MALA.


Fortsetzung - Teil 2

B o o t s b e s i c h t i g u n g

Morgen also. Oh weh. Eh’ ich mich berappeln konnte, war’s vereinbar und ausgemacht. :) Auflegen, durchatmen und Gesche anrufen war nachfolgend eine flüssige Bewegung ...

Am nächsten Morgen um 09:25 Uhr standen wir tatsächlich geographisch 700km nordwestlicher. Am Werftor in Harlingen. Nachtfahrt. Ich habe eine tolle Ehefrau. :) Müde, aufgeregt, unsicher und bis zum Zerreißen angespannt, stolperten wir nach Begrüßung und Handschlag durch die kühle Morgenluft hinter einem der Werftchefs her, bis auf den Steg, an dem Alhena, die Atlantic 36 im Wasser lag.

O h n e  R i g g

Mit einem freundlichen „Here she is. Take your time & look around.“ trat er einen einladenden Schritt beiseite - und wir unsicher auf der Stelle. Atlantic Wir standen vor einem hübschen, erkennbar benutzen Schiff ... OHNE RIGG. Aha. Das war - ähm- unerwartet. Ich blinzelte nochmal, „lookte“ mit zusammengekniffenen Augen nochmal gezielt „around“, aber es bleib dabei. Dieses Schiff hat keinen Mast.

Leicht angeschlagen taumelte ich erstmal geschäftig tuend, prüfend über‘s Deck in Richtung Bugspriet, wo ich alleine mit dem Anker in den Seilen hing und betroffen vorne ins stille Hafenwasser schauen konnte.

Das sich zurückspiegelnde Gesicht, das mich, etwas leer und mit raupenartig hängenden, müden Augenlidern aus dem glatten Wasser heraus anstarrte, schien zu sagen: „Aaalter, Du bist bekloppt. Fahrt nach Hause. Ein Schiff ohne Mast. Das wird hier nix ...“.

Außerdem ist das Deck abgenutzt und an diversen Stellen vermackt. Mit kleinen Aufblühungen, genau wie das Schiff aus England kürzlich ... Hmmmhmm. Kein Mast. Als Segelschiff. Zum Verkaufsbesichtigungstermin. Irre.

Gefaßter, mit dem Kauf eigentlich schon abgeschlossen, folgte ich Gesche unter Deck. Und wir schauten uns um. Es war ... schön! Tolles Raumgefühl. Tolles Ambiente. Warmes Holz. Wunderbares Handwerk, wohin wir schauten. Kleine Pantry. Navi am für uns „richtigen“ Fleck. Salonkojen lang genug. Mit verriegelten, klappbaren Bodenbrettern, alles, was ich anfaßte war einfach - richtig gut. Und überall wo ich hinterkroch sah’s ebenso aus. Ganz sauberes Handwerk. Entdeckbarer Pfusch? Abwesend. Hoppla.

Die Bilge war bemerkenswert: Sie war ungereinigt - und STAUBIG. Durchgängig vom Bug bis unter die Ruderkoker. Knochentrocken. Das hatte ich noch nie gesehen. Ich war wieder mehr interessiert & wir fragten, wühlten uns durch‘s Schiff. Und löcherten unseren Partner mit technischen Fragen in Dauerfeuer. Der dies freundlich ertrug und mit toller Ruhe und Offenheit mit uns durchstand.

H o f f n u n g

Wir fanden erste Fehler, kleine und nicht ganz kleine. ... Ein gemeinsamer Blick - und jederzeit das klare Statement: “Ja. Das muß und wird vor Verkauf noch gemacht werden. Ganz klar.“. Ich war langsam wieder SEHR interessiert. Gesche auch.

Nach vielleicht 1 1/2h im Schiff gingen wir gemeinsam wieder an Deck - wo ich außerordentlich geistesgegenwärtig und höchst wortgewandt noch sinngemäß anmerkte: „Ääh, dies Schiff hat keinen Mast“. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, hieß es: „Oh ja. Das Rigg liegt in der Halle. Ist 3 Jahre nicht gesegelt. Machen wir Euch drauf. Wird absolut in Ordnung sein. Segel sind alt. Aber auch im Lager. Das machen wir zum gemeinsamen Probesegeln alles noch fertig. So wie die Wartung, Motorservice, Unterwasserschiff, Elektrik-Check, Ankerwinsch-Motor, Schalter für denselben, ...“.

Eventuelle Käufer und Gutachter sollten alles so sehen können, wie es aktuell ist - erst dann werde drüber-gearbeitet und aufgehübscht. Donnerwetter.

I n t e r n e   E n t s c h e i d u n g

Ein Blick beim letzten Gang über das Deck in die Augen meiner angehenden Eignerin und bei uns Kassenverantwortlichen, ein leises, vertrautes, winziges Nicken beiderseits & wir waren ohne weitere Worte einig. Unser Schiff hatte uns gefunden. Wir waren drauf und dran, ein Schiff zu kaufen!

WIR. UNSER SCHIFF. ENDLICH.
Wahnsinn.

Der Gang ins gemütliche Clubzimmer der Werft war wie in Watte. Verhandeln und Abschließen ist bei uns Sache der Chefin, und lief gemeinsam mit der Werft und nach Telefonaten mit dem bisherigen Eigner anständig, miteinander und gut.

F a s t  a m  Z i e l

So sah das dann aus, als alles kurz vor gültigem Handschlag und provisorischer erster Unterschrift stand. Einvernehmlich, mit klar fixiertem Weg, wie das Ganze jetzt weitergehen kann. Das strahlende Honigkuchenpferdchen am großen Seitenschwert-Tisch ist die anggehende Eignerin. Da waren wir praktisch finanziell bereits auf dem besten Weg unter die "kalte, dunkle Dusche", die die Alten uns früher hinsichtlich Bootsbesitz immer leise klagend prophezeiten ... - und tief im Innersten glücklich und unheimlich zufrieden damit ... ;) ;)

Atlantic

Teil 3 folgt.


MALA.