MALA.

MALA.
MALA.


Silvester-Törn 2021/2022.
Teil II (Fortsetzung)

Langsam füllt sich der Hafen. Bestimmt weniger, als die Hälfte an Booten liegt an den Stegen, verglichen mit dem Jahr 2019, als wir in dritten Päckchen lagen. Und viele bemerkenswert schöne, robuste, seegängige Schiffe sind dabei. Ein Augenschmaus!


MALA

MALA ist bei den kleinsten - oder allerkleinsten - Böötchen mit dabei. Man reist heute anscheinend gerne mit 48-72ft. Und das oft in Aluminium oder Stahl und mit richtigem Deckshaus, das den Weihnachtsbaum gleich mit aufnehmen kann :)

Klasse, wir schlendern viel über die Stege, sprechen mit Seglern, bewundern die soliden Schiffe und hören von den stolzen Eigner, was sich gut bewährt hat - und auch, was nicht.

Der Hafen beginnt langsam zu leuchten.
MALA

Freitag, 31.12.21

J a h r e s e n d e   /   J a h r e s a n f a n g ...

Die Zeit verfliegt, wenn man sich einfach wohlfühlt. Die letzten drei Hafentage blenden so ineinander. Lesen, Spaziergänge, Einkaufen & hingebungsvoll kochen ... und bei all dem immer das großräumige Wettergeschehen genießen und gespannt beobachten. Zeit zur Erholung. Zeit auch zum Nachdenken ...

Wir haben in Voraussicht direkt bis zum 02. Januar bezahlt und wahrhaft keine Eile. Gestern und auch heute laufen noch Schiffe ein. Das Wetter ist wunderbar vielseitig - eben noch windiger Regen, der uns beim heißen Tee im Salon liegend auf's Deck prasselt, sitzen wir Momente später mit "Sundowner" im Cockpit, genießen die illuminierte Schönheit im Hafen:

Einladendes, warmes Licht.
MALA

Mit dem schwindenden letzten Tageslicht dieses Jahres kommen wir vom finalen "Jahresend-Einkauf" zurück. Die ersten Knaller und Raketen sind hie und da bereits hör- und sichtbar. Zeit, unseren Bordhund "aus der Schußlinie" und unter Deck zu bekommen.

Schnell klettern wir noch alle gemeinsam auf die kleine Düne neben dem Hafen - und halten die Kamera hoch. Die Liegeplätze sind jetzt adrett gefüllt, alle Boote leuchten - und wir sind froh, daß wir dieses Jahr auch unsere Lichterkette an den Start gebracht haben.

Beim Aufheißen der Kette verstrickten wir uns großartig und zum Amüsement unser nebenliegenden Schiffe zu zweit wunderbar in dem Geflecht aus LED-Schnüren und Leinen, der Hund, der fröhlich zwischendrin rumsprang machte das Chaos nicht besser - und es hagelte praktische Vorschläge ;) - schön, wenn wir anderen eine Freude machen können.

Aber irgendwann leuchtete auch die kleine MALA wie ein stolzer Tannenbaum - und das Gesamtbild (übrigens bei totaler Windstille) nimmt uns einmal mehr den Atem:

Unvergeßlich schön.
MALA

Langsam wird's "ernst" ... es beginnt zu knallen und leuchten - und wir sitzen wie die anderen Crews wechselweise im gut gewärmtem Salon oder daußen in Vorfreude im Cockpit. Eine tolle Stimmung - alle strahlen, freuen sich, das Wetter hat ein Einsehen und spielt heute Nacht mit.

Die jungen Leute sammeln sich außerhalb vom Hafen wo sie mit Abstand zusammenstehen - wir "Alten" stehen an Deck, prosten uns über die Schiffe zu - und halten ein gutes Auge auf die rundum über uns fliegenden roten Leuchtkugeln, die durchaus bis ins Wasser runterfallen und fröhlich weiterbrennen. Unsere ollen Segel sollen schließlich nicht noch mehr Löcher bekommen.

"... 3, 2, 1 ..." tönt es lautstark und verblüffend synchron durch den gesamten Hafen. Gänsehaut. Dann klickt der Zeiger über die Vertikale und alles jubelt! Wir mit. Wunderschön. Beste Wensen, alles Gute zum neuen Jahr! Herzlich Willkommen 2022! :)

Und das unvermeidliche kleine Willkommensvideo - 2022


Wir lachen, noch lange mit den anderen Crews, sitzen im Cockpit schnacken mit Drink in der Hand - und lassen die erste Nacht des neuen Jahres sehr unterhaltsam sehr, sehr lang werden. Wir müssen schließlich morgen ... gar nix. Ein guter Beginn.

Samstag, 01.01.22

R u h e ...

Zwanzigzweiundzwanzig.
Es beginnt schon vormittags ein beachtlicher Exodus. Die Wetterfrösche, die viel Wind, viel Regen und nur wenig Sicht & Temperatur prognostizieren, scheinen einige Skipper überzeugt zu haben, daß der erste Januar doch besser zur Flucht gen Festland genutzt werden soll. Den Großteil der umliegenden Crews, genaugenommen. Hmmm.

Wir überlegen, prüfen nochmal unsere aktuellen Wetterdaten - und kommen überein, daß wir nicht zu dieser Karavane gehören werden, sondern viel mehr das beginnende Jahr auch dieses Mal wieder in Ruhe starten lassen wollen. Um dann am 02. Januar als Nachzügler unser Glück zu versuchen. Es zeichnet sich ein unsicheres Wetterfensterchen zwischen 05:00 und 11:00 Uhr ab, das sich nutzen lassen müßte ... naß wird's auf jeden Fall.

Sonntag, 02.01.22

V o r   d e m   W e t t e r   z u r ü c k ...

05:00 Uhr. Es ist stockdunkel. Man sieht die Hand vor Augen nicht. Auf MALAs Deck erscheint eine zerknittert wirkende Crew. Nebst Vierbeiner. Das Wetter ist bereits da ... "Wer hatte eigentlich die bekloppte Idee, DERART früh aufstehen zu wollen?!". Wir können uns nicht erinnern - und keiner will's gewesen sein. Naja.

MALA ist komplett seeklar. Auf und unter Deck. Vom Wind getriebener Nieselregen schlägt sich überall nieder. Auch auf den Brillengläsern des Rudergängers. Grrr. Das wird in wahrsten Sinne des Wortes eine Blindfahrt.

Wir stehen dick eingepackt im jetzt prasselnden Regen und in biblischer Dunkelheit. Nach intensiver Wetterbeobachtung sind wir sicher, daß nebelbedingt die Sichtweite weit über den geforderten Mindestweiten liegt. Man sieht das nur schlecht, weil's so gießt ... ;)

Wetterfenster
MALA

Unsere Idee sieht so aus, daß wir uns im Restlicht des Hafens und mit bereits laufenden Hilfsmitteln raustasten wollen. Dann die Ansteuerungstonne des Slenk anlaufen - und von da aus dem sich schlängelnden Fahrwasser, das bestens beleuchtet ist, handgesteuert folgen.

Sobald wir das Meep erreichen, können wir MALA vom Schutz des Doghouses und trocken & warm sitzend führen. Dann sollte bald auch so langsam die Helligkeit kommen. Tidenseitig wird es ein Kompromiß sein müssen. Wind gegen Strom am Ende des Vliestrooms ist unausweichlich. Alles ist auf eine Ankunftszeit in Harlingen ausgerichtet, die uns vor Einsetzen der dickeren Böen bis in den Schutz der Kanäle hinter der Schleuse bringen soll.

Die Wettermodelle sind sich leider auch bis zum Ablegen nicht einig darüber, wann genau der Wind zunehmen wird. Sie divergieren allesamt ... die Stunden, in denen sich die Modelle vollkommen uneins sind, haben eine Kennzeichnung mit Sternchen im obenstehenden Bild erhalten. Oh weh. Eingepackt wie die Michelinmännchen, mit Kopflampen und Handschuhen gehen wir an Deck und lösen die Leinen. Es geht los.

Klar zum Auslaufen.
MALA

Wie photographiert man "Du siehst die Hand vor Augen nicht" am Besten?! Vor allem, wenn man alle Hände voll zu tun hat? Wir wissen es auch nicht - und entscheiden auf: "Einfach genau so, wie's eben aussieht". Die im strömenden Regen gezückte Handy-Kamera sieht auch nicht mehr, als wir.

Die erste halbe Stunde hatten wir gut zu tun. Ein kleiner weiterer Jugendkutter lief tatsächlich zeitgleich mit uns aus. Sie hängten sich zunächst an unser Heck, wir machen langsam, sodaß sie mithalten können. MALA stampft und bockt. Wir schaukeln gegen Wind und kurze Welle bis zur Einfahrt des Fahrwassers hoch.

Am Bug steigen dicke Fontänen, die uns weiter hinten salzig einnebeln. Es rumpelt ordentlich. Rodeo an Deck - Ruhe und Wärme unter Deck. Immer wieder verblüffend, wie steif unser kleiner Alu-Rundspanter in See ist. Nichts knarrt oder quietscht, die Isolation dämmt und läßt auch die Elemente weit entfernt erscheinen. Die Böen beginnen, im Rigg zu heulen. Der Jugendkutter zieht zurück. Keine schlechte Entscheidung.

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.
MALA

Unter Deck schreiben wir wieder "handtuchgebunden" ins Logbuch. Das klatschnasse Ölzeug tropft fleißig. Wir heizen unter Deck im Moment nicht. Das merkt man sofort. Die Navi im Nachtbetrieb:

Rooooooxanne ...
MALA

Endlich schwimmen wir im Meep. Wir kriechen an Bord unter und lassen den Autopiloten übernehmen. Der allerdings hat ganz ordentlich zu tun, bei diesem stampfenden Eierkurs, kann das aber halten. Ein beginnender Kabelbruch läßt die Hintergrundbeleuchtung unseres gesamten Schaltpanels flackern. Das ist nicht so gut, da müssen wir ran. Diskolicht ist nicht das, was wir an den Hauptschaltern brauchen :)

Langsam wird es heller. Wir verlassen den Vliestroom. Erstmalig müssen wir uns gegenseitig eingestehen: Bei so einem Dauerwetter ist das reine Segelerlebnis draußen ... na, nur so "mittel". ;) Hinter unserem Wetterschutz geht's sehr gut, auf Langstrecke wäre es gar kein Problem. In den engen Fahrwassern der Waddenzee ist's nicht ganz so schick. Aber wir werden gut gelüftet & gewaschen ... :)

5 Minuten Außenerlebnis
MALA

Alle paar Minuten gehen wir raus. Uns erscheint es wichtig, ein einigermaßen gutes Gefühl dafür zu behalten, wie sich's wirklich anfühlt, wenn wir die Nase in den Wind halten. Unser Rundumblick ist sowieso dran, dann können wir uns auch kurz rausstellen. In unserem Fall heute - mit Graupel-Gesichtspeeling inklusive :)

Rücktour
MALA

Wir haben unheimlich Glück. Und treffen auf Schleusen- und Brückenwärter, die erkennbar seglerisches Mitleid zu haben scheinen, an diesem Tag. ;) Richtig großartig, kaum daß wir uns nach Einfahrt in den Vorhafen bei der Schleuse melden, öffnet bereits die kleine Kammer für uns, die Brücke klappt hoch - und wir sind durch & sicher.

Doch unsere kleine Glücksträhne ist noch nicht durch. Im Winter werden die internen Klappbrücken sonntags nicht bedient. Das wissen wir. Also legen wir uns direkt vor die Brücke und richten uns auf eine schöne Nacht ein. Kaffeewasser kocht bereits, das Ölzeug hängt zum Trocknen ... da klopft es.

Der Brückenwärter ist's. Er würde außer der Reihe die Brücke öffnen, ob wir nicht Lust hätten, die letzten Meter in unsere Box auch gleich durchzufahren?! :) :) Manchmal muß man einfach mal Glück haben. Fünf Minuten später liegen wir fest und sicher.

Aus dem Bordleben ...
MALA

Viel Zeit, um MALA die kommenden Tage winterfest zu machen, die Vorsegel herunterzunehmen, alles herzurichten - und Lars am 05.01. morgens früh vom Flughafen Amsterdam abzuholen. Genug Zeit auch, um in Ruhe Wintersport zu schauen und das wohnliche Chaos im Salon zu genießen. Das soll's dann für diese Winter-Runde erstmal gewesen sein.

Euch allen ein gutes neues Jahr!
MALA



A l l e r b e s t e   G r ü s s e
   -   C r e w  v o n   M A L A   A l h e n a    -

MALA.

MALA.
MALA.

MALA.