Urlaub. Wir sind fertig. Alle 4 + Hund. Aber komplett. Dieses Jahr fraßen Europa- und Deutsche Trial-Meisterschaften der Kinder all unsere knappen Urlaubstage und Reserven. Bis auf die kommenden 5 Tage, die jetzt als Flucht in die gemeinsame Erholung vor uns lagen. :) Und wie. Es ist der 27. August 2019. Ein Dienstag. Alles perfekt vorbereitet standen wir bereits früh um 06:24 Uhr (!) fertig am Steg! Mit 700km Nachtfahrt hinter uns - unsere bisherige einsame Bestzeit! Wir sind sogar vor der Sonne da ... ;)
Wetter gut, Tide mit uns, Stimmung top, großartig. Jetzt ernten wir endlich als gesamte Familie die Früchte unser gemeinsamen Mühen dies Jahr ... und gehen einfach nur GANZ ENTSPANNT etwas Segeln. Alle freuen sich. Verladen ist schnell, bei so vielen Händen und wenigen Dingen. Deck klar, Technik klar, Segel klar, Maschine gecheck, auch klar, wir können. Maschine an. Leinen auf Slip. Gleich rufen wir den Brückenwärter an. Gerade mal 8 Uhr durch, erneut Bestzeit. Juchu!
Lasst mich schnell noch den Hubkiel checken wie immer - und dann ab durch die Mitte! :) Schalter an „klick“ - „KLACK“. Nix.
Nix???? Nix ist nicht gut. Und „KLACK“ auch nichts. Nochmal:
Das gibt es doch nicht. Nochmal ...
MIST! Ich flippe aus. Womit haben wir das wohl verdient. Lange Gesichter. Soviel zum glatten Start.
Bißwunden im Rad vom vom erzürnten Steuermann. Betretenes Schweigen an Bord. OK. Leinen wieder fest. Maschine aus. Kein Anruf beim Schleusenwärter.
F e h l e r s u c h e
Fehlersuche. Systematisch. Das wird was Längeres. Kinder und Hund mit Geld für Eis in die Stadt. Wir mit Kaffee ins Cockpit. Schnaps wäre angebrachter ...
Zwei Stunden Ausschlußsuche. Nix.
Dann TOLLE Hilfe vom Technik-Chef unser freundlichen Bauwerft. Die nächsten 2 Stunden dann gemeinsame Weitersuche Hand in Hand. Alles ausräumen. Hydraulik, Pumpe, Schalter, Relais, Sicherung ... alles perfekt OK. Das ist es nicht. Denn das müßte so funktionieren. Tut es aber nicht. Analytisch mit Erfahrung der Werft: Der Kram wird nicht angesteuert. Hmmm. Kompaß raus, Bedienschalter mühsam erreichen, checken, tauschen ... Nein. Auch nicht. Reicht nicht. Also weiter. (Mein Grimm steigt im gleichen Maße, wie meine Bereitschaft zur Umsetzung radikalerer Maßnahmen ... ;) ).
Fehlersuche
A b h i l f e
Also: Seitenschneider raus, ab mit den bestehenden Leitungen Crimpzange, Meßleitungen dazwischen, Krokoklemmen ... zähneknirschend hervorgepresst „jetzt machen wir’s halt direkt, dann wird man ja schon sehen, ob das nicht irgendwie ...“ „klick“ - „HHIIIIIIIIUUUUUUU - ROMMPF“. :) :)
Kiel oben. Sicherung drin. Wir schauen uns an. Nochmal ... runter, rauf, ... Genauso. Klappte prozessicher wieder. Donner. Es besteht Hoffnung. ;) wir schnuppern wieder Morgenluft. Auch wenn es mittlerweile Mittag durch und entsprechend heiß ist. Und derzeit läuft ein Meßkabel quer durch Cockpit und Salon zum Kiel, ... :) Aber - es läuft.
Die LÖSUNG ist nu’ gefunden.
U r s a c h e n s u c h e
Jetzt noch die URSACHE ... wir kreisen die ‚Sau‘ ein, kriechen durch das Achterschiff, suchen, verfolgen Steuerleitungen unter sehenswerten Verrenkungen - und da war sie, die Ursache.
Sowas habe ich selbst noch nicht gesehen:
Aus der Jefa-Steuersäule ist ein kabelführendes Kunststoffrohr über die Jahre anscheinend abgerutscht und langsam 2 cm abgesackt. Mit den darin liegenden Kabeln. Ganz langsam. Soweit, daß 4-6 Kabel bei jeder Ruderbewegung zart vom Hebelarm und Gestänge des Ruders gestreichelt wurden. Über Jahre mutmaßlich
.
Und auf 2cm waren die Isolierungen aller Kabel sauber und sanft abgetragen. Verschwunden. Weg. Blank. Da lagen oder hingen da Leitungen auf- und nebeneinander. Ein Wunder, daß das solange gut ging.
Und durch unglückliche Ruderbewegung waren jetzt zwei der nackten Kandidaten -ähm- aneinander geraten. Da flogen die Funken, um im Bilde zu bleiben ... ;) Durch passende Ruderbewegungen konnte man die wieder trennen, dann ging es zeitweise. Daher auch unser „Phänomen“ auf dem letzten Törn kurz vor der Schleuse. Ich werd’ verrückt.
Hier bin ich unheimlich dankbar für die Hartnäckigkeit und auch Unterstützung bei der Ursachensuche. Denn - nicht gefunden - wäre das natürlich ein potentielles Riesenproblem geblieben. Gut so!
R e p a r a t u r & L e r n e n
OK. 13:00 Uhr. Die Tide wartet nicht. Der Rest war einfach. Steuersäule weiter auf, Führungsrohr richten und sichern, Kabel flicken, separieren, richten, sauber neu isolieren, sichern, verlegen, alles wieder zusammen, Test, Kompass wieder rein. Paßt! Irre.
DANKE sagen, Kinder und Hund einsammeln ... Maschine an, Kiel-Test - TOP! Schleusenwärter anrufen, Leinen los ... Urlaub im zweiten Anlauf des Tages.
Mann, was hätten wir schnell sein können, wenn ... ;) ;) ;). Ja, „wenn“:
Lektion gelernt: Auch bei Termindruck und vorherigem Pech ... wenn auf ein „klick“ auch nur einmal ein „KLACK“ gepaart mit „Nix“ erfolgt ist, dann muß immer eine Ursache gefunden werden. :) Diese tiefgreifende Binsenweisheit lasse ich mir drucken, rahmen und patentieren.
Erfahrung hat man immer kurz nachdem man sie gebraucht hätte ...
Soll also keiner sagen, wir seien nicht lernfähig ... irgendwie. ;)
So. Und somit ab in den Urlaub. :)
S o m m e r t ø r n 2 0 1 9
Wir haben nicht viel vor. Ganz bewußt. Nach Lemmer wollen wir kurz, zum Treffen mit dem ansässigen Segelmacher, im Amsteldiep wollen wir trockenfallen - und sonst lassen wir uns treiben, genießen und lernen. So der einzige Plan, der diesmal auch aufgehen sollte.
E n d l i c h l o s
Harlingen - K‘zand läuft auch noch zu Niedrigwasser - und wir mit. Und zwar zunächst aus dem Hafen.
Dort bot sich uns sogleich ein bemerkenswerter Anblick: :)
U n t e r h a l t u n g s p r o g r a m m
Nationenübergreifend sozusagen führten zwei einlaufende Schiffe synchron eine ausgesprochen aufsehenerregende „Performance“ (so nennt man das heutzutage) auf, das sah so aus: Alle sichtbaren Besatzungsmitglieder schienen wild umherzuspringen, sich selbst (!) und sich gegenseitig (!!) mit Handtüchern, der Landesflagge, Badelatschen, allem Greifbaren oder sogar flachen Händen enthusiastisch zu ... schlagen! Einige von ihnen kreischten dazu wild. Und sie droschen unvermindert weiter um sich und auf ihr Schiff ein. Unglaublich, was die Leute so tun. Wir liefen fassungslos auf die Aufführung zu und trauten unseren Augen kaum. Sachen gibt‘s. Wir mußten sogar noch einen Schlenker fahren, die hätten uns glatt überlaufen ...
Lachend und kopfschüttelnd passierten wir amüsiert die einlaufendem Schiffe mit den lustigen Irren drauf und ließen die Hafeneinfahrt langsam hinter uns. Das müssen wir irgendwann mal irgendwo erzählen ... die spinnen, die Segler. ;) Voraus alles frei.
T e m p o r ä r e r W e l t u n t e r g a n g ;)
„Boontjes bitte bei nächster Gelegenheit liiinks einordnen und abbiegen“ hörte ich jemanden von uns noch gut gelaunt flachsen und lachen ... - dann wurde es schlagartig dunkel. Nachmittags um zwei. Sowas ist für uns mitten im Sommer ebenfalls ausgesprochen ungewöhnlich, aber darüber dachte mangels Zeit aktuell niemand mehr wirklich weiter nach.
Nun waren plötzlich wir es, die aufsprangen, kreischten, und jeder schlug und wedelte spontan mit allem um sich, was sich greifen ließ - und alle außer Hund und mir flohen im Galopp aus dem Cockpit in alle Richtungen. Hund weil angebunden, ich, weil ich am Ruder stehend nicht wegkonnte. Schau an, so weit ist es mit der Solidarität dann also her in der Crew ... ;):)
Zum Glück führten wir amtschimmelbedingt (das Flaggenzertifikat ist beantragt ...) noch keine Nationale zu der Zeit, sodaß der ehrenwerte Adenauer in Abwesenheit bei diesem Spektakel als Wedelwerkzeug unangetastet blieb ... aber sonst ... Hustend mit kratzendem Hals berappelte ich mich, schüttelte die Brille frei - und erkannte erstaunt, was da los war. Das ehemals weiße Schiff war grau/schwarz geworden! Kinder, Hund und Skipperin ebenfalls. Ich auch. Käfer, Mücken, Fliegen, Insekten vielfältiger Ausprägung und unheimlicher Dichte standen wie eine Wand vor der Hafeneinfahrt! Ein massiver Quader Kleingetier. Gibt es denn sowas?! Schlagartig wurde mit klar, was die anderen Schiffe da gerade eben ... aber egal jetzt!
Das war wie Notfall. Wir wedelten, fuchtelten, wischten, scheuchten, schaufelten und schlugen die nächsten Minuten Schwärme, Berge und Wolken von Insekten vom Schiff. Und von uns. Massenhaft. Käfer klein und groß, immer auch Wespen und Bremsen mit drin. Manche zwickten und bissen, alle störten. Irre. Als es wieder dämmerte und etwas sichtiger wurde , zählte ich schnell durch - alle noch an Bord - Puuuuh. Nirgendwo gegengefahren. Gut. Und half dann weiter, wieder die Oberhand über unser Schiff zurück zu gewinnen. Und vor allem auch den armen Hund aus den Insekten auszugraben. Denn der winselte schon leise, was mir so leid tat, daß da sofort Hilfe her mußte. Ich verließ voll Mitleid kurz das Rad ...
Von mir vollkommen unbemerkt glitten wir bei diesem Faxentanz nebenbei ganz leicht und langsam aus dem Strich der roten Tonnen, meine ich. ;) Minimal nur. Aber bei NW natürlich bereits ausreichend ... ;) Und während wir leicht bremsend und fast ohne Fahrt am Fahrwasserrand treibend/stehend, im Schlick schlingerten, statt anständig zu segeln, rumtanzten und mit allem um uns schlugen und wedelten, was wir so hatten, ... passierten uns zwei entgegenkommenden Yachten.
Deren Besatzungen starrten uns an, tippten sich vielsagend anne Stirne und warf sich gegenseitig bedeutungsvolle Blicke zu, ... ;) ... auf ihrem weiteren Weg Richtung Hafeneinfahrt Harlingen, die sie in Kürze erreichen würden, während sie noch fassungslos achteraus auf uns zurückschauten.
... na, die werden sicher auch gleich was zu erzählen haben. ;)
W e i t e r & G e p r i e s e n s e i d e r S c h w e n k k i e l
Nach ein paar Minuten waren wir wieder bei uns, priesen, daß wir einen so zuverlässigen Schwenkkielschalter haben - und setzten unsere Fahrt nach kurzem
klick“, gefolgt von wortwörtlich befreiendem - „HHIIIIIIIIUUUUUUU“ und dementsprechend entspanntem Freikommen zufrieden fort. Puuuuh. Na, der Erholungsteil des Urlaubs fing ja gut an. Noch bis ins IJsselmeer wedelten wir weiterhin vielfältige einzelne Insekten aus allen Ecken des Schiffs. zum Glück waren die Luken zu ... Kaum ganz fertig damit, wartete dort ja dann gattungsähnlicher Nachschub in Form der IM-Fliege auf uns ... aber das sollte später kommen, erstmal stand uns eine erholsame Nacht im IJsselmeer bevor. Mit baden, gut essen und ausruhen. Wir fanden, daß wir das nun aber auch wirklich verdient hätten ...
Morgen soll es gut vor 8 Uhr losgehen, sodaß wir die knapp 30sm bis Lemmer zu noch guten Öffnungszeiten des Segelmachers bereits hinter uns haben werden.
S e g e l c h e c k & P l a n ä n d e r u n g
Der Rutscher nach Lemmer rüber war dann endlich so entspannt, wie wir das brauchten und erhofft haben. ;)
In zarten Bedingungen glitten wir plangemäß im Nachmittag durch die Hafeneinfahrt von Lemmer und machten kurz danach termingerecht erstmal beim Segelmacher vor der Tür fest.
I n t r o c k e n e n T ü c h e r n
Da gab es dann gemeinsame Besichtigung der antiken Tücher, sehr angenehme Durchsprache von Möglichkeiten & Vereinbarungen zum weiteren Vorgehen. Service, Pflege, Zuneigung & Reparatur brauchen die 16 (!) Jahre alten Segel, keine Frage, aber für die kommenden zwei, drei Saisons müssen sie noch irgendwie herhalten. Wir lernen das Schiff und seine Eigenheiten ja noch kennen - und werden unweigerlich Fehler machen.
Außerdem möchte ich später über Reffreihenlage, Reffsystem, Verstärkungen, Details etc. gerne selbst und ganz bewußt mit konkreten eigenen Wünschen und Vorgaben mitentscheiden können. Und dafür brauchen wir erstmal Meilen, eigene Erfahrungen und verschiedenen Wind. Nachdem das erledigt war, verholten wir in den Sportboothafen und werden Essen gehen. Die eigene Kombüse bleibt kalt heute. Fairer Lohn. :)
U r l a u b
Da sich unsere Tochter kurzfristig mit einer Freundin für den nächsten Abend in Medemblik verabredet hat und wir eben diese Freiheit ja so ganz besonders gesucht haben, ändern wir kurzerhand den vorgesehenen Törnplan (weil wir das jetzt können! ;) ) & gehen Schlemmen.
Für gewöhnlich berichte ich kaum mal über Essen und Speisen - aber dies Restaurant beim Hafen von Lemmer war mindestens erwähnenswert. Vier äußerst freundliche Grüße aus der Küche, Amuse-Gueule, Hors d’œuvre, Canapé ... :) bevor das wirklich herausragende Hauptessen serviert wurde. Wir kullerten später versöhnt und zufrieden zurück Richtung Schiff. :)
K r e u z k u r s
Nach total entspanntem Start hatten wir ... Gegenwind. Vielfach als Ärgernis angesehen, war die Wetterlage uns diesmal hochwillkommen - und wir wendeten und kreuzten uns fröhlich über‘s IJsselmeer.
Wendewinkel
Dabei schrieben wir Windrichtung und -stärken (2-3Bft konstant), Fahrt durchs Wasser und über Grund fleißig mit, während das kleine tapfere iPad eine verlässliche rote Trackspur mit Zeitstempeln dazu aufzeichnete. Für uns eine perfekte Gelegenheit, das Am-Wind-Verhalten unseres Schiffs bei diesen leichten Bedingungen kennenzulernen und strömungsarm mitgeschriebene Wendewinkel auszuwerten.
Z u s p ä t
Diese Akribie und das tolle Sommerwetter sorgten dann allerdings auch dafür, daß wir erst in tiefer Nacht nach Medemblik einliefen. Freunde bereits in den Betten, Hafenmeister und alle anderen Lebewesen anscheinend leider auch.So blieben wir für unseren kurzen Stop alleine - und mußten morgens vor Sonnenaufgang schon wieder die Leinen lösen, um die frühestmögliche Schleusung bei Den Oever mitnehmen zu können.
Unterwegs
So sollte unser Törn mit der Tide zum Trockenfallen im Amsteldiep und anschließendee Weiterfahrt nach Wiederaufschwimmen bis Oudeschild zeitlich gerade so aufgehen, hofften wir.
T r o c k e n f a l l e n
Wir rechnen bei Trockenfall-Manövern im Watt meist immer noch. Die Alten brauchen das nicht, wir schon. Auf jeden Fall, wenn’s etwas knapper und mit Anschluß danach ist. Mangelnde Dekaden an allerbester Erfahrung im Revier müssen wir noch mit Fleiß und Abschätzungen versuchen etwas zu kompensieren ... ;)
R e c h e n s p a ß - d i e T h e o r i e
Die Zahlenschubserei ergab für unseren Zwischenstopp:
Wir wollen eine Wassertiefe von 100cm um 2h20 nach lokalem HW über einer Stelle im Watt mit trockenfallender „Tiefe“ von mindestens -0,5m. Wenn wir das so treffen und erreichen, dann kommen wir später mit etwas Glück, beim letzten Schimmer der nautischen Dämmerung und annähernd Stillwasser bei Oudeschild durch die Haustür.
O r t s u c h e
Der gesuchte Ort könnte also z.B. zwischen AMD3 und AMD5 an der Kante des Amsteldiep gerade gut passen. So wollten wir es dann auch angehen.
D i e R e a l i t ä t
Sowohl das Festkommen (um 10 Minuten verschätzt), als auch das spätere Loskommen (20 Minuten früher, als gedacht) klappten einwandfrei. Gerade und ruhig lagen wir auch. Und tatsächlich wie erhofft trocken. Zu allem Überfluß sogar noch auf freundlichem Sandwatt. Das hat fein gepaßt.
Trockengefallen
Z u G a s t i m Z a u b e r l a n d W a t t
Das umsichtige Spazieren auf dem Meeresboden, sowie das unvermeidliche, hingebungsvolle Schlammbad für Nachwuchs und Vierbeiner war für alle eine helle Freude. Wer hätte gedacht, daß man sich derartig einsauen kann?! ;) Nachdem wir Vögel bestimmt, Wattwürmer, Muscheln und keine Krabben gefunden, den Anker inspiziert (2m, dann saß er tief und fest) und unsere zwei Wattschweinchen am Heck wieder sauber geduscht hatten, gab’s eine Stärkung - und den verdienten Nachmittagsschlaf. ;) Die nächsten Stunden läuft uns hier nichts weg. Viel schöner geht nicht.
M i t t a g s s c h l a f ;)
Diese amphibische Zwischenwelt ist ein Naturwunder ohne Gleichen für uns. Und wir dürfen zu Gast sein. Herrlich. :) Mit diesen schönen Gedanken schlief ich erstmal zufrieden ein - auf einer Koje, die lang-, breit genug, nicht klamm salzfeucht und vor allem auch nicht durchgelegen, sondern angenehm gepolstert ist. Was für ein Luxus. Das hatten wir schon oft auch anders ... :)
L o s k o m m e n
Um kurz vor 17 Uhr schwammen wir wieder geruhsam auf. Ausgeruht und bestens gefüttert gingen wir dann Anker auf - und direkt am Fahrwasserrand standen bereits die Segel. Die leichte Winddrehung kam uns zugute und wir zogen in einer orange getünchten Wasserwelt friedlich unsere Bahn gen Oudeschild.
D ä m m e r u n g
Bald dämmerte es - und die Nachwuchs-Navigatoren und wir hatten beim schwindenden Licht viel Freude mit dem Auszählen von Leuchtblitzen rundum. Auch das „Sortieren“ von beleuchteten und unbeleuchteten Tonnen war spannend.
Und ganz alleine waren wir auch noch nicht: „... kommt der auf uns zu?? Aber dann sehe ich doch niemals Rot! Oder doch? Und was ist das für ein Riesen Tannenbaum da hinten? Der bewegt sich! ...“ ;) :)
Diese arg verrauschten Abend-Bildchen erinnern mich wieder daran, warum sich das Mitnehmen einer ordentlichen Kamera beim Segeln so sehr lohnt. Seht es mir bitte in diesen Fällen auf diesem Törn nach - ich habe die Knipse (zu meinem besonderen Leidwesen) leider ... schlicht vergessen.
Dämmerung
D u n k e l h e i t
Mit gerade kenternder Tide und zu mittlerweile echt biblischer Dunkelheit liefen wir dann in den Texel-Hafen ein. Mittlerweile frischte der Wind auf und wir hatten einen adrett quersetzenden Wind zu den Liegeplätzen.
Kaum reingefunden haben wir zunächst - meine Augen im Dunkeln werden echt nicht besser ;) und kurz bevor wir beinahe geradeaus mit Grandezza ins kleine „Trockendock“ eingelaufen wären, bogen wir ganz hinten gerade noch rechts ab in Richtung Yachthafen. :)
2,5kn treibend vor dem Wind mit Maschine rückwärts eingekuppelt in ordentlicher Dunkelheit, das war nicht ganz so meine Idealvorstellung beim Anlaufen von Boxen. Wir nahmen dann auch die erste, gegen den Wind erreichbare Box passender Länge, die wir außen im Dunkeln als „frei“ erkennen konnten.
Daß da ein Schiff mit brummelndem Eigner die nebenliegende Freie Box mit spinnennetzartigen Festmachern noch mit versponnen hatte, war zunächst nicht zu erkennen. Naja.
H i l f s b e r e i t s c h a f t u n t e r S e g l e r n
Auch das ließ sich lösen & der Nachbar auf der anderen Box-Seite half uns freundlich beim „Umstricken“ und wies darauf hin, daß es in Holland eigentlich üblich wäre, sich unter Seglern zu helfen, so sei es selbstverständlich. ;) Und das ganz besonders bei Dunkelheit und anständig Wind. :) So kennen wir das auch.
Das gemeinsame Anlegebier mit ihm genossen wir dann in stillem Einvernehmen, der andere blieb auf seinem „Einsamen Planeten“ und vielleicht auch besser alleine ... ;)
L e i n e n f e s t
Somit: Leinen fest und gute Laune wieder aufpoliert. Am nächsten Morgen meldeten wir an, legten nach der Auslaufwelle noch um & genossen die Ruhe.
L a n d t a g
Nach ausgiebigem Frühstück mit frisch selbst gebackenen Croissants und feinem Rührei, sowie massenhaft Kaffee ging es dann in den Tag.
Die Jugend organisierte sich Fahrräder & fuhren 20km auf der Insel bis zum Sandstrand ab - und wir nebst Hund verlegten und auf‘s Flanieren, Bummeln und kleinere Ersatzteileinkäufe und Reparaturen. Wunderbar.
Landtag
O u d e s c h i l d - H a r l i n g e n
Um 9:00 Uhr liefen wir aus, bei jetzt ganz lieblichem Wetter. Mit der Tide surften wir die 28sm nach Harlingen herrlich durch das Wattenmeer.
V o r d e m l e i c h t e n W i n d z u w e n i g S e g e l f l ä c h e
Auf den Vorwind-Passagen bei Doove Balg konnte MALA mit den Genua-Schmetterlingen der anderen Schiffe mangels geriggtem Code-0 nicht mitfahren. Da reichte auch der „kleine Schmetterling“ mit Klüver und Groß nicht wirklich aus. Hier ist eine große Genua klar im Vorteil. Das schauen wir uns nochmal genauer an. Unsere antiken Segel sind sicherlich insgesamt nicht hilfreich, auch klar.
Untermotorisiert ;)
Dieser Nachteil änderte sich für uns mit auffrischendem und weiter NW drehendem Wind in Richtung Boontjes dann zu unser Freude noch erheblich. Und wir liefen mit allen Laken oben bei 5-6Bft ordentliche Höhe, während MALA sich mit ganzem Gewicht auf ihr Lee-Ruderblatt lehnte und bestens steuerbar blieb.
Läuft
Mit unserem bisherigen Erfahrungshorizont hätten wir konventionell längst etwas gerefft (wie zwei Sonnenschüsse anderer, ebenfalls Höhe klemmender Yachten auch bestätigten) - aber hier scheint sich das Konzept unser kleinen Atlantic 36 auszuzahlen - sie lief noch stoisch und ohne übermäßige Ruderlage oder Krängung weiter. Toll!
Wir wollten ein Schiff für Wind, mit dann gut anzupassenden Segelflächen. Das scheinen wir zu haben. Und bei leichtem Wind gehen wir dann lieber den Kompromiß mit Code-0 oder Spi. Das paßt für uns.
A b s c h l u ß
Das Einlaufen nach Harlingen und nachfolgende Schleusen wird für alle sogar jetzt schon langsam gute Routine - und so lief es auch entsprechend glatt.
Schleusen vor uns
Daß man allerdings die KLEINE Schleusenkammer mit erfahrenem Auge des Schleusenwärters DERARTIG eng vollpacken kann, das hätten wir auch nicht gedacht. Und auch hier gilt wie immer - was ganz vorne nicht durchgerückt wird, das kann weiter hinten in der Kammer später auch nicht aufgerückt werden. Da mußte der Schleusenwärter vorne via Lautsprecher wiederholt ganz schon „schieben“, bis es hinten gerade so reichte ...
Schleusen hinter uns
Wir selbst steckten mit dem Bugspriet bereits auf Mittschiffs-Höhe zwischen dem vor uns liegenden Schiff und der Wand, während unser Achterstag gefühlt nur zentimeterweise Freigang zur hinter uns herunter schwenkenden Klappbrücke hatte. Ganz schön eng ...
Der arme Motorbootschiffer, der erst vor uns allen da, jedoch angewiesen war, erst als allerletzter einzufahren, der hatte es immens schwer. Unter der Brücke klemmend, im vollen Wasserstrom - und mit den Toren, die ihn beim Schließen schier nach vorne drückten direkt am Heckkorb, war für ihn und seine Frau viel Arbeit in diesem Schleusengang nötig. Es wäre für alle so viel einfacher gewesen, wenn vorne doch nur etwas besser durchgerückt worden wäre. ...
Alles ging gut und 30 Minuten später war MALA klar und fest in ihrer Box. Eine weitere schöne „Alltagsflucht“ ging für uns zuende und die Runde Autobahn fällt mittlerweile auch schon beinahe unter Routine.
Was bleibt, sind wieder tolle Erinnerungen, gemeinsame Erlebnisse, Bilder und Photos, die uns als Familie gut tun & weiter zusammenschmieden.