MALA.



Kleine Vorgeschichte ...

D a m a l s ...

Aufgewachsen bin ich von klein auf auch mit Segeln. Die Eltern, die Familie, Freunde hatte Kleinkreuzer & Jollen, die Begeisterung begann für mich als Kleinkind und Jugendlicher und ließ mich noch nicht wieder los. Viele Wochenende in Kindheit und Jugend, ging es irgendwie auf’s Wasser. Im Sommer. Die Saison konnte mir gar nicht lang genug sein, und den Herbst bedauerte ich meist über alle Maßen ... ;) Über den eigenen alten Opti, dann im Verein manchmal Laser, 420er, den Familien-470er, Zugvogel ... und Ostsee-Chartertörns mit den Eltern ging der Weg über die Jahre mit Pausen - bis erstmal in die Flaute.


T r ä u m e n

MALA
Über diese Durststrecken (vor allem im Winter) halfen stets immer auch Segelbücher hinweg, die meine Mutter so gerne las - und von denen wir gemeinsam dank ihr wohl alles, was die letzten 30 Jahre irgendwie veröffentlicht wurde, träumend gelesen und verschlungen hatten. :) Über die später geerbten Meter Bücherregal & Erinnerungen freue ich mich heute noch unheimlich.


C h a r t e r n

Nach der zwangsläufigen Flaute ergab sich dann mit vielleicht Anfang/Mitte 20 endlich wieder die Möglichkeit selbst zu segeln. Wir bevölkerten in großer Zahl die günstigsten Charterboote, die wir uns gemeinsam und mit Freunden wochenweise leisten konnten (eine eigene Koje ist manchmal total überschätzt ;) ) - und waren endlich und aus eigener Kraft unterwegs. Traumhaft!


W e i t e r  T r ä u m e n  &  L e r n e n

Der Traum vom irgendwann mal eigenen Schiff, der aus meinen Kindestagen stets bestand, blieb - und begann sich seither immer weiter zu verändern und zunehmend zu konkretisieren. Zumindest, was das Traum-Schiff und dessen Eigenschaften anging. Folke, BM-Family, eine 36er Hallberg, etwas Robustes. Die bleibenden Träumereien waren ein wichtiger Halt - und das erträumte Schiff wuchs kontinuierlich mit.

Und mittlerweile träumten Gesche & ich gemeinsam ... :) Hatten wir uns doch den gemeinsamen Weg seit Mitte der 90er begonnen, zusammen zu ebnen, zwangsläufig weitere Segelscheine machen müssen - und fleißig jedes Jahr zu Chartern.


F a l s c h   w o h n e n ...

„Unglücklicherweise“ hat es uns aus beruflichen Gründen seit Ende der 90er dann in den süddeutschen Raum verschlagen. Was zunächst nur auf „1, 2 Jahre“ als Berufsstart angelegt war, wuchs sich aus ... blieb & wurde unser Zuhause :)

Wunderbar, aber für küstenaffine kleine Seglerchen die mit Abstand schlechtestmögliche Wahl. Es sind rundum immer 700+ km zu jedweder Küste. Was haben wir uns da bloß gedacht?! Die Frage blieb seither - und ein eigenes Boot rückte angesichts Vernunft und trotz Sparen weiter nicht ausreichender Mittel in weite Ferne. Und blieb dort. Die Träume blieben allerdings auch :)


W e i t e r   S e g e l n

Mittlerweile mit Kindern ließen wir nicht locker und gingen weiter segeln. Als Familie und mit Freunden. Jeder Törn ein Genuß und ein feines Lernfeld.
Anfang der 2000er auf einem Malta-Törn mal spektakulär von der mitsegelnden Crew durch einen überraschenden Ausstieg kurz vor Törn-Ende hängengelassen (...), hatten wir die tolle, unerwartete Gelegenheit, festzustellen, daß wir beide auch Fahrtenyachten ganz hervorragend lediglich zu zweit sicher und gut segeln und ‚einparken’ können. ;)

A n s t o s s

Damit war ein wichtiger Grundstein für unsere künftigen Törns gelegt worden. Unfreiwillig zwar, aber für uns prima, rückblickend. Ganz neue Möglichkeiten taten sich für uns auf. Zwischenzeitlich verliebten wir uns bis über beide Ohren in die traumhaften Nordsee-Wattengebiete, die wir uns dank und mit unserem lieben Freund & Skipper Kalle zusammen vorsichtig gemeinsam zu erschließen begannen.


K l a r   K i m m i n g

Klare Sicht

Damit wurde das Bild für uns klarer. Das sollte es werden:
Das Wattenmeer als unser Heimatrevier, mit „ganz viel Luft nach Norden“ ;)


A n f o r d e r u n g e n

Und so paßte sich das „Traumschiff“ in seinen Ausprägungen auch mit an:
Unser Schiff sollte gut trockenfallen können. Und eventuelle kleinere Rempeleien mit Grund oder Eis und Fehler unsererseits seufzend verzeihen können.
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Aus Aluminium. Mit variablem Tiefgang. Robust. Und trotzdem mit noch so annehmbaren Segeleigenschaften, daß wir unsere auch längeren Schläge darauf gut machen können und ich nicht komplett untertakelt auf jedem Kurs verzweifelt schotenzupfend leise weinen würde ... so segelnd, daß wir uns auch sicher & wohlfühlen können. Und auf der Kreuz nicht vollkommen verloren sind ...
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Wir wollten einen Kutter. Robust, verzeihend & mit gut anpassbaren Segelflächen, mit all seinem Gedöns an Deck ... ;) Ich liebe zu Gesches Leidwesen das Getüddel mit Leinen aller Art, wenn ich auf Schiffen bin ...
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Für zwei optimal, dann auch mit akzeptablen Staumöglichkeiten. Für vier noch ordentlich nutzbar. Ein bewußter Kompromiss, ganz klar.
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Für eventuell längere Fahrt & Ausrüstung lt. Bobby Schenk der klassische Fehler - zu klein gekauft. Aber so vielleicht für uns schon „vor der Zeit“ realisierbar?

Also nicht zu groß & somit bezahlbar(er) und unterhaltbar(er) für uns. Dafür nicht erst im Ruhestand, sondern Jahre früher.
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Solide, sicher, simpel und zuverlässig. Gut isoliert, warm.  Durabel. Und wartbar.
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Seetauglich und mit sehr anständigem Wetterschutz im Cockpit. Deckshaus, Doghouse ... wie auch immer, aber das fest, integriert & verfügbar. Auch wenn wir damit auf ein repräsentatives Mediterran-Cockpit mit feinen Luxus-Liegewiesen bis zum Horizont würden verzichten müssen. Das wollen wir so.

Was ein seetaugliches Cockpit mit echtem Wetterschutz (für uns persönlich) wert ist, wissen wir nach nassen, kalten Tagen und Nächten im Wind schon jetzt zur Genüge - viel. :)
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Also insgesamt eher ein stabiles, pragmatisch gehaltenes Seeschiff, das wir beide lieb haben und dem wir vertrauen mögen, als ein primär hübsches Zierschiff mit überbordendem Raumangebot & hübschen Zeitgeist-Gimmicks.


Z e i t p u n k t  &   V e r n u n f t

Auf jeden Fall gebraucht und ... eigentlich in 10 Jahren erst. ;)
... Alles andere ist doch Quatsch. Das nutzt Ihr niemals sinnvoll. Wie soll das bei der Entfernung gehen? Habt Ihr wirklich keine anderen Sorgen? Bekloppt. Sowas macht mal im Ruhestand, aber doch nicht jetzt und mit 700km zum Meer. Mai - Oktober ... das lohnt nie. Und dazu der Riesenaufwand für rein und raus. ...

Alles mehr oder weniger Zitate. Und allesamt so richtig, wie sie sein können.
Was aber, wenn aus einem lang gepflegten Lebenstraum nach vielen, vielen Jahren nichts werden kann? Aus welchen Gründen auch immer? Gesundheit? Schlimmeres? Kann man damit irgendwie glücklich leben? Im Rückblick? Das können wir noch nicht wissen.

Die frühe Tode meiner Eltern, die eigenen Gesundheitsreserven, Aussichten & die immer wieder betroffen gelesenen Aushänge oder Anzeigen zu plötzlichen Todesfällen lieber Freunde oder Kollegen taten das ihre.

In unserem ersten Logbuch für MALA Alhena steht ganz vorne eingedruckt jetzt das Zitat:
„Twenty years from now you will be more disappointed by the things you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.“

Es soll sich was bewegen.


N e u e  S u c h e

Mit Kindern, die langsam größer und zunehmend auch flügge werden - ging unsere konkrete Schiff-Suche in den letzten paar Jahren wieder zunehmend intensiver los. Man muß ja vorausplanen ... ;)

Die (halbherzige) Suche lief wieder mal an. Vielfach hatten wir den Prozeß über die Jahre dann ja immer wieder vernunftbedingt zu den Akten gelegt ...

Alubat, Allures, Garcia, Einzelbauten, K&M, ... wir schauten viel an. Lasen viel, sprachen mit Eignern, „lebten“ in den Verkaufsportalen, besichtigten, verwarfen, passten an ... bis die Boréal kam.

DAS war (deutlich zu groß) in vielerlei Belangen als Schiff bis auf wenige Ausnahmen nah an unserem Idealbild. :) Und wenn wir nur wenige hundert Jahre weiter so konsequent sparen und zur Seite legen würden - sogar erschwinglich. ;)

Wir fokussierten also auf alles Seetüchtige aus Alu, isoliert und mit variablem Tiefgang, was sich finden ließ.

Mittlerweile wurde auch klarer, daß wir keinen Sanierungsfall stemmen können oder wollen. Teilweise Refit - ja, Rebuild - nein.

Baujahrabhängig wurde für uns die CE-Kennzeichnung wichtig, um da bei den unabsehbaren EU-Regelungen diesbezüglich in der Zukunft nicht unter Umständen mal vollkommen auf der falschen Seite zu liegen. Einige tolle Eigner-Einzelbauten fielen so für uns leider raus.


A t l a n t i c   Y a c h t s

Wir kamen irgendwann auf die Atlantic-Yachtwerf. Die liebenswerte, feine Werft aus Harlingen, die (aus unser Sicht) konzeptionell so schöne, für uns passende Schiffe baut - „Boréal in klein“ hörten wir schon augenzwinkernd.

Atlantic Mit einem Anspruch an Qualität und simpler Robustheit, der sich genau mit unseren Wünschen deckte - und Eigentümern, die mit der Mannschaft mit Herzblut lebten, wofür sie stehen.

Der einzige Haken - der Gebrauchtmarkt. Er ist leer. Es gibt überhaupt nur vergleichsweise wenige Schiffe - und die halten anscheinend zufriedene Eigner. Lange.
Größere Altlantics gab es schon mal - die sprengten in jeder Hinsicht unsere Möglichkeiten.

Also warten und immer schauen. Ein Geduldsspiel. Nein, eine Geduldsprobe.

... die mit Ende März 2019 ganz plötzlich und eher unerwartet ein jähes Ende fand. Es gab eine Anzeige über eine kleine Atlantic 36!

Zeitlich kurz zuvor hatten wir in England eine Alubat, die ebenfalls noch im Suchraster schwamm,  gerade so nicht bekommen. Da war jemand schneller. Wir bereiteten nach Sichtung von massenhaft erhaltenen Photos und Mailwechseln bereits die Flugbuchung nach England vor, als uns ein lapidares: „Sorry the boat is sold. Sometimes you have to be quick“ erreichte. Ein wahres Wort. Hart zwar für uns, aber sehr prägend. ;) Wir mußten also in gewisser Weise schneller werden, wenn wir mitspielen wollten.


B e   Q u i c k

Also: Eine Atlantic 36 im Internet. Eine kleine Sensation für uns.
Ohne wirkliche Hoffnung rief ich mal bei der Bauwerft an - die den Verkauf für den ehemaligen Eigner abwickelt - und erfuhr , daß es wie immer natürlich noch andere vielversprechende Interessenten gibt (...).

Kurz vor Auflegen und Gesprächsende war ich plötzlich mit der überraschenden Frage konfrontiert, wann wir bei Interesse denn überhaupt vor Ort sein könnten. Ich riefe ja anscheinend aus Deutschland an. Ja. Aus SÜD-Deutschland, genau genommen. ;)

Noch überraschter war ich dann von meiner eigenen Antwort, übrigens, die sinngemäß und hocheloquent etwa so ausgefallen sein mußte: „... ähm, jaaa, hmmm, aaalso ... MORGEN! MORGEN FRÜH.“.

Auf beiden Seiten der Telefonleitung frappierte Verblüffung und Stille. „MORGEN?“ Ernsthaft? Hatte allen Ernstes ich das gesagt?!

700 Miles ...
(Q: openroute service)

Hatte ich wohl. Ohne Abstimmung mit meinem Umfeld in jeglicher Art. Eieieiei.
... sometimes you have to be quick ...“ Lessons learned. Da war ich also mal quick.  Und wie. Und jetzt stehe ich 700km zu weit südlich ... mit ziemlich genau einer Nacht Zeit ... ;)



Teil 2 folgt.


MALA.