. Praktisch aus dem vollen Galopp. Die herzliche Verabschiedung läuft vorher - und die Jungs jumpen mit besten Wünschen und ihren Seesäcken auf den Rücken über die Reling und von Bord, während MALAs Bug sich nach einer kleinen Pirouette direkt wieder Richtung Hafenausfahrt Harlingen richtet.
Wir wollen mal nach Warns & die Rüm Hart besuchen fahren. Das haben wir kurzerhand ausgeheckt - und sowas muß man auch einfach machen. Insofern - noch einmal herzlich winken - und dann Blick voraus. Seefahrt-Abschied. :) Aber auch gut. Während MALAs Bug wieder in Richtung Boontjes eintaucht. Strom-mit. So soll das sein. Und weiter geht's im kommenden Teil dann.
In diesem Sinne,
A l l e r b e s t e G r ü s s e
- C r e w v o n M A L A A l h e n a -

