MALA.

MALA.
MALA.


Oktobertørn 2022 (Texel)
Ein Loblied auf die Neben- und Nachsaison ;)


N a c h s a i s o n - 1)

Nachsaison. Es ist am Kalender entlang gezählt nun unsere dritte mit MALA.

Und wie bisher genießen wir immens diese neu gewonnene Freiheit, außerhalb von Trubel, vollen Fahrwassern und Häfen unterwegs sein zu dürfen. Und zu können, tatsächlich! Ein wirklich großer Unterschied zu unseren vielen Charter-Jahren zuvor ... :)

In Deutschland lesen wir nun wieder von den obligatorischen Schlangen, die sich bilden an den Kränen und Liften.

Skipper "wassern aus", machen ihre schönen Boote winterfest & entreißen sie dem angestammtem Element, auf daß diese die kommenden Monate in Hallen, unter Planen oder auf Ständern an Land ihre Zeit fristen werden.

Wir möchten das so nicht.
Und sind unheimlich dankbar, in den Niederlanden und im Besonderen in unserem kleinen Werfthafen die Bedingungen vorzufinden, diese kleinen Alltagsfluchten auch im Herbst und Winter leben zu können.


N a c h s a i s o n - 2)

Ein lieber Freund & weit gereister Segler, den wir sehr schätzen, sendete mir kürzlich genau zum Segeln in der herbstlichen Jahreszeit wunderbar formulierte Zeilen:

Ich finde die Stimmung folgenden Momentes im Herbst immer so toll:

Man liegt irgendwo an einem netten Liegeplatz ... es ist früher Abend und dämmert gerade ... es hat vorhin geregnet, es liegt etwas Nebel auf dem Wasser ...

Unter Deck bollert die Heizung, die Innenbeleuchtung ist an ... es läuft entspannte Hintergrundmusik so Richtung Ella Fitzgerald und man war nochmal kurz an Land und läuft nun auf's innen erleuchtete Boot zu ...


Danke, Claus! Sie treffen genau ins Herz :)

"Hafen-Leere"
MALA


An anderer Stelle formulierte ich selbst, noch überwältigt von gesammelten Eindrücken & unterwegs im Watt:

Wir mögen besonders die erlebbaren Gegensätzen in den Jahreszeiten "unser" Ganzjahres-Saison. Die Leere in allen maritimen Anlagen. Die wärmende Sonne, die der blauen, in dieser Zeit meist feuchten, anbrechenden Dunkelheit dann Raum gibt.

Nebelverhangene Morgen, an denen Sonnenlicht gefächert, wie Taschenlampenstrahlen durch die feuchten Wolken blinzelt …

Und später in der Saison das kurze Tageslicht, das uns im Watt oft nur kleine Hüpfer gestattet. Eis klopfen rund ums Boot & hoffen, daß man aus den teils gefrorenen Kanälen, bis nach draußen kommt.

Das Knistern im winterlichen Watt, wenn sich schon um 16 Uhr alles wie Mitternacht anfühlt und der heiße Grog im Pott gegen die Kälte rundum andampft …

Also … ich find‘s herrlich, erlebenswert und durchweg abwechslungsreich. ...


Samstag, 01.10.22


S t a r t v o r b e r e i t u n g e n

Wind- und (Regen-) wetterbedingt haben wir von unser geplanten Anreise am Freitag abgesehen. Es war lausig :) Auch das gehört sicherlich dazu, im Herbst.

Jetzt aber sind die Aussichten blendend! Mit schönem, ruhigem Oktober-Wetter und eher zu wenig Wind, als denn zuviel in der Vorschau. Wir kommen auf MALA an, die am Steg auf uns wartet, stellen erfreut fest, daß alles wunderbar ist - und die Bilge endlich durchgängig trocken! Herrlich!

Etwas weniger erfreut stellen wir auch fest: Die Fock fehlt.
Damit haben wir nicht gerechnet. Und stoßen noch abends die Suche an.

Denn das neue Vorsegel sollte nach unserem Verständnis eigentlich, korrigiert in seiner Länge, mittlerweile glücklich neben dem ebenfalls neuen Klüver hängen. Tat es aber nicht.

Rotwein als "Ankommer" hilft etwas - und wir gehen "angestrengt & etwas verschlissen" leicht grantig erstmal in die Koje und schlafen uns aus. Der Alltag setzte in den letzten Wochen ziemlich zu, mir vor allem.

Und so hoffen wir auf die "Magie", die Nordsee & MALA bisher immer bewirken konnten. Und auch diesmal wieder heilend bewirken sollten :) Dieses kleine Wunder sollte schon am kommenden Morgen gleich beginnen.

Sonntag, 02.10.22


Wir haben lange geschlafen. Und wie die Maulwürfe blinzeln wir mit Kaffee aus dem Salon ans Tageslicht kommend erstmal zerknittert in die Gegend. Das Erste, was wir sehen, ist die im Doghouse gemütlich sitzende Fock. :) :) POTZTAUSEND.

Begleitet von einer freundlich-nachsichtigen Nachricht unser Lieblingswerft, daß wir uns erholen und erstmal Segeln gehen sollen. ;) Sie kennen uns. Schön! Und sowas muß man uns nicht zweimal sagen!

Guten Morgen!
MALA


Bei sanften 3 Bft., gut abgedeckt von den Häusern rundum am Kanal ist es ein Leichtes, die neue Fock in die Keep der Rollanlage einzufädeln und das Fall durchzusetzen. Jetzt paßt die Länge, wie es scheint. Die Korrektur des Segelmachers war in Ordnung - und wir können MALA seeklar machen. Und freuen uns.

Schleusen wieder alleine.
MALA


Wir schleusen wieder ganz alleine. Kein Vergleich der "Preßpassungen" in den zurückliegenden Hauptsaison-Törns. Auch schön. :) Und endlich draußen, dürfen wir am Beginn des Boontjes die ersehnten neuen Vorsegel ausrollen.

Die neuen Vorsegel ...
MALA


Eine Kleinigkeit bauchiger geschnitten, stehen Klüver und Fock sehr ordentlich und ziehen gut. Da kann uns dieser erste Test bereits gut gefallen.

MALA läuft munter in Richtung des Wattfahrwassers los. Der Strom kippt in wenigen Minuten und wird uns dann den so geliebten "Turbo-Effekt" bescheren, während wir weiter in Richtung Texel laufen.

... sie ziehen prima.
MALA


Das obenstehende Bildchen zeigt neben schöner Fahrt im Boontjes nach Süden auch, daß wir mit unsere üblichen "Hoffen-anstatt-gleich-den-Sensor-ziehen-und-reinigen-Spielchen" diesmal kein Glück hatten.

Das Schaufelrädchen dreht sich nicht. Mist. Da war eine Wasserpflanze diesmal mal wieder stärker, als unser Hoffen ...

Keine Fahrt durchs Wasser, keine der hübschen Spielereien und Gimmicks der netten Navi-Anzeigen. Naja. Wir segeln ohne. Keiner von uns hat Lust, sich bei Fahrt diesmal in der Bilge duschen zu lassen. Vielmehr saugen wir Wind, Sonne und Eindrücke auf. Und steuern von Hand.

Aber ganz ehrlich: Wie soll man seinen Blick von solchen Naturschauspielen, auf die wir gerade friedlich zusegeln, auch abwenden?! Nichts liegt uns ferner - und wir genießen.

Taschenlampenkegelzauber ...
MALA


Da schlägt unser Landfinder-Vierbeiner an. Ab 3 bis 5 Seemeilen Entfernung erschnuppert Mia prozeßsicher nahendes Land, hebt die Nase in ihrer typischen Art & freut sich gewaltig auf die bevorstehenden Landgänge.

Diese Anzeichen kann man gar nicht übersehen - und sie warnen uns bisher verläßlich, bevor wir irgendwo dagegenbrummen. Hoffentlich bleibt das so. :)

Laaaaand!
MALA


Wir hoppeln etwas gegen die Uhr, vor allem aber bei "Wind-gegen-Strom" auf Texel zu. Eine kleine, durchweg lästige Welle baut sich bei diesen Bedingungen auf.

Wir laufen mit großem Bogen um die Muschelbänke an Backbord. Und immer gequetscht so hoch am Winde, wie MALA noch irgend fahren mag, bevor wir abfallen dürfen.

Genußsegeln in die bevorstehende Abenddämmerung.
MALA


Und dann geht's uns mal wieder alles viel zu schnell. Ehe wir uns versehen, liegen die 30sm, von Harlingen aus kommend, im Kielwasser - und unsere Leinen gehen fest an den weitgehend leeren Stegen im hinteren Teil des Yachthafens Oudeschild auf Texel. Das war eine absolut freundliche Überfahrt. Fahrbenfroh und ein schöner Auftakt!

Das Hafenrestaurant wollte uns nicht mehr. Wir waren zu spät, die Küche zwar noch in Betrieb, aber ohne Lust, uns mit unseren hungrigen Blicken noch glücklich zu machen. Schade.

Naja, mit einem der in den Niederlanden seltenen "Hunde hier nicht"-Schild an der Tür wird diese "Compagnie" wohl nicht unser Lieblingsladen werden ... und wir laufen zurück an Bord.

Dort helfen die nachgeholten Sundowner mit ordentlich Rum & die umfassenden Lebensmittelreserven in den Schapps von MALA, die Stimmung wieder aufzubessern. Und wir schlafen ein weiteres Mal lange, lange aus. :)

Segelboot, Watttenmeer & frische Luft beginnen, ihre Magie zu entfalten und uns gut zu tun :)

Montag, 03.10.22


Der Morgen ist wunderschön. Und windstill.

Herbst-Ruhe.
MALA


Wir sind nur eine Handvoll Boote im Hafen gewesen. Und ein ganzer davon Teil ist schon fröhlich ausgelaufen, als wir noch gar nicht wach waren ... :) Das sind wir jetzt aber. Und zwar mit jeder Faser :)

Beim ersten Kaffee noch legt Gesche bereits fest, daß heute ganz klar Spi-Wetter sein wird. Und daß SIE das segeln wird. Fein! Sie wird es auch sein, die MALA gleich aus dem Hafen aalt - und kurz danach eigenhändig den Spi aufzieht.

Das wird ein sehr, sehr erholsamer Tag werden ... für uns beide ... ganz besonders aber für mich ;)

Kurze Schlengel.
MALA


Gibt es da in unser Boxengasse eigentlich verschieden lange Schlengel?! Die Google-Luftaufnahme legt nahe, daß sie alle gleich lang sind. Diesen, an dem wir liegen, finden wir aber recht kurz ... Na, wir slippen die Landleinen und laufen aus, ins heute leere und friedliche Wattenmeer.

Nur zwei Segelboote, sonst Fischer und im Boontjes ein paar Berufsschiffe begegnen uns heute. Und das bei dem Wetter.

:)
MALA


S p i - W e t t e r .

Der Spinnaker geht hoch - und sollte den längsten Teil des Tages oben bleiben. MALA läuft, "Tide-mit" in Richtung Harlingen zurück. Wunderbar & friedlich. Das ist wahrhaft absolute Erholung. Wir genießen.

Nach Belieben können wir Kaffee kochen, müssen diesmal so gar nichts festhalten oder festlaschen, das Wetter ist einfach nur freundlich zu uns. Was für eine schöne Überraschung im Oktober.

Leichtwindsegel (mit zeitaktuell klarem politischem Solidaritätsbekenntnis).
MALA


Wir sind dankbar für das Leichtwindsegel. Es ermöglicht uns, überhaupt so unterwegs zu sein, denn der Wind geht im Stundentakt weiter zurück - und ist gegen späten Nachmittag auf der Schwelle von 4 zu 3 kn Wind. Verrückt.

MALA segelt immer noch tapfer mit uns. Wir wissen, daß wir die Brücken in Harlingen nicht mehr bekommen werden. Und stattdessen frühzeitig den Hebel auf den Tisch legen? ... nein, das soll heute nicht sein.

Ruhe I (Tiefschlaf ohne Leine, ohne Wackeln ...)
MALA


Also entscheiden wir auf "Aussegeln-bis-der-Strom-uns-rückwärts-gehen-läßt". Und für später auch auf "Kochen unterwegs". Und das im Wortsinn mit echtem Genuß.

Aber noch ist es nicht soweit. "Rumliegen" ist zunächst angesagt. Und das können wir ... ;)

Mia und ich übernehmen diesen anspruchsvollen Part heute, während Gesche mit spitzen Fingern in dem wenigen Windhauch MALA auf Kurs hält. Und dabei an den Fahrwasser-Ecken schnibbelt, was nur geht.

Ich liege auf unseren bequemen Sitzkissen fast zwei Stunden auf dem Vordeck, gemütlich mit Kaffee in der Hand, an den Mast gelehnt, unter dem bauchigen Segel, das sich freundlich über mir wölbt.

Der blau/gelbe Spi schwingt sanft hin- und her. Ich lasse den Blick schweifen - schaue einfach nur zu. Das tut gut.

Ruhe II (5 Sekunden Langzeitbelichtung. Geschafft! Nicht bewegt ...)
MALA


Zwischen den Inseln und Sandbänken überraschen uns kleine Delphine, die teils nah an uns herankommen. Aber sind es "Gemeine Delfine" oder "Weißseitendelfine", vielleicht gar seltene "Rundkopfdelfine", "Blauweiße Delfine", "Schwertwale" oder "Grind- oder Schnabelwale"? Wir wissen es nicht :)

Neugierige, kleine Seehunde sind kurz zu Besuch. Absolut hochprofessionelle Aufnahmen sind hier aus liegender Position vom Vorschiff aus gelungen. Kann man gar nicht anders sagen ... ;) ;)

Nachstehend mit orangen Pfeilen nochmal extra gekennzeichnet:

Unglaublich mitreißende Aufnahmen von Delphin & Seehund ... ;)
MALA


Wir treiben langsam weiter Richtung Harlingen und kochen noch groß auf. Gerade das Kochen unterwegs macht uns viel Freude.

Mit gerade untergehender Sonne essen wir zufrieden im Cockpit, während MALA gegen den einsetzenden Tidenstrom immer langsamer wird. Es ist friedlich & schön.

Gegen 20:15 Uhr stehen wir vor der Hafeneinfahrt Harlingen. Es ist stockdunkel mittlerweile. Das ging schnell. Port-Control möchte uns nicht am Wartesteiger eine Nacht verbringen lassen.

Doll finden wir das angesichts der Jahreszeit, der geschlossenen Tore & ansonsten umfassender Leere im dunklen Hafen rundum nicht, nachvollziehbar ebensowenig ... aber wer fragt, erhält eben auch Antwort.

Naja, Wir entscheiden dann lieber auf "Schleusen & Kanalfahrt" und gehen noch durch die große Schleuse.

Rund 2h vor lokalem Niedrigewasser haben wir mal einen Zeitpunkt erwischt, der uns die schnellste Schleusung bescherte, die wir bisher hatten - keine 4 Minuten von Einfahrt, bis Ausfahrt aus der kleinen Schleusenkammer. Klasse!

20 Minuten später gehen unsere Leinen für eine Nacht vor der nächsten Klappbrücke auf Warteposition fest. Denn die kleineren, nachrangigen Brücken werden abends und nachts nicht mehr bedient. Uns macht das nichts.

Für etwas Bewegung gehen wir noch eine große Runde durch das nächtliche Harlingen und schlafen dann wohlbehütet, genießen eine ruhige Nacht in Sichtweite zu unser Heimatbox :)

Dienstag, 04.10.22


Hochzeitstag :)
Nach Vormittags-Kaffee verlegen wir noch. Stolze zwei Kabellängen weiter endet dieser "Tagestörn" - und unsere Landleinen gehen fest in MALAs Box. Wir sind froh & zufrieden. Ein weiteres Mal hat absolut alles funktioniert.

Besonders zufrieden sind wir mit den neuen Vorsegeln. So ganz langsam werden MALA und wir, als ihre Crew, immer mehr eine gut funktionierende Einheit. :)

Wir lernen die Kniffe ihrer Bedienung, kennen ihre Eigenschaften (oder Eigenheiten?) machen wenig oder keine vermeidbaren Fehler mehr ;) - und alles läuft uns leichter von der Hand.

Manöver, Reffen und Reffpunkte, die Bedienung von Backstagen und Leinen, unsere Törnplanungen im Watt, das Schleusen, das Trockenfallen, unsere Abläufe, wenn wir in See sind und segeln, die Verpflegung unterwegs, unser Zusammenspiel in alldem ... Das tut unheimlich gut.

Jetzt, nach drei Saisons ist ein erster Status-Quo erreicht, der uns viel Freude macht. Vieles ist bereits genau so, wie wir uns das lange Jahre erträumt haben - Stück für Stück gestaltet und für unsere kleine Crew optimiert.

Wir freuen uns auf hoffentlich noch viele gute Seemeilen, die wir mit MALA so gerne segeln möchten. Vorfreude & Planung ist auch schön. :)


Oktobertörn 2022
MALA



In diesem Sinne,


A l l e r b e s t e   G r ü s s e
   -   C r e w  v o n   M A L A   A l h e n a    -

MALA.

MALA.
MALA.

MALA.