MALA.


M A L A  A l h e n a  u n t e r w e g s

Um 18:15 am 27. Juli 2019 schoben wir uns aus unser Box, glitten durch die Klappbrücke und rutschten dann aus der Schleuse in Harlingen im Richtung Wattenmeer.

Die Segel gingen hoch und nichts klemmte oder hakte, alles lief ruhig und unaufgeregt. Vor allem auch unser Schiff selbst, was uns unheimlich beruhigte. Das Boontjes herunter zu schnüren war die helle Freude. Die Anspannung fällt langsam ab, wir kommen an. Im neuen Heimatrevier und auf MALA Alhena. Ein feines Gefühl. :)

Endlich segeln
MALA.

Um 20:15 parkten wir vor der Schleuse in K‘zand ein, in der Hoffnung, daß wir noch mit den letzten Abendlichtstrahlen vor Makkum den Anker raus- und uns mit Sundowner auf die Cockpitbänke verholen könnten. Aber es kommt wie immer mal wieder etwas anders - und die Schleuse wollte uns erstmal nicht haben. Nach netter Rücksprache lief es dann & wir lagen um 22:00 Uhr in der Schleusenkammer. Verflixt. Wir hätten früher klarer Bescheid sagen sollen. Unser Versäumnis ... ;)

Den Sundowner malten wir uns dann bei untergehender Sonne zwischen Brücke und Schleuse, ohne Sicht, in den schönsten Farben erstmal lediglich aus ... und um 23:00 fiel und hielt der neue Anker dann sauber vor Makkum.

Blau
MALA.

A n k e r n

Herrlich. Der neue Motor der Ankerwinsch lief rund, alle Schalter taten, was sie sollten - so ein bißchen Lohn für die elende Repariererei der letzten Monate ging runter, wie der nachgeholte Sundowner, den wir dann auch noch zufrieden bis lange in die warme Nacht ausdehnten. Wir haben ordentlich Kette gesteckt und liegen mit viel Abstand rundum im Ankerfeld. Mit Details der Kettenführung müssen wir uns nochmal weiter beschäftigen, sie neigt noch zum seitlichen Ausbrechen aus der Delrinrollenführung.

Den kommenden Tag widmeten wir der -ähm- intensiven Erprobung des Seeverhaltens vor Anker, sowie der wichtigen Pantry ;) - und dösten, kochten und schlemmten uns so durch den Tag. Viel Zeit zum Baden, Backen und weiter Kleinigkeiten von der langen Liste ganz entspannt abzuarbeiten. So tauschten wir Leinen, Blöcke, Schoten, spleißten und takelten uns so durch den Tag.

L E D

Und MALA bekam überall dort, wo es ging, kleine LED-Leuchtmittel verpasst. Der Batteriemonitor jubelte mit uns, auch das wird langsam. Beeindruckend, was sich da an Grundumsatz in der Praxis an Ah einsparen läßt.

B a c k b o r d b u g  f i x  e i n g b a u t

Daß ein unheimlich gut genährter Seevogel auf unser Windanzeige ausgiebig im Masttop gesessen haben mußte, konnten wir daran erkennen, daß wir auf dem Anreise-Schlag auf allen Kursen konstant und durchgängig Wind sauber von Steuerbord querab hatten ... Vorfahrt fest eingebaut, sozusagen. ;) ;)

Um das zumindest zu verbessern, durfte die Skipperin dann einmal ganz nach oben, wo sie mit spitzen Fingern biegend und richtend, sowie mit WD40 eine Stunde lang ein kleines Wunder vollbrachte: Die schon abgeschriebene Anzeigt lief tatsächlich wieder. Wer hätte das gedacht. Etwas hakelig zu Beginn noch, aber immerhin. Mit der Zeit dann sogar ganz ordentlich. Fein. Wir können also auch wieder Windeinfall von Backbord ... ;)

Hoch hinaus
MALA.

W e t t e r

Die Wetterfrösche sahen neben der mäßigen NE-Windlage zum Abend noch lokale Gewitter und Böen um 6 für uns vor. Das wußten wir - und waren gespannt, wie sich das Ankergeschirr mit unseren langen, gespleißten Dehnleinen am Haken auf der Kette so bewähren würde. Bei bis zu 30°C Luft- und 24°C Wassertemperatur war es noch karibisch ...

Alle anderen Ankerlieger packten frühzeitig fleißig ein und liefen geschäftig in Richtung Hafen ab.

MALA. Als selbst die bei uns liegende Boréal ablief, die letzten zwei Schiffe ankerauf gingen und nach Norden unter etwas Landabdeckung verholten und wir somit ganz alleine verblieben, wurde uns schon langsam etwas komisch, mit Gewittern rundum und einbrechender Nacht ...Wußten die alle etwas, was uns eventuell entgangen ist?! ;) Egal.

Halten muß das Geschirr & probieren wollen wir es eh. Also ... abwarten, zusehen und genießen.

So taten wir & gegen Abend brach das Wetter dann ordentlich zusammen. :) Nachdem wir dem Schauspiel genug zugesehen und uns über unser „halbes Deckshaus“ als Wetterschutz ausreichend gefreut hatten, taten wir es dem Wetter gleich ... und brachen auch zusammen. In den Kojen für die bestgeschlafene Nacht des letzten halben Jahres.

Der Ankeralarm zeigte über den gesamten Tag einen beruhigend konstant kleinen Schwojkreis und sollte diesen auch bis zum Morgen genau so beibehalten. Das war schon gut.

R ü c k f a h r t  m i t  S o m m e r t ü c k e n

Zum Vormittag motorten wir dann mangels Wind in Richtung Schleuse K‘zand. Wir werden schließlich von den Kindern zu Hause & von den Kollegen bei der Arbeit am dann kommenden Morgen bereits erwartet. Zeitlich paßt alles perfekt, wir waren bester Dinge und passierten die Schleuse. Zufrieden. Bis unmittelbar vor der Autobahn-Schwenkbrücke bleib das auch so ...

Daß so eine Schwenkbrücke nicht sofort öffnet, nur weil drei so Freizeitschiffchen da liegen, das war klar. Einkalkuliert, kein Grund zur Sorge. Kaffee-Kochen.

Nach und nach knubbelten sich immer mehr Schleusenladungen Schiffe in der „Zwischenwelt“ zwischen Schleuse und Brücke. 1 Stunde, 3 Stunden, ... Funkverkehr. VIEL davon. Wir hören fasziniert zu, sprechen viel mit unseren Nebenliegern, die ersten beginnen sich auf eine Nacht im Becken einzurichten - und die ersten begannen, die Nerven zu verlieren. Wir reparierten und optimierten uns so weiter durch den Tag.

V e r k l e m m t

Wie langsam durchsickerte, klemmte die Schwenkbrücke hitzebedingt. Nichts zu gewinnen. Und nicht das erste Mal, wie wir hörten ... Wir lernten vor allem aber auch, daß das HEUTE sicher nichts mehr wird. Die Techniker haben eingepackt und sind unverrichteter Dinge abgereist. Und morgen sollen WAHRSCHEINLICH andere Techniker ihr Glück mit dem heißen Bauwerk versuchen. Ab etwa 11-12 Uhr könnten die dann eintreffen. VORAUSSICHTLICH. Wenn die Zeit haben. Es sei viel los im Moment.

Rien ne va plus - nichts geht mehr
MALA.

Eieieiei. Das klang nicht gut. Vor allem nicht mit Terminen im Kreuz. Ein paar Telefonate später, war klar, daß wir am nächsten Morgen nicht um 7 Uhr zum Dienst in Familie und Firma da sein konnten. Höhere Gewalt. Zum Glück trugen es alle mit Fassung. Wir auch.

Aber jetzt brauchten wir einen schnellen Plan B, nochmal rufen wir nicht an, um zu verschieben, eher trampen und schwimmen wir zurück ... ;) Wir müssen hier irgendwie rauskommen.

F l u c h t

Das Knäuel an Booten begann zu zerfallen & als drei Schiffe, die an und über uns lagen zurück liefen, sich mühsam einen Weg durch Päckchen und treibende Schiffe bahnten und wir für einen kurzen Moment dadurch selbst frei vom Knäuel wurden ging‘s schnell:

„Das wird hier nix“. Kurzentschlossen liefen wir im Kielwasser hinterher. Bloß raus hier. Ab zur anderen Schleuse und bestmöglich ganz früh durch, raus und zurück. So sollte es kommen und auch klappen.

Eine herrliche Abendfahrt entlang des Abschlußdeiches, alles in strahlendes Orange getaucht, entschädigt für die vorherigen Misslichkeiten.

Orange - Umweg
MALA.

Um kurz vor Mitternacht lagen wir fest in Den Oever, nach toller Überfahrt.




Der kommende Morgen hatte dann eher "Fluchtcharakter" ;) - und um 6:35 morgens schleusten wir bereits. Herrlich, das hat geklappt, wie erhofft. Eine schnelle nachfolgende Fahrt - und um halb eins passierten wir die kleine Schleuse von Harlingen. Beim Anheben des Schwenkkiels kurz vorher ging ... gar nichts. Hoppla? Das brauchen wir aber für die kleine Schleuse. Sonst wird das nix. „Gesche, wat iiiiis nu‘ ...?!“. „Sicherung nicht drin, Moment!“. „KLICK“. „Jetzt!“. Ruder legen, Kiel läuft.

OK. Kam uns zwar komisch vor, da wir sowas doch ‚eigentlich’ immer vor Ablegen testen und die Sicherung sicher drin war ... aber lief dann ja. *)

Normalerweise müßte man bei einem gerade erst übernommenen Schiff jetzt sofort bis in die Tiefe ... ... Naja.

Abgehakt, vergessen, weiter und schnell in die Box, Aufklaren & ab nach Hause. Wird Zeit. Wir haben es eilig.

Daran werden wir uns noch zurückerinnern.

Ein feiner erster Test nahm erstmal sein genauso feines Ende. Und wir waren absolut sicher, daß für den kommenden Familientörn alles perfekt vorbereitet und bereit sein würde. Die Kinder haben das bei all der Hilfe auch echt verdient - ein reibungsloser Start, in eine ruhige Urlaubswoche. OHNE Arbeit am Schiff. So soll‘s sein.

*) Wir ahnten ja nicht, wie wir uns da doch nochmal getäuscht haben sollten ... es stand wieder eine Lektion in guter Seemannschaft für uns an ... ;) ... aber erstmal geht‘s nach Hause und in unseren Alltag zurück.



MALA.